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Eine Initiative des Städtischen Kulturzentrums mit dem Titel „Versprechen“ weist auf gesellschaftliche Probleme hin
Seit einiger Zeit gibt es in Allenstein ungewöhnliche Plakate an Litfaßsäulen oder Bushaltestellen. Ungewöhnlich sind sie zweifellos, weil sie im Vergleich zu anderen bunten Plakaten durch ihre Schlichtheit auffallen: Vor weißem Hintergrund sind schon von weitem die großen schwarzen Appelle „Ich nehme mir Zeit für dich, Söhnchen“, „Ich rufe dich endlich an, Mutti“ oder „Ich schreie dich nicht mehr an, Tochter“ zu erkennen. Die Plakate sind Teil einer Kampagne mit dem Titel „Versprechen“, die vom Städtischen Kulturzentrum in Allenstein initiiert wurde.
„Die Plakatkampagne soll uns alle an die Versprechen erinnern, die wir spontan und unüberlegt geben. Es sind Sätze, die wir oft mechanisch sagen, oft unbewusst, weil wir überzeugt sind, dass, wenn wir unser Versprechen nicht einhalten, nichts passieren wird ... Rufen Sie Ihre Lieben heute an, anstatt zu sagen, dass Sie es eines Tages tun werden. Halten Sie Ihr Wort“, erklärte Agnieszka Prusik vom Städtischen Kulturzentrum in Allenstein.
Prusik weiter: „Die Plakate sollen dazu anregen, über unsere Beziehungen zu unseren Lieben und unser Verhalten ihnen gegenüber nachzudenken. Das ist äußerst bedeutsam in der heutigen dynamischen Zeit, einer Zeit ständiger Eile, in der viele Menschen mit ihrer Arbeit und einer Vielzahl von Pflichten beschäftigt sind oder süchtig nach dem Internet werden und mehr Energie für das Leben im Online-Raum als in der realen Welt aufwenden.“
Ein weiteres wichtiges soziales Thema ist die Gewalt. Laut einer soziologischen Studie, die in den letzten zwei Jahren in der Republik Polen durchgeführt wurde, haben 79 Prozent der Kinder und Jugendlichen polenweit mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt erlebt. In den meisten Fällen handelte es sich um Gewalt durch Gleichaltrige (66 Prozent), aber
32 Prozent haben Gewalt durch einen nahestehenden Erwachsenen erlebt.
Aus einem von der Stiftung „Wir geben den Kindern Kraft“ (Dajemy Dzieciom Siłę) veröffentlichten Bericht geht hervor, dass diese Gewalt sowohl körperlicher als auch psychischer Natur ist, manchmal ist auch sexuelle Gewalt im Spiel. Diese Studien werden auch durch die polizeilichen Statistiken bestätigt.
Zunehmende Gewalterfahrung
In den letzten zwei Jahren wurde eine beträchtliche Anzahl von Einsätzen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt verzeichnet, was die Notwendigkeit weiterer Präventions- und Aufklärungsmaßnahmen in diesem Bereich verdeutlicht. „Wir geben den Kindern Kraft“ führte auch eine Untersuchung über den Mangel an Zeit für Familienangehörige durch. Es stellte sich heraus, dass wir in der heutigen modernen Gesellschaft zunehmend mit dem Problem der Parentifizierung konfrontiert sind, das heißt der Umkehrung der Rollen in der Familie, bei der das Kind die Aufgaben des Erwachsenen übernimmt, wobei die Aufgaben und Belastungen, die dem Kind auferlegt werden, im Allgemeinen dem Entwicklungsstand und den emotionalen Fähigkeiten des Kindes nicht angemessen sind. Laut dem Bericht aus dem Jahr 2023 sind fast 20 Prozent der polnischen Kinder im Alter von 11 bis 17 Jahren von diesem Problem betroffen.
Die technologische Entwicklung und vor allem die wachsende Beliebtheit der sozialen Medien sind ebenfalls nicht förderlich für den Aufbau dauerhafter Bindungen zu geliebten Menschen. Aus diesem Grund scheint die Plakatkampagne des Städtischen Kulturzentrums in Allenstein umso mehr dafür geeignet zu sein, sich auf die Probleme der heutigen Zeit zu konzentrieren und zum Nachdenken anzuregen.