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Schuld an der Misere sind gestiegene Netzentgelte, die anderswo überall gesunken sind
Langsam fängt es an wehzutun, denn Berliner Haushalte zahlen den mit Abstand höchsten Strompreis unter Europas Hauptstädten. Zuletzt waren in Berlin im Schnitt 41,2 Cent pro Kilowattstunde Strom für private Haushalte fällig. Laut dem Strom- und Gaspreisindex HEPI liegt die deutsche Hauptstadt damit weit über dem EU-Durchschnitt von 25,4 Cent, also fast doppelt so hoch. Die Bewohner von Budapest können sich wiederum über den niedrigsten Strompreis unter Europas Hauptstädten freuen. Hier zahlen Privathaushalte im Schnitt nur 9,2 Cent je Kilowattstunde.
Der Preisunterschied zwischen der teuersten und der günstigsten Hauptstadt Europas beträgt damit das Dreifache. Auch in Kopenhagen (ca. 38 Cent) und Dublin (ca. 37 Cent) müssen Privathaushalte recht viel Geld für Strom bezahlen.
Zur Entlastung der Stromkunden in Deutschland hatte die Bundesregierung bereits im Juni ein Strompreispaket auf den Weg gebracht. Mit dem Paket übernimmt der Bund einen deutlich stärkeren Anteil an den Kosten des Netzausbaus. Für die Verbraucher sollen dafür ab 2026 die Netzentgelte deutlich sinken.
Gegensätzliche Entwicklung
Wie stark dies die Haushalte in der deutschen Hauptstadt entlasten wird, bleibt abzuwarten. Berlins größter Stromversorger, Vattenfall, hat nämlich erst im Juli die Strompreise in der Hauptstadt um acht Prozent erhöht. Ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 2200 Kilowattstunden zahlt damit etwa 6,86 Euro mehr pro Monat, rechnete Vattenfall vor. Als Grund für die Preiserhöhung gab der Energieversorger unter anderem kräftig gestiegene Netzentgelte an. „Bundesweit sind in vielen Netzgebieten zum Jahreswechsel die Netzentgelte deutlich gefallen. Anders in Berlin – hier hat das landeseigene Unternehmen Stromnetz Berlin GmbH die Netzentgelte zum Jahreswechsel erneut um ca. 4,8 Prozent erhöht. Im Vorjahr betrug der Anstieg bereits ca. 22,4 Prozent. Diese Kosten machen einen wesentlichen Bestandteil des Strompreises aus und werden nicht von Vattenfall festgelegt“, so ein Sprecher des Energieversorgers.
Außerhalb Berlins müssen Stromkunden ebenso damit rechnen, dass das stärkere Einspringen des Bundes bei den Netzentgelten ab Januar 2026 zunächst einmal durch eine andere Entwicklung überlagert wird – etwa durch den Anstieg der Großhandelspreise für Strom.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, sind die Strompreise an der Energiebörse EEX inzwischen auf den höchsten Stand seit Februar geklettert: „Die deutschen Strompreise sind vor allem aufgrund der Angst vor kälterem Wetter und einer geringeren als üblichen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gestiegen“, so Yiannis Papamikrouleas, Leiter des Terminhandels für Energiemärkte bei Depa Commercial SA.
Obendrein steigen derzeit auch die Preise am europäischen Gasmarkt. Bedingt durch eine hohe Nachfrage, geringe Speicherfüllstände und den globalen Wettbewerb mit Asien um Flüssiggas hatten die Großhandelspreise für Gas schon im Sommer Höchststände erreicht. Hinzugekommen sind nun auch noch Prognosen, dass durch kühleres Wetter die Heiznachfrage bereits in den kommenden Wochen stärker steigen wird, als sonst zu dieser Jahreszeit üblich.