28.12.2025

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Syrer bleiben in Deutschland

Rund zwei Drittel der Asylsucher haben sich mit Bürgergeld bestens eingerichtet

Peter Entinger
13.11.2025

In vielen Nachbarstaaten Syriens machen sich Flüchtlinge inzwischen massenhaft wieder auf den Heimweg, um ihre zerstörte Heimat wieder aufzubauen. Nur in Deutschland bleiben sie. In den ersten neun Monaten nach dem Sturz des Machthabers Baschar al-Assad im Dezember 2024 sind laut UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, rund eine Million Syrer in ihre Heimat zurückgekehrt. Ausgerechnet in Deutschland, das anteilsmäßig von den EU-Staaten die meisten syrischen Kriegsflüchtlinge aufnahm, ist aber hingegen kaum eine Rückkehrbewegung zu verzeichnen. Hierzulande leben weiterhin fast eine Million Syrer – Ende August waren es 951.406 Personen. Damit hat ihre Zahl in Deutschland seit Kriegsende kaum abgenommen. Warum gehen also so viele Männer in ihre Heimat zurück, nur nicht die aus Deutschland?

Seit 2015 ist die Zahl der syrischen Asylsucher in Deutschland von wenigen Zehntausend auf nahezu eine Million angewachsen. Die große Mehrheit verfügt über einen anerkannten humanitären Schutzstatus. Die Gruppe ist mit durchschnittlich Mitte 20 recht jung

– mehr als ein Drittel der syrischen Schutzsuchenden waren einst Kinder oder Jugendliche – und obendrein sind mehr als 60 Prozent männlich.

Lockeres Leben mit Staatsstütze
Viele Syrer haben hier bereits Wurzeln geschlagen. Rund 160.000 von ihnen erhielten in den letzten Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft – allein 2024 waren es mehr als 80.000. Zudem haben viele Familien Nachwuchs bekommen: Seit 2017 wurden in syrischen Familien über 56.000 Kinder in Deutschland geboren. All dies deutet darauf hin, dass ein erheblicher Teil der hier lebenden Syrer dauerhaft in Deutschland bleiben möchte.

Doch ihre Integration verläuft bislang nur wenig erfolgreich. Weniger als die Hälfte der in Deutschland lebenden Syrer im erwerbsfähigen Alter geht einer Arbeit nach. Von etwa 685.000 Erwerbsfähigen hatten 2024 lediglich rund 287.000 eine Beschäftigung, davon 236.000 in regulären sozialversicherungspflichtigen Stellen. Gleichzeitig erhielten im August 2024 rund 518.000 Syrer Bürgergeld, darunter rund 353.000 Erwachsene im erwerbsfähigen Alter. Ein großer Teil der Community lebt also bequem von staatlichen Leistungen. Dieses Verhältnis erklärt, warum die Rückkehrfrage politisch brisant ist – sie berührt sowohl die Sozialkassen als auch die Integrationsdebatte.

Trotz des Endes des Bürgerkriegs und des Regimewechsels in Damaskus bleibt die Rückkehrbereitschaft der Asylsucher aus Syrien in Deutschland gering. Bislang sind nur wenige Tausend freiwillig aus Deutschland zurückgekehrt. Ausgerechnet hierzulande treten so wenige Flüchtlinge den Rückweg an – dafür gibt es mehrere Gründe. Einerseits fehlen im Gegensatz zu Ländern wie der Türkei oder dem Libanon aktive Rückkehrprogramme. Zwar bietet ein staatliches Förderprogramm seit 2024 finanzielle Starthilfen für Heimkehrer, doch bis zum Frühjahr hatten nur gut 600 Syrer diese Möglichkeit genutzt. Andererseits sind die Lebensbedingungen in Deutschland für viele Syrer viel zu attraktiv. Als Land mit großzügigem Sozialsystem erscheint Deutschland allemal reizvoller als das zerstörte Herkunftsland. In Syriens Nachbarstaaten haben hingegen hohe Lebenshaltungskosten und unsichere Perspektiven viele Flüchtlinge zur Rückkehr bewegt – nur die große Rückkehrwelle aus Deutschland blieb bislang aus.

Nun ist in Deutschland eine Debatte über die Zukunft der hier verbliebenen Syrer entbrannt. Direkt nach den Siegesfeiern exil-syrischer Gemeinschaften kamen Stimmen auf, dass Syrer, die hier das Ende des Assad-Regimes bejubeln, umgehend in ihre Heimat zurückkehren sollten. Auch Unionspolitiker sehen seither den Fluchtgrund als erloschen an.

