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Britische Beratungsfirma: Hauptstadtregion könnte München als Wirtschaftsmetropole überholen
Verliert München seinen Spitzenplatz als wirtschaftlich stärkste Stadt Deutschlands an Berlin? Laut einer Prognose des britischen Beratungsunternehmens Oxford Economics könnte der Großraum München seine Position sogar schon bald an die Hauptstadtregion verlieren. Aufmerksamkeit erregt Berlin seit Jahren immer wieder durch eine chronisch überlastete Verwaltung, Problemschulen und Clan-Kriminalität. Dennoch holt die Hauptstadt samt ihrem Umland seit mehr als zehn Jahren wirtschaftlich stark auf.
Während die deutsche Wirtschaft in den vergangenen Jahren teilweise stagnierte oder sogar schrumpfte, wuchs das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt im Land Berlin kontinuierlich stärker als im Bundesdurchschnitt. Der Raum Berlin ist zudem die einzige Region Deutschlands, die für den Zeitraum bis 2030 ein Wirtschaftswachstum von insgesamt mehr als elf Prozent erwartet. Bayern folgt mit sieben Prozent Wachstum. Andere Regionen müssen mit Stagnation oder sogar einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung rechnen.
Universitäten sind „Weltklasse“
Mittlerweile liegt der Großraum München mit einem Bruttoinlandsprodukt von umgerechnet 283 Milliarden US-Dollar nur noch knapp vor dem Großraum Berlin. Die Hauptstadt samt brandenburgischem Umland erreicht mittlerweile immerhin 280 Milliarden Dollar. Die Analysten rechnen dem Großraum München eine Bevölkerung von 3,1 Millionen Menschen zu – das sind doppelt so viele, wie in der Stadt selbst leben. Dem Großraum Berlin ordnet Oxford Economics allerdings 5,2 Millionen Einwohner zu – mit dabei Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam und einige der wachstumsstärksten Landkreise Deutschlands. Das Prognose-Institut rechnet damit, dass Potsdam sowie die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Dahme-Spreewald bis 2030 zu den ersten zehn der wachstumsstärksten Regionen Deutschlands zählen werden.
Für Bayern und München kann der wirtschaftliche Aufstieg der Hauptstadtregion durchaus positive Auswirkungen zeitigen. Im Länderfinanzausgleich ist der Freistaat nämlich noch immer größter Einzahler, Berlin der größte Empfänger. Bayern hat 2024 mit fast zehn Milliarden Euro mehr als die Hälfte des Gesamtvolumens des Länderfinanzausgleichs stemmen müssen. Berlin erhielt aus dem Umverteilungssystem knapp vier Milliarden Euro, Brandenburg bekam annähernd anderthalb Milliarden überwiesen.
Als Pluspunkte Berlins nennt Dmitry Gruzinov, Chefökonom von Oxford Economics, unter anderem die „robuste wirtschaftliche Perspektive“ der Hauptstadt und ihre Anziehungskraft auf junge Menschen sowie den florierenden Kreativ- und Technologiesektor. Berlins Bildungssystem bescheinigen die Studienautoren sogar „Weltklasse“.
Diese Aussagen beziehen sich offenbar auf Berlins große Universitäten – die Technische Universität, die Humboldt-Universität und die Freie Universität – sowie die vielen kleineren Fachhochschulen. Blickt man nur auf das staatliche Berliner Schulsystem, dürfte die Spitzenwertung für die Stadt allerdings kaum zu rechtfertigen sein. Derzeit gelten in der Hauptstadt insgesamt 236 Schulen als sogenannte Problemschulen.
Oxford Economics bescheinigt Berlin auch eine attraktive Lebensqualität. Dabei weist das Beratungsunternehmen ausdrücklich auf die „zahlreichen Grünflächen und Parks“ und dabei insbesondere auf den Tiergarten und das Tempelhofer Feld hin. Berlin belegt im internationalen Vergleich der Top-100-Metropolen sogar den 16. Platz in der Kategorie Lebensqualität.
Fünf deutsche Städte unter Top 100
Allerdings stellen die Studienautoren der Stadt trotz der großzügigen Grünflächen in der Kategorie „Umwelt“ ein besonders schlechtes Zeugnis aus. Das Beratungsunternehmen begründet dies hauptsächlich mit den „erheblichen Temperaturschwankungen“ in der Stadt. In den vergangenen Jahren habe Berlin mehrere Hitzewellen mit Temperaturen, die in den Sommermonaten deutlich über dem Durchschnitt lagen, erlebt.
Die Analysten von Oxford Economics legen jedes Jahr einen „Global Cities Index“ vor. Dabei bewertet das Unternehmen weltweit tausend Großstädte und Ballungsräume in den Kategorien Wirtschaftskraft, Humankapital, Lebensqualität, Umwelt und Verwaltung. Unter den ersten 100 landet München als bestplatzierte deutsche Region auf Rang 22. Berlin liegt immerhin auf Platz 29.
Im internationalen Ranking dominiert weiterhin New York als weltweit führende Metropole, gefolgt von London und Paris. Auffällig ist die starke Präsenz englischsprachiger Städte unter den Top 100, aber auch der deutschsprachige Raum ist mit München, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Wien, Zürich, Basel und Bern gut vertreten. Überraschend ist, dass Oxford Economics mit Hongkong nur eine chinesische Stadt unter den hundert wichtigsten Metropolen auflistet.