Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Erfolgreiche Zusammenarbeit für die Kulturpflege macht die Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen sichtbar
Als ich auf den Spuren meiner Familie im Jahr 2013 nach Osterode kam, bemerkte ich schnell, dass hier die Pflege der ostpreußischen Kultur hochgehalten wird und das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen ungewöhnlich entspannt und freundlich ist. Wohin ich auch kam, ich wurde freundlich hereingebeten und mir wurde gezeigt, was ich sehen wollte. Im ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gymnasium, an dem mein Vater 1927 das Abitur gemacht hatte, wurde ich sogar in den Unterricht eingeladen, und die Schüler hörten sich mit großem Interesse an, was mich nach Osterode geführt hatte.
Dass dieses gute Verhältnis zwischen Polen und Deutschen keineswegs selbstverständlich war, wusste ich von einem früheren Besuch. In der Zeit der kommunistischen Diktatur wurde das kulturelle Erbe Ostpreußens generell totgeschwiegen oder gar zerstört und den Deutschen schlug offene Ablehnung entgegen. Also beschloss ich nach der Rückkehr von meiner Reise, mich in der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen zu engagieren, um mich auf diese Weise selbst für die ostpreußische Kulturpflege und die Aussöhnung einzusetzen. Und schon bald erkannte ich, warum sich in den letzten drei Jahrzehnten gerade Osterode in dieser Hinsicht so vorbildlich entwickelt hat:
In der Folge des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages organisierte sich die Deutsche Minderheit in Osterode in der Gesellschaft „Tannen“ und schnell wuchs zwischen ihr und der Kreisgemeinschaft, dem Zusammenschluss der früheren Einwohner des Landkreises Osterode, eine enge und bis heute unzertrennliche Freundschaft. Als sichtbares Zeichen dieser Freundschaft kaufte die Kreisgemeinschaft bereits im Jahr 1993 das Haus in der Herderstraße 7, das sie 1994 den „Tannen“ übereignete. Seit 1997 trägt es den Namen „Deutsches Haus“. Es ist zweifellos der gesellschaftliche Mittelpunkt der Deutschen Minderheit und für viele Landsleute in Ost und West – und auch für mich selbst – schon zu einem zweiten Zuhause geworden.
Seit nunmehr drei Jahrzehnten haben „Tannen“ und die Kreisgemeinschaft in enger und partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den polnischen Behörden unzählige Projekte im Bereich der Kulturpflege verwirklicht – und dabei weder Geld noch Mühen gescheut. Ohne zu übertreiben, darf man sagen, dass Osterode heute anders aussähe, wenn es dieses Engagement nicht gegeben hätte. Mein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang Heinrich Hoch, der die „Tannen“ seit 1997 bis zum heutigen Tag leitet. So ist es seinem unermüdlichen und hartnäckigen Einsatz – seiner Heimatliebe – zu verdanken, dass im Jahr 2018 das alte Rathaus am Markt wiedererrichtet wurde.
Hoch ist ein wahrer Brückenbauer zwischen den Menschen. Er ist nicht nur Vorsitzender der „Tannen“ und des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren, sondern er war auch viele Jahre lang im Rat der Stadt Ostróda (in hohen und höchsten Funktionen) tätig und hat auf diese Weise entscheidend dazu beigetragen, dass sich das Verhältnis zwischen der Deutschen Minderheit und der polnischen Mehrheitsgesellschaft in geradezu idealer Weise entwickelt hat. Hoch ist auch Mitglied im Vorstand der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen und bildet damit gewissermaßen eine Klammer zwischen den Ostpreußen in Ost und West. Dies macht deutlich: Die Ostpreußen, wo immer sie auch leben, gehören zusammen! Möge die deutsche Gesellschaft „Tannen“ auch in Zukunft blühen, wachsen und gedeihen!