Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Rautenberg-Verlag feiert sein 200-jähriges Bestehen – Eine Festschrift erzählt die Verlagsgeschichte
Die Festschrift des Rautenberg-Verlags zu seinem 200. Jubiläum spiegelt die deutsche Geschichte dieser Zeitspanne wider und könnte als Lehrbuch über das Beispiel eines Familienbetriebs dienen. Mit Qualität hat sich Rautenberg schon seit der Firmengründung im Jahr 1825 einen Namen gemacht – von äußerster Qualität zeugt auch das von Gerhard Rautenberg und Gerd Kaja herausgegebene Buch zum Jubiläum „Rautenberg 1825 – 2025. Zwischen Ostpreußen und Ostfriesland“. Gerhard Rautenberg hat das Unternehmen in fünfter Generation geleitet.
Druckqualität, Aufmachung und fundierte Texte der illustrierten Verlagsgeschichte im Format A4 zeugen vom Können seiner Macher. Hervorragend bearbeitete alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen, abgebildete Originaldokumente, farbige Infokästen sowie Farbaufnahmen der Produkte und Erzeugnisse auf hochwertigem Papier schildern die Geschichte der Firma von der Gründung bis zur Gegenwart.
Niemand konnte ahnen, welcher Erfolg dem Unternehmen beschieden sein würde, als der belesene Gründer Carl Ludwig Rautenberg 1825 in Mohrungen die Buchbinderei Fermer übernahm. Sein Ziel, einen Verlag zu gründen, verfolgte er zielstrebig, bis er ihn verwirklichen konnte. Die Herausgabe des „Redlichen Preußen“, eines Kalenderbuchs, wurde zu einem solch großen Erfolg, dass in kurzer Zeit beeindruckend viele Filialen in ganz Ostpreußen entstanden. Rautenberg hatte bald Geschäftsverbindungen in ganz Preußen, auch Verbindungen im Ausland entstanden.
Nach dem Tod des Firmengründers wurde die von seinem Sohn Emil geführte Filiale in Königsberg Hauptfirmensitz. Rautenberg, machte sich für außergewöhnliche Druckqualität und anspruchsvolle Buchbinderarbeit einen Namen. Nach Emils plötzlichem Tod 1885 führte dessen Frau Auguste den Verlag weiter, bis ihr Sohn Gerhard Ludwig die Geschäfte übernehmen konnte. Der Technikbegeisterte führte die Erfolgsgeschichte fort. Er steuerte den Verlag erfolgreich durch den Ersten Weltkrieg. Rautenberg druckte auch amtliche Formulare. Ab 1923 wurde Inflationsgeld gedruckt, gegen Ende des Ersten Weltkriegs war der Verlag auch am Druck von Notgeld beteiligt.
Erfolge in Königsberg
In vierter Generation übernahm Gerhard Emil den Betrieb. Er sorgte für die technische Modernisierung und erzielte gute Erfolge durch höhere Produktivität, bis der Zweite Weltkrieg das Unternehmen erschütterte. 1939 wurde er eingezogen, kehrte wegen einer Beinverletzung aber zurück in den Verlag. Ab Juni 1944 wurden Teile des Betriebs ausgelagert, um den Weiterbetrieb bei Kriegshandlungen nicht zu gefährden. Diese Maßnahme konnte die Katastrophe jedoch nicht verhindern.
Durch die britischen Luftangriffe Ende August 1944 wurde der Produktionsbetrieb am Schiefen Berg 5 und 6 sowie der in der Löbenichter Oberbergstraße 16 komplett zerstört. Am Ende traf die Familie Rautenberg das Schicksal Millionen Vertriebener. 1946 gelangte die Familie in die Westzone. Ihre Flucht führte von Königsberg über Dresden, Chemnitz und Leipzig, weiter über Friedland, Wülfingen, Hildesheim und endete schließlich in Leer in Ostfriesland. In einer Flüchtlingsunterkunft in Hammerunterwiesenthal wurde 1945 der heutige Firmeninhaber Gerhard Rautenberg geboren.