Keine gültigen Abkommen
„Mit dem Ende des syrischen Bürgerkriegs ist auch der Schutzgrund für alle Bürgerkriegsflüchtlinge weggefallen“, sagte der Vizefraktionschef der Union, Günter Krings. Die Bundesregierung will nun endlich Abschiebungen nach Syrien – zunächst erst einmal von Straftätern – ermöglichen. Bislang fehlt jedoch ein Rücknahmeabkommen mit der neuen Führung in Damaskus, was Abschiebungen faktisch blockiert. Im Gegenteil: Noch gilt seit 2012 ein Abschiebestopp nach Syrien. Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte gerade, er befürworte eine Rückkehr syrischer Flüchtlinge in ihre Heimat. Vor allem Straftäter sollen abgeschoben werden. Er habe den syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa eingeladen, um über die Abschiebungen von Straftätern zu sprechen.

Deutschland ist bislang sehr nachsichtig vorgegangen. Es kommen sogar noch neue Asyl-Syrer ins Land – trotz Kriegsende. Allein von Januar bis September stellten über 19.000 einen Asylantrag in Deutschland. Parallel steigt auch die Zahl der Einbürgerungen rapide, was vielen Asylsuchern einen dauerhaft gesicherten Verbleib ermöglicht. Während andere Aufnahmeländer ihre Syrer aktiv zur Heimkehr bewegen, fehlt hierzulande ein solcher Impuls.

Die unklugen Äußerungen von Außenminister Johann Wadephul (CDU) dürften zudem kaum zu einer größeren Rückkehrbereitschaft beitragen. Er hatte nach einem Besuch in Syrien angezweifelt, dass angesichts der Zerstörung viele Flüchtlinge zurückkehren. „Hier können wirklich kaum Menschen richtig würdig leben“, lautete sein Fazit. Syrien sehe schlimmer aus als Deutschland 1945. Wohl eine verbale Entgleisung der besonderen Art.


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Kommentare

Horst Vajen am 20.11.25, 11:47 Uhr

Es hat seinen Gründe, weshalb so wenig Syrer in ihre Heimat zurückkehren. So kamen hauptsächlich hauptsächlich junge Männer, die nicht in der Lage oder willens waren, sich in ihrer Heimat eine eigene Lebensgrundlage zu schaffen. Darüber hinaus soll (in diversen anderen Ländern auch) die Regierung mit der Bedingung nach Europa und speziell nach Deutschland zu gehen, die Gefängnistore geöffnet haben um diesen „Ballast” loszuwerden.
Andere haben sich, wie beschrieben, hier eine sichere Existenz aufgebaut, für die wäre es unklug, diese hier aufzugeben um in ihrerer alten Heimat wider bei null neu anzufangen.
Zudem widerspricht es der von den Linken gewollten und bis jetzt sehr erfolgreich gelungenen Umvolkung Europas. Das ist auch der Grund, weshalb von Seiten der Regierenden noch kein richtiger Druck auf die hier größtenteils illegal lebenden Ausländer ausgeübt wird oder sogar zum Bleiben genötigt werden, indem man ihnen immer mehr Zuwendungen und vielfach sogar Strafmilderung bis zur Straffreiheit zugesteht.

Jan Kerzel am 17.11.25, 14:38 Uhr

Alle Phänomene haben verschiedene Seiten und Betrachtungsperspektiven. Wenn ein Syrer etc. seine Versorgungsstelle für sich und seine Familie erklommen hat, dann ist er , natürlich im erweiterten Sinne, Teil des Öffentlichen Dienstes und Teil unserer Demokratie. Seine Würde ist unantastbar, d.h. ein gewisser systemimmanenter Wohlstand ist unverzichtbar. Jeder weiß , sein" Ruhegehalt" kann in der Endsumme erheblich sein. Er müsste also von daher mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn er diese Existenz- und Lebensstellung aufgeben würde. Dass er vergleichsweise mit realer Arbeit , wenn überhaupt vorhanden, keinen Blumentopf gewinnen kann, dürfte den meisten bekannt sein. Von daher habe ich für die Bleibe-Entscheidung vollstes persönliches Verständnis. Sollte ein bundesdeutscher Steuerzahler und Arbeitnehmer diesbezüglich unzufrieden sein, dann kann und darf er jederzeit abwandern. Andere Optionen sehe ich nicht. Der Bundesdeutsche dient vielen Nehmern. Dies hat er weitgehend selbst gewählt. Auf diese Rolle wurde und wird er sorgfältig vorbereitet.

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