14.10.2025

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Ist zu Recht stolz auf seine neue Präsentation: Piotr Arcimowicz, Chef des Lausitzermuseums, wo eine Ausstellung den Bergbau behandelt
Bild: WagnerIst zu Recht stolz auf seine neue Präsentation: Piotr Arcimowicz, Chef des Lausitzermuseums, wo eine Ausstellung den Bergbau behandelt

Östlich von Oder und Neiße

Bergbaubegriffe wurden für das Polnische erst erfunden

Warum Polen auf Lausitzer Kohle nicht angewiesen war, jedoch Deutschland umso mehr

Chris W. Wagner
14.10.2025

Die Braunkohleförderung prägte die Geschichte der Lausitz seit dem 18. Jahrhundert. Eine Sonderausstellung im Lausitz-museum auf polnischer Seite der geteilten Stadt Görlitz [Zgorzelec] sowie auch der geteilten Lausitz erzählt deren deutsche und polnische Nachkriegsgeschichte. Die Eröffnung ist zur Barbarafeier am 4. Dezember geplant.

Noch im 17. und 18. Jahrhundert habe man Kohle als Düngemittel genutzt und nicht als Brennstoff verwendet. Die chemischen Eigenschaften seien noch nicht untersucht worden, berichtet Piotr Arcimowicz, Leiter des Lausitzmuseums, das direkt am östlichen Neißeufer gelegen ist.

Erst mit der Aufklärung hätten die Menschen begonnen, sich auch für Steine zu interessieren und hätten deren Eigenschaften erforscht. Sie entdeckten, dass Kohle sehr gut als Brennstoff diene, aber sie hätten sich noch den Naturgewalten zu erwehren gehabt, so Arcimowicz, denn „in der Lausitz lag Kohle nur wenige Meter unter der Oberfläche. Es reichte, ein paar Mal kräftiger mit einem Spaten zu stoßen, und schon kam die Kohle zum Vorschein. Manchmal aber kam es ebenso vor, dass durch einen Blitzschlag Brände entstanden. Es gab auch die Legende, dass die Schweden, die in der Nähe von Reichenau [Bogatynia] ihr Lager aufschlugen, durch ihre Lagerfeuer ein Kohleflöz in Brand gesetzt hätten. Dieser soll dann mehrere Monate lang gebrannt haben.“

Ein entscheidenden Impuls für den Bergbau gab es mit dem Einzug der Eisenbahn und der deutschen Einigung 1871. Die technologische und die industrielle Entwicklung führten zu Landflucht und dem Anwachsen der Städte.

„Eine unserer Schautafeln zeigt, dass es 1871 nur acht Städte in Deutschland mit mehr als 100.000 Einwohnern gab, aber 1913 waren es bereits 48“, erklärt Arcimowicz. Er und sein Team zeigen auf einer Etage die Geschichte des Bergbaus seit den Anfängen bis 1945. Die polnische Geschichte wird separat im zweiten Stock des Museums erzählt. „Das Thema ist so umfangreich, dass wir es nicht einmal auf diesen beiden Etagen vollständig abdecken können.“

Ein Pole engagierte sich
Die Geschichte der Grube „Stadt Görlitz“ bei Kohlfuhrt [Węgliniec] war von zentraler Bedeutung für die Energieversorgung der Stadt Görlitz. Sie war Teil eines größeren Projekts, das Grube, Brikettfabrik und Kraftwerk umfasste. „Man weiß, dass die Stadt Görlitz Eigentümerin der Grube und des Kraftwerks war, aber für uns gab es hierbei eine interessante Entdeckung, nämlich, dass der Direktor der Grube ein Pole, Tomisław Morawski, war. Weil er so gut gearbeitet hat, war er während des Ersten Weltkriegs vom Militärdienst befreit worden, um dieses Bergwerk zu leiten. Aber der aus Großpolen stammende Mann war bekennender polnischer Patriot. Als Polen durch den Ersten Weltkrieg seine Unabhängigkeit erlangte, reiste er sofort nach Polen, engagierte sich dort in der Bergbauindustrie.“ Morawski gab ein deutsch-polnisches Bergbauwörterbuch heraus. Dieses hatte zum Ziel, in die durchs Deutsche dominierte Bergbausprache polnische Entsprechungen einzuführen. Auch dieses Werk ist in der Präsentation zu sehen. Ausgestellt wird auch eine Tischplatte aus Braunkohle. „Diese wurde für Forschungszwecke poliert und lackiert. Sie sieht ganz gewöhnlich aus, aber das Holz ist 18 Millionen Jahre alt“, erklärt Arcimowicz.

Er zeigt anhand der Bergbaugeschichte den wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands, aber auch den Niedergang durch den verlorenen Ersten Weltkrieg. „Durch den Verlust eines Teils Oberschlesiens, Elsass-Lothringens und durch die Suche nach Ersatzquellen fiel der Fokus auf Braunkohle. Davon hatte Deutschland viel. Wir fördern sie seit hundert Jahren bis heute.“

Not macht erfinderisch, und so wurden neue Methoden im Tagebau entwickelt: „Diese großen Maschinen, mit denen man leicht an die Braunkohle gelangt“. Erst die „Klima“-Politik hat den großflächigen Abbau, der noch lange in der Niederlausitz überdauerte, in Frage gestellt. Eine Ausnahme im großflächigen Lausitzer Braunkohleabbau auf polnischer Seite gibt es jedoch. Der Tagebau Turów basiert darauf, dass die Grube Reichenau bereits angelegt war, die Lagerstätte war hier nicht nur oberflächennah, sondern besonders groß und ergiebig – also wirtschaftlich leicht erschließbar. Zudem bot sie Anschluss an das RGW (COMECON)-Netz mit Energieexportoption in die DDR. Die Präsentation im Lausitzmuseum in der ulica Daszyńskiego 15 ist fast fertig. Was noch fehlt, ist ein elektronischer Führer durch die Ausstellung in deutscher Sprache. Aber auch daran wird eifrig gearbeitet.


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