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Der Hauptstadtflughafen BER kommt auch Jahre nach der Eröffnung nicht aus der Krise heraus
Kann dem Hauptstadtflughafen BER nur geholfen werden, wenn man ihn in die Luft sprengt? Sinngemäß soll dies im September der Wirtschaftsmanager Eckhard Cordes gesagt haben. Dem über die Abläufe am Flughafen und die fehlende Servicekultur genervten Cordes brachte die flapsige Bemerkung über eine Flughafensprengung prompt ein Verbot ein, wie gewünscht den Flieger nach München zu betreten. Cordes – Inhaber des exklusiven „HON Circle“-Status im Vielfliegerprogramm der Lufthansa – musste einen Mietwagen nehmen, um nach München zu gelangen.
Nach mehrmals abgesagten Eröffnungsterminen – der BER sollte ursprünglich bereits 2012 öffnen – ist der Flughafen im Oktober 2020 in Betrieb genommen worden. Fünf Jahre später ringt der Airport für Berlin und Brandenburg weiterhin mit Problemen und sorgt in jüngster Zeit mit negativen Schlagzeilen für Aufsehen. Dabei geht es nicht nur um den jüngsten Cyberangriff auf den IT-Dienstleister Collins Aerospace, der am BER für Fluglinien Systeme für das Einchecken bereitstellt.
Auch Jahre nach der Eröffnung kämpft der Hauptstadtflughafen noch immer mit anhaltenden „Kinderkrankheiten“ wie fehlerhaften Ausschilderungen oder langen Wartezeiten. Im ersten Halbjahr 2025 lag die Verspätungsquote am BER bei knapp 31 Prozent. Fast jeder dritte Flug startete also verspätet. Der BER bildet damit das Schlusslicht unter den deutschen Verkehrsflughäfen.
Nicht erfüllt haben sich überdies die Hoffnungen, der Flughafen könnte sich zu einem internationalen Drehkreuz, einem Tor zur weiten Welt, entwickeln. Die Zahl der Interkontinentalverbindungen ist noch immer sehr überschaubar. Und eine Änderung der Misere ist nicht in Sicht. Derzeit leiden Fluglinien und Airports in ganz Deutschland unter hohen Belastungen durch Steuern und Gebühren: „Geld verdienen Airlines derzeit vor allem außerhalb Deutschlands. Da boomt die Luftfahrt“, so Jens Bischof, der Präsident des Bundesverbands der Luftfahrtunternehmen.
„Baulich nicht mehr zu retten“
Nicht verstummt ist seit der Eröffnung des BER auch die Kritik an einer ineffektiven Terminalarchitektur. Der am Hauptstadtflughafen vom Mitflug ausgeschlossene Topmanager Cordes erklärte gegenüber der „Berliner Zeitung“ sogar: „Baulich ist der BER nicht mehr zu retten. An Zürich oder Barcelona wird man nie herankommen.“ Angesichts der baulichen Mängel ist aus Sicht des Vielfliegers gut geschultes Personal wichtig: „Salopp gesagt: Nur Menschen können den BER noch retten.“ Aus Sicht des Managers liegt hier allerdings ein weiteres großes Problem des BER. Durch den Rückgriff auf Fremdfirmen, das sogenannte Outsourcing, leidet die Servicekultur.
Die Chancen auf eine Besserung stehen schlecht. Nach einem Gewinneinbruch hat der Lufthansa-Konzern die Streichung von 4000 Stellen angekündigt. Gewerkschaften befürchten dadurch auch Folgen für den BER. Zwar plant die Lufthansa den Stellenabbau primär im Verwaltungsbereich – allerdings warnt die Gewerkschaft Verdi auch vor Auswirkungen auf Tochtergesellschaften wie Eurowings und indirekt auf Hunderte Arbeitsplätze am BER.