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Anlässlich des 100. Geburtstags des als Humorist wahrgenommenen Schriftstellers zeichnet Silja Behre das Leben des Konservativen nach
In der „alten“ Bundesrepublik hatte der vielseitig begabte israelische Schriftsteller, Journalist, Theater-, Film- und Drehbuchautor Ephraim Kishon seine größte und treueste Anhängerschaft. Auch in der DDR genoss er eine gewisse Popularität. Weltweit wurden seit den 60er Jahren 43 Millionen Bücher von ihm verkauft, davon 34 Millionen in Deutschland, wobei die gelungenen Übersetzungen ins Deutsche von Friedrich Torberg als ein Hauptgrund für seinen anhaltenden Erfolg beim deutschsprachigen Publikum gelten.
Am 23. August 1924 wurde Kishon als Ferenc Hoffmann in Budapest in einer jüdischen Familie geboren und wuchs dort auf. Anlässlich dieses 100. Jahrestags veröffentlichte die Historikerin Silja Behre eine lesenswerte Biographie des Erfolgsautors mit dem Titel „Ephraim Kishon. Ein Leben für den Humor“. Mit seinen satirisch-humoristischen Kurzgeschichten aus Israel in dem Band „Drehen Sie sich um, Frau Lot!“ begann 1959 Kishons internationaler Erfolg. Er beruhte auf seinem grandiosen Einfallsreichtum und seiner einmaligen Fähigkeit, Menschen mit pointierten humoristischen Schilderungen „allzu menschlichen“ bis absurden Verhaltens zum Lachen zu bringen.
1949 war Kishon als Holocaust-Überlebender mit einem Flüchtlingsschiff nach Israel ausgewandert. Seine deutschen Leser hielten ihn trotzdem für einen unpolitischen israelischen Humoristen. Der Verlag LangenMüller und lange Zeit auch Kishon selbst hatten dieses Meinungsbild erzeugt, das keineswegs der Wirklichkeit entsprach.
Vom „Spiegel“ wurde Kishon 1980 als „israelischer Nationalist“ abgestempelt, passend zur Ablehnung seiner konservativen Positionen. Behre zeichnet anhand von Episoden und Zitaten die Rolle der Verlage und ihrer Autoren im Spannungsfeld der aufgeheizten politischen Debatten seit Ende der 60er Jahre nach.
Dabei kommt auch Kishons Freundschaft mit Axel Springer ins Blickfeld. Es war wohl vorwiegend pekuniären Gründen geschuldet, dass politische Artikel und Geschichten aus Israel in die deutschen Ausgaben seiner Bücher nur selten aufgenommen wurden. An der literarischen „Zweiteilung“ Kishons als Autor, „der (nur) in einer Ausnahmesituation auch einmal politisch werden durfte“, wirkte Torberg bis zu seinem Tod 1979 mit. Dass Kishon in Deutschland so beliebt war, bezeichnete dieser als eine Ironie der Geschichte. Behres „Versuch einer Annäherung“ an den Menschen Kishon ist ihr hervorragend gelungen.
Silja Behre: „Ephraim Kishon. Ein Leben für den Humor“, Langen Müller Verlag, München 2024, gebunden, 416 Seiten, 25 Euro