Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
In Vorpommern wurden deutlich weniger Jungstörche als im Jahr zuvor aufgezogen
Wie steht es um den Weißstorchbestand im Pommernland diesseits der Oder? Nach dem guten Storchenjahr 2024 sieht es jetzt eher nicht gut aus, denn er stagniert auf ziemlich niedrigem Niveau oder verringert sich gar. Wie von Storchenexperten verlautet, zeichnet sich das auch in diesem Sommer ab, obwohl eine offizielle Statistik erst im Herbst vorliegt. 2024, ein ausgesprochen guter Jahrgang mit 139 Jungstörchen im ehemaligen Kreis Uecker-Randow, wird also nicht annähernd erreicht. In Pasewalk, der früheren Kreisstadt der Region, sind in diesem Jahr zwar drei Horste besetzt, die Gesamtzahl der Jungen fällt mit vier jedoch bescheiden aus. Das sind schließlich weniger als die im vergangenen Jahr allein von einem Horst im benachbarten Papendorf ausgeflogenen Klappervögeln. Dort hatte es eine Fünferbrut gegeben.
Die niedrige Nachwuchsrate dieses Sommers dämpft die Zuversicht des vergangenen Jahres also. Aber sie bestätigt eigentlich die seit Jahrzehnten zu beobachtende Bestandsabnahme auch in Vorpommern. Als einen Grund dafür sehen Fachleute die über Monate anhaltende Frühjahrstrockenheit an, die zu einem ernsten Nahrungsmangel bei der Jungenaufzucht führte mit negativen Auswirkungen auf die Nachwuchsrate. Aus den meisten Nestern schauten sodann nur ein oder zwei Jungvögel.
Bei einem Blick über die deutsch-polnische Grenze nach Möhringen [Mierzyn] am westlichen Stettiner Stadtrand, fiel das ebenfalls auf. Auch dort blieb im Nestrondell für die beiden halbflüggen Jungstörche noch reichlich Platz für Geschwister. Dabei gilt Polen mit ungefähr 40.000 Vögeln als eines der storchenreichsten Länder. Allerdings betrifft das vor allem den Osten des Landes, etwa Masuren, wo in den Dörfern mitunter mehr Störche als Einwohner zu Hause sind. Das Dorf Schewecken [Zywkowo] in Ermland-Masuren, ist so ein Beispiel.
Die Sorge um Adebars Fortbestand hierzulande besteht jedoch nicht erst aktuell, sondern schon seit Jahrzehnten. Einer Inventur der Pommerschen Naturforschenden Gesellschaft in Stettin durch den Lehrer Ernst Holzfuß in den 1930er Jahren zufolge, zählte man auf dem Gebiet des heutigen Vorpommerns 970 Paare. Berichten zufolge sank der Bestand inzwischen um fast 70 Prozent. Die Ursachen werden unterschiedlich bewertet. Neben für Störche negativen Einflüssen wie Witterung und Landnutzung führen Naturschutzfachleute auch Veränderungen in den Überwinterungsgebieten und auf den Wanderrouten an. Störche verbringen immerhin die Hälfte eines Jahres in fernen Regionen und sind auf ihren Flügen zahlreichen Gefahren ausgesetzt.
Ein Mangel an Nistgelegenheiten hierzulande dürfte kaum als Ursache in Frage kommen, denn in den meisten Gemeinden kümmern sich Helfer von Naturschutz, Feuerwehr und Verwaltung ehrgeizig um intakte und standsichere Bleiben für die Störche. Aufhorchen lassen indes neuere Informationen des Naturschutzbundes. Danach verringert sich der Bestand im Osten Deutschlands, obwohl dort traditionell immer mehr Störche lebten als im Westen. Dagegen steigt im Westen die Population an. Es ist also manches im Wandel. Weltweit stieg die Zahl der Vögel ebenfalls. Und so hegt man auch in Vorpommern die Hoffnung auf einen Umkehrtrend. Ende August machen sich die Vögel bereits wieder auf den Weg in den Süden, und im Frühjahr werden sie stets als Vorboten auf den Sommer sehnlichst erwartet.