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Bigotterie

Bauministerin Geywitz rät: Aufs Land ziehen

Sie selbst machte es lieber umgekehrt und siedelte vom Ländlichen in die reiche Stadt Potsdam über

Hermann Müller
09.08.2024

Während in Berlin, Hamburg, München und anderen deutschen Großstädten Wohnraum fehlt, stehen vor allem im ländlichen Raum rund 1,9 Millionen Wohnungen leer. Der Hinweis von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) an wohnungssuchende Großstädter, über einen Umzug aufs Land nachzudenken, hat ein gespaltenes Echo gefunden, denn die Idee der Bauministerin hat Haken.

Scharfe Kritik kassierte Geywitz, die einst selbst vom Land rein ins reiche Potsdam zog, zunächst einmal vom Koalitionspartner FDP. Deren Generalsekretär Bijan Djir-Sarai erklärte empört: „Die Empfehlung von Frau Geywitz, die Menschen sollten einfach aus Großstädten wegziehen, grenzt an Hohn.“ Viele müssten wegen ihres Jobs, der Ausbildung oder Familie in der Stadt bleiben.
Begrüßt wurde der Vorschlag aber vom Städte- und Gemeindebund. Hauptgeschäftsführer Andre Berghegger sagte, mit rund 1,3 Millionen marktfähigen Wohnungen in ländlichen Regionen biete sich eine große Chance, die Wohnungsmärkte in den Ballungsräumen zu entlasten und gleichzeitig kleine und mittlere Städte und Gemeinden zu stärken. Allerdings wies der Verband ebenso auf schwerwiegende Probleme im ländlichen Raum hin.

Laut dem Städte- und Gemeindebund muss der öffentliche Personennahverkehr konsequent ausgebaut und die Anbindung an die Metropolen verbessert werden. Zudem müssten Bildungs- und Freizeitangebote und die medizinische Versorgung besser werden. Notwendig ist auch der Ausbau einer leistungsstarken Breitband- und Mobilfunkversorgung. Denn tatsächlich müssen sich Bund und Länder den Vorwurf gefallen lassen, bislang nicht nur beim Wohnungsbau versagt zu haben.

Der Ärztemangel im ländlichen Raum ist bundesweit ein massives Problem. Die Robert-Bosch-Stiftung prognostiziert, dass im Jahr 2035 etwa 11.000 Hausarztstellen unbesetzt sein werden. Laut einer Untersuchung der Stiftung droht damit fast 40 Prozent der Landkreise in Deutschland eine hausärztliche Unterversorgung. Schon jetzt kann es im ländlichen Raum passieren, dass Zugezogene von Hausärzten nicht als neue Patienten aufgenommen werden und die Empfehlung bekommen, sich weiterhin an ihren bisherigen Hausarzt in der Stadt zu wenden. Gerade für Senioren dürfte ein Umzug damit keine echte Option sein. Für Menschen, die im Berufsleben stehen, ist die Internetanbindung oft besonders wichtig. Laut einer Untersuchung des FTTH Council Europe verfügen im ländlichen Raum aber nur 23 Prozent der Haushalte über die Möglichkeit, einen schnellen Glasfaseranschluss nutzen zu können. Deutschland liegt damit weit abgeschlagen hinter Ländern wie etwa Dänemark mit einer Abdeckungsquote von 90 Prozent.

Bei der Diskussion um den Sinn des „Deutschlandtickets“ haben Kritiker darauf hingewiesen, dass es sich dabei vor allem um ein Angebot für Großstädter handelt, da das Angebot von Bussen und Bahnen in der Fläche des Landes dünn ist. Laut Umfragen des ADAC hängt für einen sehr hohen Anteil der Menschen im ländlichen Raum Mobilität von der Nutzung eines Autos ab. H.M.


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