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Der Wochenrückblick

Adabei in Dubai

Wie am Persischen Golf der Tourismus boomt, und was zu Hause derweil schiefgelaufen ist

Hans Heckel
09.12.2023

Wo waren eigentlich die „Aktivisten“ der „Letzten Generation“, die im vergangenen Juni auf Sylt ein Privatflugzeug mit oranger Farbe vollgespritzt haben? In Dubai hätten sie fette Beute machen können, wo in den kommenden Tagen das weltweit größte Privatjet-Treffen dieses Jahres zu Ende geht. Die noble Sause wird vornehm als „Weltklimagipfel“ etikettiert.

Der schicke Titel bedeutet vor allem, dass man es hier endlich mal nicht so genau nehmen muss mit dem ständig geforderten Verzicht auf eine „klimaschädliche Lebensführung“. Denn man produziert das viele CO₂ auf dem Flug ins Emirat ja nur, um weniger CO₂ produzieren zu lassen, also von den anderen. So durfte auch Luisa Neubauer nach Dubai jetten. Die Anführerin der deutschen Sektion von „Fridays for Future“ ist mehr als 6000 Kilometer hin und her geflogen, um unter Palmen ein Pappschild hochzuhalten.

Dass mit den Arabischen Emiraten ausgerechnet eines der größten Ölförderländer der Welt zum Gastgeber des Klimagipfels erkoren wurde, löste im Vorfeld hier und da Magengrummeln aus. Aber die Scheichs geloben, dass sie von dem schwarzen Zeug ja loskommen und stattdessen mehr Geld mit Tourismus verdienen wollen. In diesem Sinne war das Treffen schon mal ein großer Erfolg. Zwischen 70.000 und 80.000 Leute sind aus den fernsten Regionen des Planeten angereist.

Die schiere Zahl verrät schließlich, dass es sich bei den allermeisten wohl tatsächlich um bloße Touristen handelt, die sich nur viel wichtiger nehmen als herkömmliche Erlebnisreisende. Der Dubai-Gipfel tritt damit würdig die Nachfolge der großen Filmfestspiele in Cannes, Venedig, Berlin und anderswo an, die etwas an Glanz und damit an Anziehungskraft verloren haben sollen. Auch dort waren nur wenige Teilnehmer von irgendeiner Bedeutung für das Ereignis. Die meisten tanzten einzig und allein an, um gesehen zu werden.

Die Bayern haben für solche Gockel aus der zweiten und dritten Reihe das schöne Wort „Adabei“ geprägt. Leute, die einfach „auch dabei“ sein wollen, ohne eine Rolle zu spielen. Und „Glanz“ muss im heutigen Medienzirkus ja irgendwie mit „Moral“ gedüngt sein, sonst wirkt er nicht. Was aber lässt einen „Adabei“ heller strahlen als dessen Teilnahme an einem „Klimagipfel“ zur Rettung der Welt? Da jagt man gern ein paar Tonnen CO₂ durch die Triebwerke, das sind sie wert. Zur Abrundung spendet man anschließend ein paar Moneten zur Anpflanzung von was auch immer in wo auch immer, um seinen „Beitrag zum Klimaschutz“ belegen zu können. Es ist so fadenscheinig wie die manchmal sehr gewagten Sommerkleider auf dem Roten Teppich von Cannes. Passt also perfekt zum Festivalcharakter.

Bei den legendären Filmfesten tauchen gern auch komische Käuze auf, die sich selbst für den größten Regisseur der Filmgeschichte halten, während sie von den anderen Teilnehmern höchstens schräg angeguckt, wenn nicht gar verlacht werden. Den Kauz von Dubai gab Deutschland ab. Erstaunt oder sogar amüsiert von so viel Schrägheit betrachtet die übrige Welt, wie unsere Ampelregierung die letzten deutschen Atomkraftwerke verschrottet, derweil sich 22 Industrienationen, darunter die USA, Japan, Großbritannien und Frankreich, daran machen, ihre Produktion von Atomstrom bis 2050 zu verdreifachen.

