12.12.2024

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Damals hallte es über den Weihnachtsmarkt: „Den bannig, bannig groten Stettiner Peperkoken, den motens versoken!“
Foto: SeegertDamals hallte es über den Weihnachtsmarkt: „Den bannig, bannig groten Stettiner Peperkoken, den motens versoken!“

Weihnachtsvorfreude

Adventszeit in Stettin

Traditioneller und stimmungsvoller Weihnachtsmarkt zwischen Königsplatz und Königstor

Torsten Seegert
08.12.2024

Endlich! Am vergangenen Freitag wurde um 14 Uhr auch in Stettin der Weihnachtsmarkt eröffnet. Vom Venezianischen Reiterstandbild Colleonis erstreckt er sich nun über den pulsierenden ehemaligen Königsplatz mit seinem angrenzenden Kaufhaus „Galeria Kaskada“ bis hin zum Königstor mit seinem vom französischen Bildhauer Bartolomé Damart geschaffenen prachtvollen Portal, welches Friedrich Wilhelm I. in Erinnerung an die glückliche Einbindung Stettins in Preußen mit dem Frieden von Stockholm schaffen ließ.

Begrenzt ist der Markt von einer großen Weihnachtspyramide im Westen und einem kleinen Karussell und Riesenrad im Osten. Letzteres lädt dabei mit seinen Gondeln zu einem Blick aus luftiger Höhe in Richtung Petrikirche und Oder ein. So zieht sich das „Weihnachtsdorf“ mit seinen 85 winterlich dekorierten Holzhäuschen entlang der heutigen Blumenallee. Das Bummeln in Richtung Oder ist dazu von Montag bis Freitag sowie am Sonntag zwischen 14 und 20 Uhr und von Freitag bis Sonnabend sogar von 14 beziehungsweise 10 Uhr bis 23 Uhr möglich.

Angeboten wird eine beeindruckende Vielfalt an Handelserzeugnissen, die auch als Geschenk zu Weihnachten, angefangen von praktischen Strickwaren bis hin zu Spielsachen, gekauft werden können. Angeregt von Düften, die Gewürze und Gebratenes verbreiten, gibt es natürlich auch alles, was Leib und Seele zusammenhält, wie Fleischspezialitäten oder die klassischen Heiß- und Kaltgetränke.

Auch wer sich unter einem Mistelzweig küssen oder den gemeinsamen Augenblick auf Dauer verewigen möchte, muss nicht lange suchen, denn: Mistelzweige sind Teil des ansprechend dekorierten Marktes. Außerdem wurden noch sogenannte „Selfie“-Boxen (zum Selbstfotografieren) aufgestellt.

Ergänzt wird das vorweihnachtliche Treiben am Wochenende vom 14. und 15. Dezember durch den Weihnachtsmarkt im Stettiner Schlosshof. Auch dieser wurde bereits am vergangenen Freitag entsprechend dekoriert.

Für Tagesbesucher des Stettiner Weihnachtsmarktes empfiehlt sich das Parkhaus an der Stettiner Philharmonie oder das Parkhaus des bereits erwähnten Kaufhauses „Galeria Kaskada“.

Wer lieber ein Wochenende für einen vorweihnachtlichen Aufenthalt in der Odermetropole planen möchte, dem empfiehlt sich als Unterkunft das Hotel Radisson Blue oder eines der privat vermieteten Apartments in der Altstadt. In diesem Falle wäre auch ein Besuch in einer der beliebten Brauereien anzuraten. Diese befinden sich unterhalb des Schlosses in Richtung Oder und im Rathauskeller am Heumarkt. Hier verwöhnen verschiedene Bierspezialitäten den Gaumen, und dazu wird noch deftiges Wirtshausessen gereicht. Die Qualität überzeugt, was auch erklärt, warum man nach Landsleuten nicht lange suchen muss.

Spezialität Stettiner Peperkoken
Eine Adventszeit ohne Stettiner Peperkoken ist wohl kaum vorstellbar, das traditionelle Gebäck war und ist Teil des lokalen Bäckerhandwerks. Einst als Lebkuchen mit maritimen Formen, wie Anker, Flunder, Matrose oder Möwe, die, liebevoll verpackt, auch in die ganze Welt verschickt wurden.

Heute werden die Stettiner Peperkoken wieder in der 1963 gegründeten Familienbäckerei „Filipinka“ – so als Herzen oder der als Hexe hingerichteten Sidonia von Borcke (1548–1620) – hergestellt. Und das ermöglicht Gästen der Odermetropole wieder den Genuss, getreu dem Motto: „Den bannig, bannig groten Stettiner Peperkoken, den motens versoken!“

Wenn Sie, liebe Leser, es einmal selbst mit dem Abbacken von Lebkuchen versuchen möchten, hier unsere Zutaten für pommersche Peperkoken-Figuren:

Zehn Pfund Mehl sowie pro Pfund je einen flachen Teelöffel Zimt und Kardamom, einen Teelöffel Nelken, acht bis neun Pfund Honig, zwei Pfund Zucker, ein bis zwei Pfund Schweineschmalz, sechs Eier und 75 Gramm Pottasche. Die Zutaten werden in einem Teig verrührt und gut durchgeknetet. Die gewünschte Figur, die zuvor auf eine Pape gezeichnet wurde, wird nun als Schablone auf den ausgerollten Lebkuchen-Teig gelegt und mit einem kleinen spitzen Messer am Rand entlang ausgeschnitten. Dann werden die Figuren hellbraun abgebacken. Am darauffolgenden Tag rühren wir einen Zuckerguss aus Puderzucker und Wasser an, den wir dann mit einer Papiertüte auftragen.

Geheimtipp: Kaisers Patisserie
Gegenüber der alten Oberpost-Direktion, die noch als Post dient, also am ehemaligen Paradeplatz und damit nur wenige Meter vom Weihnachtsmarkt entfernt, befindet sich noch ein Geheimtipp: Hier hat vor einigen Jahren eine Filiale der Berliner Patisserie „Kaiser“ eröffnet. Interessant dabei: Weitere Niederlassungen finden sich bereits in Kolberg, Stolp, Zoppot, Gdingen und Danzig.

Angeboten werden bei „Kaiser“ übrigens neben Kuchen und Gebäck auch Kaffeespezialitäten. Und in der Vorweihnachtszeit wendet man sich sogar mit einem speziellen Angebot an Törtchen, Leb-, Mohn- und italienischen Weihnachtskuchen sowie Marzipan an die Gäste der Stettiner Patisserie. Einen Vergleich mit ihren französischen Vorbildern brauchen diese Konditorkunst dabei weder handwerklich noch im Bemühen um den Gast zu scheuen.

Beim Besuch am vergangenen Freitag, anlässlich der Eröffnung des Stettiner Weihnachtsmarktes überzeugte der Mohnkuchen, der als Rolle ausgeführt und mit Zuckerguss ummantelt war, sicher als eine der Verführungen des Tages. Wer bereits das Berliner Stammhaus am Kurfürstendamm 51 mit seinen international erfahrenen Konditormeistern kennt, wird hier sicher gerne einkehren.


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