Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Eindringliche Warnung von Experten überschattet die Erleichterung über die lang ersehnte Eröffnung
Mit der Erteilung einer Nutzungsfreigabe für das Hauptterminal durch die Bauaufsichtsbehörde hat der neue Großflughafen BER eine weitere Hürde gemeistert. Nach 14 Jahren Bauzeit kann der neue Flughafen für die Region Berlin-Brandenburg nun endlich an den Start gehen.
Mittlerweile ist es acht Jahre her, dass die Flughafengesellschaft und der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) quasi im letzten Moment die Flughafeneröffnung abblasen mussten. Die Umzugsvorbereitungen vom alten Stadtflughafen Tegel und Schönefeld-Alt zum neuen BER liefen bereits auf Hochtouren, als Klaus Wowereit am 8. Mai 2012 überraschend ankündigte, dass der BER wegen ungelöster technischer Probleme nicht am 3. Juni in Betrieb gehen könne.
Auch eine daraufhin angepeilte Inbetriebnahme im März 2013 und im darauffolgenden Oktober platzten. Als ebenso unrealistisch stellten sich zwischenzeitlich genannte Eröffnungstermine in den Folgejahren heraus. Erst jetzt, acht Jahre, nachdem aus heiterem Himmel kleinlaut die groß angekündigte Eröffnungsfeier mit tausenden bereits geladenen Gästen abgesagt werden musste, hat der TÜV Rheinland alle Sicherheitsanlagen am neuen BER-Terminal abgenommen. Vor Kurzem hat nun auch die zuständige Bauaufsichtsbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald grünes Licht für die Nutzung des Hauptterminals gegeben.
Aufbruchssignal nach „Lockdown“
Engelbert Lütke Daldrup, der Chef des Flughafens, sieht in der Freigabe durch die Baubehörde und der damit möglich gewordenen Eröffnung am 31. Oktober auch ein Aufbruchssignal nach der „Lockdown“-Krise: „Die Eröffnung des BER kann in diesen Zeiten ein Signal dafür werden, dass es in der Hauptstadtregion wieder aufwärts geht und die Wirtschaft wieder auf die Füße kommt.“
Allerdings mischen sich bereits Zweifel in die Euphorie. Denn obwohl die baurechtliche Freigabe endlich vorliegt, sind nun erneut Warnungen vor den finanziellen Risiken des Projekts lautgeworden. Bereits der BER-Experte Frank Welskop hatte in einem Buch und auch im Interview mit dieser Zeitung (PAZ 25/2016) auf eine Rentabilitätslücke bei dem Projekt hingewiesen und vor einem finanziellen Desaster beim neuen Großflughafen gewarnt.
Dieser Tage haben Professor Hans Georg Gemünden von der TU-Berlin, der Finanzexperte Professor Harald Krehl sowie der Wirtschaftsprüfer Karl-Heinz Wolf eine neue Studie vorgelegt, in der die Flughafengesellschaft als Zuschussbetrieb und als „akuter Sanierungsfall“ bezeichnet wird. Laut den Wirtschaftsexperten müssen sich die drei Eigentümer Berlin, Brandenburg und der Bund beim BER nach den bisherigen Milliardenüberweisungen darauf gefasst machen, bis 2023 nochmals bis zu 1,8 Milliarden Euro an frischem Geld nachzuschießen. Ähnlich wie der Buchautor Frank Welskop sehen die Studienverfasser beim Flughafenstandort Berlin eine Einnahme- und Gewinnschwäche. Dem stünden hohe Kosten für den BER gegenüber. Schon bis zur geplatzten Eröffnung im Jahr 2012 seien gut 2,4 Milliarden Euro in den Bau geflossen. Durch teilweisen Rückbau des Hauptterminals, Neubau und Finanzierungslasten sollen die Kosten mittlerweile auf weit mehr als 5,5 Milliarden angestiegen sein. Normalerweise ein Betrag, der für zwei neue Flughäfen dieses Zuschnitts gereicht hätte.
Defizit trotz Passagier-Rekord
Die drei Wirtschaftsexperten haben für ihre Untersuchung die Ergebnisse mehrerer deutscher Verkehrsflughäfen im
Zeitraum von 2005 bis 2018 genauer angesehen: In diesem Vergleichszeitraum glänzten die Berliner Flughäfen bei den Passagierzahlen mit einem Plus von insgesamt fast 200 Prozent. Frankfurt/Main und München konnten zwar bei den Passagierzahlen nicht mit Berlin mithalten, dafür fuhren sie aber gute Gewinne ein.
Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) musste allein seit der abgeblasenen Eröffnung des BER im Sommer 2012 laut der Untersuchung jedes Jahr mehr als 100 Millionen Euro allein an Zinszahlungen für die aufgenommenen Kredite aufwenden. Die Tilgungen schlügen zudem mit bis zu 75 Millionen Euro jährlich zu Buche. Laut der Analyse hat die Flughafengesellschaft seit dem Jahr 2006 in keinem ihrer Jahresberichte einen operativen Gewinn vor Steuern ausgewiesen. Bei Frankfurt, dem Primus der deutschen Flughäfen, addierten sich zwischen 2005 und 2018 dagegen die operativen Gewinne auf 2,9 Milliarden Euro.
Für die FBB ermittelten die Studienautoren für den Vergleichszeitraum im Kontrast dazu ein Minus von fast 1,6 Milliarden Euro. Damit die Flughafengesellschaft nicht in der Überschuldung und Insolvenz endet, muss sie nach Ansicht des Experten-Trios schnell und grundlegend saniert werden, damit der BER durch die hohen Zins- und Tilgungsbelastungen bald nach der Eröffnung nicht in die Insolvenz rutscht.
Dr. Spakow am 10.05.20, 12:47 Uhr
Warum erinnert mich das an den DDR-Sozialismus?