Begründung: Ohne Atom sei CO₂-Neutralität niemals zu erreichen. Die Ampel weiß es besser. Resultat: Im November hat die Bundesrepublik pro erzeugter Kilowattstunde Strom achtmal so viel CO₂ in die Atmosphäre geblasen wie Frankreich. Die Rechnung sei aber ungerecht, höre ich den Einwand, denn in der Zukunft haben wir ja „grünen Wasserstoff“ und was nicht noch alles, und dann sollen die Atomländer mal sehen!

Faesers schräges Bild vom Ausland
So ist das im Sozialismus, ob rot oder grünrot: Die Gegenwart ist immer lausig, von Mangel, Verzicht und Verfall geprägt. Aber das macht man alles nur durch, weil die Zukunft wegen derlei Entbehrungen umso heller leuchten wird, wohingegen die „kapitalistischen“ Länder allesamt der Verelendung anheimfallen. Wie es dann wirklich ausging, haben wir 1989 miterlebt. Aber da war Luisa Neubauer noch nicht geboren. Also will sie das auch mal mitmachen.

Robert Habeck konnte leider nicht mit zum Festival, weil zu Hause die Hütte brennt wegen der Haushaltskrise. Die schon schlimm genug wäre, es ist aber nicht der einzige heimische Krisenherd, der unsere Regierung derzeit auf Trab hält. Fast im Vorbeigehen schoss die Schreckensmeldung durch die Medien, dass sich Molkerei-Unternehmer Theo Müller mit Alice Weidel getroffen habe. Bei SPD und Grünen brach Empörung aus, zumal der 83-jährige Besitzer von „Müller-Milch“ auch noch betonte, bei Weidel kein bisschen NS-Ideologie gefunden zu haben und sich auch weiterhin mit ihr treffen wolle.

Innenministerin Nancy Faeser sieht durch diesen Skandal nicht nur die „Brandmauer“ bröckeln, sondern auch eine Gefahr für die deutsche Wirtschaft heraufziehen: Unternehmen sollten „Haltung“ zeigen gegen die AfD, weil sonst die so dringend benötigten ausländischen Fachkräfte wegbleiben könnten. Die fühlten sich nämlich von „Rechtspopulisten“ abgeschreckt.

Aha, das Ausland fürchtet sich also vor Rechtspopulisten. Man fragt sich, ob Faser den Ausgang der jüngsten Wahlen in den Niederlanden mitbekommen hat. Ob sie weiß, wer in Italien regiert oder welche Frau sehr gute Chancen hat, demnächst Präsidentin der Französischen Republik zu werden. Und meint sie tatsächlich, dass sich ein Bürger des stramm hindunationalistisch regierten Indien vom Popanz eines deutschen „Rechtspopulismus“ abschrecken lässt?

Genossin Faeser scheint in einer recht linksromantischen Vorstellung vom „Ausland“ gefangen zu sein. In ihren Kreisen geistert ja auch noch immer die Vorstellung herum, dass sich ein hier bereits integrierter Immigrant nichts Schöneres vorstellen kann, als dass immer noch mehr Immigranten nach Deutschland strömen. Wer das denkt, hat schon lange nicht mehr mit hart arbeitenden Durchschnittsimmigranten über das Thema „Offene Grenzen“ geredet. Da werden einem Schimpfwörter für eine gewisse Art von Neuankömmlingen um die Ohren gehauen, für die jeder Biodeutsche auf ewig das „Nazi“-Etikett eingebrannt bekäme.

Auf die Idee, dass es vielleicht die rekordverdächtige Steuer- und Abgabenlast sein könnte, die qualifizierte Ausländer vom deutschen Arbeitsmarkt abschrecket, kommt SPD-Frau Faeser aus naheliegenden Gründen nicht. Auch kommt einer Faeser sicher nicht in den Sinn, dass der Bürokratie-Dschungel, mit dem die deutsche Politik unser Land dichtgepflanzt hat, in den Augen der Außenwelt nicht eben attraktiv macht. Deshalb, und sicher nicht wegen der AfD, wandern die Hochqualifizierten eben woandershin aus. Aber wann sind komische Käuze schon mal damit aufgefallen, dass sie plausible Erklärungen ideologischem Unsinn vorzögen?


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