Nach dem Krieg belastete der allgemeine Rohstoffmangel die Druckindustrie schwer, sodass Gerhard Emil sich zunächst mit dem Verkauf von Bleistiften der Firma Faber-Castell über Wasser halten musste. Durch Glück war eine Maschine der Firma erhalten und bei einem befreundeten Verleger untergestellt. Gerhard Emil setzte alles daran, einen eigenen Betrieb zu pachten oder zu kaufen. 1949 gelang der Neubeginn, vornehmlich druckte er Zeitungen. Allerdings war er aus rechtlichen Bestimmungen gezwungen, mit Helmut Möckel als Kompagnon den Verlag zu leiten.
Druck von Vertriebenen-Zeitungen
Erfolg bescherte dem jungen Unternehmen der Druck von Vertriebenen-Zeitungen. Ein Kapitel des Buchs ist den Verhandlungen mit der damals erst gegründeten Landsmannschaft Ostpreußen gewidmet, welche die Belange der vertriebenen Landsleute vertrat. Zähe Preisverhandlungen und Zugeständnisse führten schließlich zur Einigung. Die Neugründung Das Ostpreußenblatt entwickelte sich äußerst positiv. Die Auflage überschritt bald die 100.000-Marke.
Rautenberg wurde ein wichtiger Arbeitgeber des von großer sozialer Not gekennzeichneten Ostfrieslands, bei dem viele einen festen Arbeitsplatz fanden, darunter zahlreiche Flüchtlinge und Vertriebene. Die steigenden Auflagenzahlen der Vertriebenenzeitungen Das Ostpreußenblatt, „Pommersche Zeitung“ und „Deutsche Umschau“ sicherten dem Verlag Aufträge und halfen ihm auch über schwierige Phasen hinweg. Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung wurde von 1950 bis 2004 in Leer gedruckt.
Ab 1949 setzte Rautenberg seine Arbeit im Sinne des Königsberger Traditionsbetriebs fort. Die Herausgabe von „Der Ostpreuße – ein Hauskalender“, später „Der redliche Ostpreuße“, ein Familienkalenderbuch mit zahlreichen Weisheiten, Geschichten, Rezepten und Erinnerungen an die Heimat erwies sich als äußerst beliebt. Die letzte Ausgabe erschien im Jahr 2020. Rautenberg hat ebenso Zeitungen und Bücher für Ostfriesland produziert, die sich großer Beliebtheit erfreuen.
In den 1960er Jahren war Rautenberg eine feste Größe auf dem Buchmarkt, die Frankfurter Buchmesse war fester Termin, Verlagsvertreter vergrößerten den Bekanntheitsgrad des Unternehmens. Besonders die Bildbände der Reihe „... in 144 Bildern“ wurde zum Kassenschlager. Der erste von insgesamt 23 Bänden war „Königsberg in 144 Bildern“.
1970 trat schließlich Gerhard Rautenberg, der heutige Inhaber, in den Betrieb des Vaters ein, nachdem er sein Studium zum Diplom-Ingenieur für Wirtschafts- und Betriebstechnik in der Graphischen Industrie erfolgreich abgeschlossen und in Oldenburg und Berlin berufliche Erfahrungen gesammelt hatte. Vor ihm standen große Herausforderungen: Der Maschinenpark war veraltet, mit Fotosatztechnik und Offsetdruck waren neue Technologien auf dem Vormarsch.
Wie in jedem Familienbetrieb gab es auch bei Rautenberg Höhen und Tiefen. Mit preußischem Fleiß und Disziplin gelang es, den Betrieb in fünf Generationen fortzuführen, und auch die Zukunft im digitalen Zeitalter scheint mit ständigen Investitionen und der Übergabe an zwei jüngere Geschäftsführer gesichert.
Der Wunsch, eine umfassende Familienchronik zu erstellen, um dem Vergessen entgegenzuwirken, ist Rautenberg sowie seinem Co-Autor und langjährigen Mitarbeiter Gerd Kaja mit ihrer Festschrift voll und ganz gelungen.
Gerhard Rautenberg/Gerd Kaja: „Rautenberg 1825 – 2025. Zwischen Ostpreußen und Ostfriesland. Die illustrierte Verlagsdruckerei-, Reisen- und Familiengeschichte“, Verlag Gerhard Rautenberg, Leer 2025, broschiert, 176 Seiten, 19,80 Euro, zuzüglich Porto und Verpackung