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Hindenburg vor seiner Truppe: Aufnahme aus der „Illustrirte Zeitung“ vom 19.08.1915
Bild: Illustrirte ZeitungHindenburg vor seiner Truppe: Aufnahme aus der „Illustrirte Zeitung“ vom 19.08.1915

Lötzen

Als Generalfeldmarschall Hindenburg Idylle im Krieg genoss

1915 war die Stadt acht Monate lang Hauptquartier des Armeeoberkommandos Ost

Wolfgang Reith
09.07.2025

Am 1. November 1914 war Generaloberst Paul von Hindenburg zum Oberbefehlshaber aller deutschen Streitkräfte im Osten (Armeeoberkommando Ost) ernannt worden. Am 27. desselben Monats wurde er zum Generalfeldmarschall befördert. Generalstabschef war Generalmajor (ab 27. November Generalleutnant) Erich Ludendorff, das Hauptquartier befand sich in Hindenburgs Geburtsstadt Posen.

Nach den gewonnenen Schlachten bei Tannenberg (26.–30. August 1914) und an den Masurischen Seen (6.–15. September 1914) war die Kaiserlich Russische Armee weitgehend geschwächt und hatte sich hinter die Grenze zurückgezogen. Doch gab es immer wieder einzelne Vorstöße auf ostpreußisches Territorium. Mit der Winterschlacht in Masuren (7.–22. Februar 1915) gelang es dann, die Russen zunächst massiv zu schlagen. Die Stadt Lötzen und der Raum um Rhein sowie Stürlack waren während der Kämpfe von den Russen zwar nicht besetzt, zeitweilig aber belagert worden, so dass man hier eine der wenigen unzerstörten größeren Ortschaften vorfand. Bereits Anfang Februar hatte man das Hauptquartier von Posen nach Insterburg verlegt, nach Beendigung der Kämpfe am 22. Februar nahm es schließlich in Lötzen seinen Sitz, wo es nunmehr acht Monate lang bleiben sollte.

Daniel Jacob, Kaufmann, Hoflieferant sowie Mitglied des Lötzener Magistrats, stellte dafür sein Geschäftshaus in der Lycker Straße 4 zur Verfügung. Im Erdgeschoss desselben war die Fernsprech- und Telegraphenzentrale, das große Danziger Zimmer im ersten Stock diente Hindenburg, Ludendorff und den Generalstabsoffizieren als Arbeitsplatz, und im zweiten Stock lagen die Diensträume der Adjutanten. Als Wohnsitz für Hindenburg und Ludendorff überließ Notar Max Hardwig ihnen seine Villa in der Bahnhofstraße. Die Offiziere des Stabes brachte man verstreut in verschiedenen Privathäusern der Stadt unter, die Mahlzeiten wurden im Hotel Kaiserhof eingenommen.

Während der acht Monate kamen zahlreiche prominente Besucher in die Stadt, darunter Angehörige des deutschen Kaiserhauses und des Hochadels. Kaiser Wilhelm II. hatte bereits am 13. Februar 1915 in Begleitung Hindenburgs die Stadt besucht, um sich ein Bild vom Fortschritt der Operationen im Rahmen der Winterschlacht in Masuren zu machen.

Der Generalfeldmarschall schwärmt
Sowohl Hindenburg als auch Ludendorff haben ihre Zeit in Lötzen genossen und dies auch in ihren Memoiren ausdrücklich erwähnt. So schrieb etwa Hindenburg in seinem Buch „Aus meinem Leben“ (Leipzig 1920) in einem eigenen Kapitel „Lötzen“: „ ... möchte ich zu einer idyllischen Seite unseres Kriegslebens übergehen, indem ich mich in meinen Erinnerungen nach Lötzen begebe. Das freundlich zwischen Seen, Wald und Höhen gelegene Städtchen wurde unser Hauptquartier, als die Winterschlacht in Masuren auszuklingen begann. Die Einwohner, befreit von Russengefahr und Russenschreck, gewährten uns eine rührend herzliche Aufnahme.“

Von Lötzen aus wurde dann die Sommeroffensive 1915 im Osten geplant, die zwischen Juni und Ende September des Jahres zu erheblichen Geländegewinnen in Russisch-Polen, Litauen und Kurland führte und damit den Rückzug der russischen Armee erzwang. Am 5. August fiel Warschau, am 18. August wurde Kowno erobert und am 18. September Wilna eingenommen. Nach diesen Erfolgen verließen Hindenburg und Ludendorff mit dem Generalstab am 20. Oktober 1915 Lötzen und verlegten ihr Hauptquartier in die verlassene Festung Kauen (Kowno). In den während des Krieges zerstörten Dörfern im Umfeld von Lötzen aber begann nun der Wiederaufbau.

Schon am 20. November 1915 meldete die „Kriegszeitung der Feste Boyen und Stadt Lötzen“, dass der Magistrat unter Bürgermeister Paul Schmidt und die Stadtverordneten-Versammlung mit ihrem Vorsteher Max Hardwig einstimmig beschlossen hätten, Hindenburg zum Ehrenbürger der Stadt Lötzen zu ernennen. Zugleich solle die Seestraße in Ludendoffstraße umbenannt werden. Wie es heißt, hätten beide geehrten Personen die Beschlüsse mit Dank angenommen.

Ehrung der Namen
Die Villa Hardwig in der Bahnhofstraße, die Hindenburg und Ludendorff als Wohnsitz gedient hatte, wurde kurz darauf vom Kreis Lötzen angekauft und als „Hindenburg-Ludendorff-Haus“ in ein Museum umgewandelt.

Einige Jahre später wurde überdies ein Teil der Bahnhofstraße in Hindenburgstraße umbenannt. Wann dies genau geschah, ließ sich leider nicht ermitteln, doch ist in einem Stadtplan von 1927 der Straßenzug noch als Bahnhofstraße ausgewiesen, während ein Stadtplan von 1930 bereits die Bezeichnung Hindenburgstraße für den Abschnitt enthält.


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