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„Technikgeschichte in Pommern“ – Ein lesenswerter polnisch-deutscher Sammelband im Internet
Nein, ein wissenschaftliches Buch ist die vom Stettiner Museum für Technik und Kommunikation herausgegebene „Technikgeschichte in Pommern“ von 2022 mitnichten, eher ein populärwissenschaftliches. Neben Wissenschaftlern und sachkundigen Journalisten wurden auch eine Seglerin und ein aktiver Ballonfahrer zur Mitarbeit gewonnen. Und eine Technikgeschichte in Pommern ist es ebenso wenig. Im Vorwort nennt es Museumsleiter Stanislaw Horoszko gar ein Buch mit „Erzählungen über die geistige und handwerkliche Arbeit von Menschen aus unserer Region“. Den Begriff „unsere Region“ definiert Horoszko jedoch nicht. Hier liegt wohl das Kernproblem künftiger pommerscher Geschichtsforschung.
Die durch die EU geförderte Edition entstand in Zusammenarbeit des Stettiner Museums mit dem Otto-Lilienthal-Museum in Anklam. Die Redaktion hatte Bernd Lukasch, langjähriger Direktor des Lilienthal-Museums. Sein Beitrag „Otto Lilienthal und die Erfindung des Fliegens“ ist dem Anklamer Luftfahrtpionier gewidmet, der als erster mit seinem Flugapparat erfolgreich Gleitflüge ausführte. Der amerikanische Flugpionier Wilbur Wright hatte Lilienthal einen „Missionar des Menschenflugs“ genannt.
Die weiteren Höhepunkte der pommerschen Technikgeschichte fehlen im Buch ebenfalls nicht. Zu nennen sind die Gebrüder Stoewer, die in Stettin hochwertige Luxuswagen, die mit den Karossen von Horch und Mercedes konkurrieren konnten, aber auch einen „Volkswagen“ produzierten. Wojciech Feliński hat sich dieses Themas angenommen. Den Stettiner Werften wendet sich Andrzej Kraśnicki jr. zu. Der Stettiner Vulcan hatte seinerzeit Schiffbaugeschichte geschrieben, als er die größten und schnellsten Schiffe der Welt baute, von denen vier das „Blaue Band“ erkämpften.
Das Wirken der Zementfabrikanten und Philanthropen Johannes und Martin Quistorp hat Marek Jaszczyński untersucht, während Philipp Aumann seinen Beitrag über die Heeresversuchsanstalt Peenemünde mit „Vom Rüstungsstandort zum Ort der Raumfahrtkultur“ überschreibt. In Peenemünde war die erste Großrakete gestartet worden, die in den Weltraum vorstieß. Allgemein gilt die Waffenschmiede daher auch als „Wiege der Raumfahrt“.
Beiträge, die sich mit eher regionalen Phänomenen befassen, sind „Ballone und Luftschiffe in Pommern“, „Kleinbahnen in Pommern“ und „Stettiner Ware“ (in Stettin gehandelte pommersche Töpferware). Ein weiterer Beitrag befasst sich mit der Piraterie in der Ostsee.
Einige polnische Autoren spannen hier den Bogen bis in die Gegenwart, etwa beim Motorrad Junak sowie beim Pkw Smyk (Jacek Ogrodniczak) und der Stocznia Szczecińska (Stettiner Werft).
Das 228-Seiten-Werk ist kostenlos online verfügbar unter: www.technikgeschichte-in-pommern.eu