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75 Jahre Potsdamer Konferenz

Als die Siegermächte der Vertreibung der Deutschen ihren Segen gaben

Östlich der Oder-Neiße-Linie stellte Josef Stalin seine Verbündeten vor vollendete Tatsachen

Klaus J. Groth
20.06.2020

Die Konferenz von Potsdam setzte den Schlussstein des Zweiten Weltkrieges, zugleich vollzog sie den ersten Spatenstich des Kalten Krieges. Offiziell „Dreimächtekonferenz von Berlin“ genannt, sanktionierten die politischen Führer der UdSSR, der USA und Großbritanniens bei diesem Treffen die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie, der Tschechoslowakei und Ungarns.

Im Schloss Cecilienhof bei Potsdam kamen der Präsident der Vereinigten Staaten, der Premierminister des Vereinigten Königreiches und der Vorsitzende des Ministerrats der UdSSR vom 17. Juli bis 2. August 1945 zusammen, um über die Zukunft Deutschlands und andere Brennpunkte der Welt zu entscheiden. Die Teilung Deutschlands stand nicht auf der Tagesordnung, war aber eines der Ergebnisse dieser Zusammenkunft.

Der Konferenzort Potsdam war nicht die erste Wahl. Viel lieber hätten es die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges gesehen, wenn sie in der Hauptstadt des besiegten Feindes hätten tagen können, also in Berlin. Doch die Bomber der Briten und US-Amerikaner sowie die einrückenden Sowjets hatten die Stadt zu gründlich zerstört. Es fanden sich keine geeigneten Quartiere. Im benachbarten Potsdam hingegen gab es noch herrschaftliche Villen und ein Schloss, das gut zu sichern war.

Stalin kam im Sonderzug

Auf Schloss Cecilienhof war Josef Stalin der Hausherr, das demonstrierte er mit Nachdruck. Den Konferenztisch hatte er aus Moskau kommen lassen, die Stühle für die „Großen Drei“ ebenfalls. Die anderen Möbel hatte man den umliegenden Hohenzollernschlössern entnommen; sie kamen nie mehr dorthin zurück.

Die US-amerikanische und die britische Delegation reisten per Flugzeug über Gatow an. Stalin kam im gepanzerten Sonderzug, er mochte nicht fliegen. Dafür war eine Sonderstrecke mit der russischen Spurweite bis nach Potsdam verlegt worden. Die 2000 Kilometer lange Strecke sicherten 18.500 Kräfte des sowjetischen Geheimdienstes. Acht Panzerzüge des NKWD fuhren die Strecke regelmäßig ab.

Stalin hatte große Anstrengungen unternommen, um aus Potsdam einen passablen Konferenzort zu machen. Dennoch begannen die Verhandlungen mit einer Panne. Als erster Tag der Gespräche war der 16. Juli vereinbart worden. Stalin kam aber erst am 17. Juli an, zwei Tage später als US-Präsident Harry S. Truman und der britische Premierminister Winston Churchill.

An jenem 17. Juli wurde um 17 Uhr die Konferenz eröffnet. Auf der Tagesordnung standen die neuen Grenzziehungen in Europa, die Verwaltung des besetzten Deutschlands, die einzufordernden Reparationsleistungen und der Krieg im Pazifik. Truman schlug neben anderen Punkten für die Tagesordnung vor: Entnazifizierung, Demokratisierung, Neuordnung des gesellschaftlichen Lebens im gesamten Deutschland, gleichzeitige Gewährung der Grundrechte für alle.

Stalin machte mit seinen Ergänzungen bald deutlich, dass es ihm vor allem darum ging, ein größtmögliches Stück vom Kuchen zu ergattern. Er setzte die Aufteilung der Kriegs- und Handelsmarine auf die Tagesordnung, machte die deutschen Reparationsleistungen zu einem Hauptanliegen, forderte eine sowjetische Beteiligung an der Verwaltung der deutschen Industrieregionen.

„Geordneter und humaner Transfer“

Schon vor der Kapitulation der Wehrmacht, auf der Konferenz von Jalta vom 4. bis zum 11. Februar 1945, hatten die „Großen Drei“ vereinbart, die Grenzen des polnischen Staates nach Westen zu verschieben, aber den neuen Grenzverlauf noch nicht genau festgelegt. Nun mussten Churchill und Truman in Potsdam zur Kenntnis nehmen, dass die Sowjets längst Fakten geschaffen hatten. Sie hatten Polen aufgefordert, die deutschen Gebiete bis an Oder und Neiße zu besetzen und die dort ansässige Bevölkerung zu vertreiben.

