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Rule, Britannia! Britannia rule the waves“ – zu Deutsch „Herrsche, Britannia! Britannia beherrsche die Wellen“ – lautet ein Schlachtruf in der inoffiziellen zweiten Nationalhymne des Vereinigten Königreichs aus dem Jahre 1740. Und tatsächlich entwickelte sich die Royal Navy bis 1805 zur kampfstärksten Marine der Welt, welche die Macht des Empire für lange Zeit sicherte.
Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurden die britischen Seestreitkräfte dann allerdings von der United States
Navy überrundet. Dem folgte ein kontinuierlicher Aderlass während des Kalten Krieges und der Periode danach. Infolgedessen besaß die Royal Navy 2019 so wenige Kampfschiffe wie nie zuvor in ihrer neueren Geschichte. Das war das Resultat einer 30-jährigen Sparpolitik. Besserung sollte nun die neue „Nationale Schiffsbaustrategie“ bringen, durch deren Umsetzung der Bestand an schwimmenden Einheiten auch langsam wieder wuchs. Von dem hochambitionierten Ziel, Großbritannien bis 2050 zur „wettbewerbsfähigsten maritimen Nation“ zu machen, ist man indes noch kolossal weit entfernt.
Auf dem Papier kann die Royal Navy derzeit 64 Schiffe aufbieten, darunter zwei Flugzeugträger, zehn Atom-U-Boote, sechs Zerstörer und acht Fregatten. Das ist zum einen nach wie vor nicht sehr viel, wie der Blick auf die Marine der Russischen Föderation zeigt, welche zu den Hauptgegnern der britischen Seestreitkräfte zählt. Moskau besitzt je nach Quelle zwischen 300 und 600 Kampfschiffe, zu denen auch rund 60 nukleargetriebene U-Boote gehören.
Lärmende Zerstörer
Zum anderen lässt die Einsatzbereitschaft vieler Einheiten der Royal Navy extrem zu wünschen übrig. So haben die Werftliegezeiten teilweise abenteuerliche Ausmaße angenommen: Drei der erst 2014 vom Stapel gelassenen, jeweils mehr als eine Milliarde Euro teuren U-Boote der Astute-Klasse müssen seit zwei Jahren immer wieder repariert werden, während die „Daring“ – angeblich der „modernste Luftabwehr-Zerstörer der Welt“ – schon mehr als 3000 Tage im Trockendock vor sich hin rostet. Denn die Maschinenanlagen aller sechs Zerstörer der Daring-Klasse vertragen keine hohen Wassertemperaturen, wie sie beispielsweise im Persischen Golf herrschen, und arbeiten zudem auch derart laut, dass russische
U-Boote den Lärm über fast 200 Kilometer Entfernung orten können. Ebenfalls mehr in der Werft als auf See befinden sich die beiden Flugzeugträger, deren Bemannung zu gravierenden Personalengpässen geführt hatte.
Daher bot der Flottenverband der Royal Navy, der im April für acht Monate in Richtung des indopazifischen Raumes auslief, ein eher klägliches Erscheinungsbild, denn er bestand aus nur vier Kampfschiffen. Parallel dazu blieben an einsatzbereiten größeren Einheiten zur „Verteidigung der Heimat“ auch bloß ein Zerstörer, zwei Fregatten und einige der zehn U-Boote übrig.
Doch damit nicht genug der Belege für den desolaten Zustand der britischen Marine. Aus dem im Norden Schottlands gelegenen Stützpunkt Faslane-on-Clyde, in dem die Atom-U-Boote der Royal Navy stationiert sind, kommen regelmäßig beunruhigende Nachrichten über austretende Radioaktivität, die auch zur Verseuchung der Nordsee führt.
Verfall der Sitten an Bord
Seit 2010 wurden offiziell mehr als 30 Leckagen gemeldet – zwei davon fielen unter die Kategorie A, die höchste Gefahrenstufe für nukleare Anlagen. Beide Male war Schlamperei die Ursache, wobei die Royal Navy und die schottische Umweltbehörde SEPA die Vorfälle zu vertuschen versuchten, wie die Londoner Tageszeitung „The Guardian“ unlängst enthüllte.
Möglicherweise spielte bei den Störfällen auch eine Rolle, dass manche Besatzungsmitglieder der britischen Atom-U-Boote bewusstseinserweiternde Drogen konsumieren. So berichtete die „Daily Mail“ über etliche positive Tests bei den Seeleuten der „Vigilant“, welche Nuklearraketen an Bord hat. Hinzu kommen Vergewaltigungen weiblicher Soldaten auf den Untersee-Booten sowie außereheliche sexuelle Beziehungen zwischen den Kommandanten dieser Kriegsschiffe und Untergebenen – typische Symptome eines eklatanten Führungsversagens, wobei moralisches Fehlverhalten auch dem
derzeitigen Oberbefehlshaber der Royal Navy und dessen Vorgänger unterstellt wird (siehe rechts).
Aus all dem ergibt sich, dass Großbritannien heute ungeachtet seiner glanzvollen Marinegeschichte weit hinter den drei Seemächten USA, China und Russland rangiert. Die Royal Navy ist weder in der Lage, weltweit aufzutrumpfen, noch bildet sie ein brauchbares maritimes Bollwerk des Westens beziehungsweise Europas im Bereich der Nordsee sowie der hochsensiblen GIUK-Lücke zwischen Grönland, Island und dem Vereinigten Königreich. Insofern können sich die Marinestrategen in Moskau und Peking zumindest mit Blick auf die Möglichkeiten Londons entspannt zurücklehnen.