Churchill und Truman lehnten das ab. Truman verwies auf die ausschließlich deutsche Bevölkerung von neun Millionen Menschen. Churchill ergänzte, es sei für Polen nicht förderlich, „so viel deutsches Gebiet zu übernehmen“. Er lehnte eine so umfassende Vertreibung ab. Allenfalls sei vorstellbar, so viele Deutsche zu vertreiben, wie Polen von östlich der Curzon-Linie gekommen seien, nämlich zwei bis drei, aber keine acht bis neun Millionen. Die seien doch längst schon „fortgegangen“, behauptete Stalin. Kurz zuvor, im Juni, hatte er in einem Streifen von 100 bis 200 Kilometern östlich der Oder-Neiße-Linie alle Deutschen vertreiben lassen. Vertreter Polens erklärten, in dem betreffenden Gebiet lebten allenfalls anderthalb Millionen Deutsche. Von denen erwarte man, dass sie „freiwillig“ gingen.

Die Verhandlungen mussten unterbrochen werden. Als Ergebnis der britischen Unterhauswahlen vom 5. Juli 1945 kam es an der Spitze der britischen Verhandlungsdelegation zu einem Wechsel von Churchill zu Clement Attlee. Über die polnische Westgrenze wurde auch danach gestritten, bis zum Ende der Konferenz.

Zwar erkannten US-Amerikaner und Briten die Grenzziehung völkerrechtlich nicht an, konnten aber lediglich „einen geordneten und humanen Transfer“ der Deutschen, die „in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn zurückgeblieben sind“, auf dem Papier vereinbaren.


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Kommentare

Harald Naujok am 03.07.20, 16:51 Uhr

Das Potsdamer Abkommen ist das Kolonialstatut fuer die laut Berliner Erklaerung der Siegermaechte
vom Juni 1945 zu "bestrafenden" und zu unterwerfenden Deutschen.
Speziell Preussen als Rueckgrat Deutschlands war in jeder Form zu vernichten, seine Wiederherstellung unmoeglich zu machen. Deswegen wurden mit Duldung oder Zustimmung der Westmaechte die Deutschen ostwaerts Oder und Neisse genozidartig vertrieben.
Operation vollstaendig gelungen, muss man nach 75 Jahren feststellen. Das Potsdamer Abkommen ersetzt de facto einen Friedensvertrag und ist
wie eine Art kombinierter Westfaelischer Frieden/Versailler Diktat.

Marcus Junge am 20.06.20, 19:01 Uhr

Sie meinen die "humanen Umsieldungen"?

Nach der gerade beschlossenen UN-Charta auch als Völkermord bekannt.

Wurden dafür nicht Deutschen von den Siegern nur Monate später ermordet ...

Sie sehen, alles ging und geht seinen rechtsstaatlichen Gang und ist für die BRD alternativlos.

Hein ten Hof am 20.06.20, 13:20 Uhr

Zitat aus:
>>Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin

Reparationen aus Deutschland

In Übereinstimmung mit der Entscheidung der Krim-Konferenz, wonach Deutschland ge- zwungen werden soll, in größtmöglichem Ausmaß für die Verluste und die Leiden, die es den Vereinten Nationen verursacht hat, und wofür das deutsche Volk der Verantwortung nicht entgehen kann, Ausgleich zu schaffen, wurde folgende Übereinkunft über Reparationen er- reicht:

1. Die Reparationsansprüche der UdSSR sollen durch Entnahmen aus der von der UdSSR besetzten Zone in Deutschland und durch angemessene deutsche Auslandsguthaben befrie- digt werden.

2. Die UdSSR wird die Reparationsansprüche Polens aus ihrem eigenen Anteil an den Repa- rationen befriedigen.

3. Die Reparationsansprüche der Vereinigten Staaten, des Vereinigten Königreiches und der anderen zu Reparationsforderungen berechtigten Länder würden aus den westlichen Zonen und den entsprechenden deutschen Auslandsguthaben befriedigt werden.

10. Die Sowjetregierung erhebt keine Ansprüche auf das von den alliierten Truppen in Deutschland erbeutete Gold.
............ usw
Ende Zitat

Siegfried Hermann am 20.06.20, 11:10 Uhr

...einen geordneten und humanen Transfer...

Das kann man getrost als diabolischen Sieger-Zynismus abharken, angesichts von gut 2 Mio. toten Deutschen +++ nach +++ den Waffenstillstand vom 8. Mai 45.
Das letzte Wort ist in der Richtung noch lange nicht gesprochen, hat doch Putin jüngst per "Prawda"-Medien verkündet: "... alle Kriegsparteien haben Schuld am Ausbruch des WK-II..."
Und guter letzt halten sich "Medien-faks-news", dass nach der inoffiziellen Jalta 2.0 Konferenz vor wenigen Wochen das Deutsche Reich wieder handlungsfähig ist und bald auch öffentlich wieder präsent sein wird!
Für uns, als echte Deutsche, kann das nur positiv sein.

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