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In Königsberg steigt die Zahl der Neuinfektionen – Widerstand gegen die Regierungsmaßnahmen wächst
Traditionell wird in Königsberg am 1. Mai mit einer feierlichen Zeremonie die Springbrunnensaison eröffnet. Viele Städter verbringen den Maifeiertag auf den Plätzen der Stadt und genießen die frische Kühle der Fontänen. In diesem Jahr fand die feierliche Eröffnung erstmals nicht statt, obwohl die Brunnen auf dem Hansaplatz, der vor dem Dramentheater und viele andere bereits vorbereitet waren. Die Stadtregierung hatte beschlossen, die Eröffnung zu verschieben, um Menschenansammlungen zur Zeit der Corona-Pandemie zu vermeiden, denn die Zahl der Neuinfektionen im Königsberger Gebiet steigt. Die regionalen Behörden hatten zuvor erklärt, dass sie Quarantänemaßnahmen entsprechend der aktuellen Situation träfen. So wurden die Einschränkungen Woche um Woche verlängert. Wegen der hohen Zahl der Neuinfektionen wurde von einer für den 29. April beabsichtigten Lockerung abgesehen.
So bleibt die Verpflichtung, Bescheinigungen des Arbeitgebers zum Verlassen des Hauses mit sich zu führen, neben der Verpflichtung zur Selbstisolation weiter bestehen. Die einzige Lockerung betrifft außer Lebensmittelläden Verkaufsräume, die einen getrennten Ein- und Ausgang haben. Einkaufszentren bleiben weiterhin geschlossen. Zusätzlich wurde eine Maskenpflicht eingeführt. Die Verwendung individueller Schutzausrüstungen ist beim Aufenthalt an öffentlichen Orten und in allen Verkehrsmitteln obligatorisch geworden.
Zu den ersten der übrigen Geschäfte, die am 29. April wieder öffneten, gehören die Baumärkte „Bauzentr“ und „Leroy Merlin“. Sie sind jedoch verpflichtet, die Anforderungen an die Desinfektion einzuhalten. Darüber hinaus sind alle Käufer verpflichtet, Masken zu tragen und einen Sicherheitsabstand von mindestens eineinhalb Metern einzuhalten. Die Ladeninhaber lassen nur eine begrenzte Anzahl von Kunden ein, was an den Eingängen zu langen Schlangen führte.
Berufstätige müssen außerdem nach wie vor ihren Reisepass mit sich führen, wenn sie sich in der Stadt aufhalten. Vielen stellte sich die Frage, wie es sein könne, dass es fast unmöglich ist, das Haus zu verlassen, die Baumärkte aber geöffnet haben. Die Regionalregierung erklärte, dass man nicht nur mit dem eigenen Auto, öffentlichen Verkehrsmitteln oder per Taxi zum Baumarkt gelangen könne, sondern auch zu Fuß. Dabei müssten Masken getragen werden und idealerweise auch Handschuhe. Es sei nach wie vor erlaubt, das Haus für eine medizinische Notfallversorgung zu verlassen, das nächste Geschäft aufzusuchen, zu Immobilien im Familienbesitz zu fahren sowie Haustiere nicht weiter als 100 Meter vom Haus entfernt spazieren zu führen und den Müll zu entsorgen.
Kinder unter 14 Jahren ohne Begleitung eines Erwachsenen dürfen sich nicht im Freien aufhalten, ebenso müssen Senioren über 65 Jahren zu Hause bleiben. Viele Menschen sind besorgt darüber, dass sie nicht in vollem Umfang frische Luft atmen und Zeit im Freien verbringen können, um ihre motorischen Fähigkeiten aufrechtzuerhalten. Gerade für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sei eine regelmäßige motorische Aktivität lebenswichtig.
Auf Bürgerfragen antwortete Gouverneur Anton Alichanow auf Instagram, dass „man mit einem Kinderwagen am Eingang stehen kann, bei älteren Kindern kann man auch ohne Spielplätze und Spiele mit anderen Kindern an die frische Luft gehen. Alle Spielplätze bleiben weiterhin geschlossen.“
Alle Wege an die Ostsee sind für Königsberger geschlossen. Moskauer, die am Flughafen Powunden [Chrabrowo] ankommen, um zu ihren Häusern an der Ostsee weiterzureisen, müssen sich für zwei Wochen in Selbstisolation begeben. Mitarbeiter des russischen Ministeriums für Notsituationen erhielten das Recht, Geldbußen für Bürger zu verhängen, die gegen diese Maßnahmen verstoßen.
Schon jetzt zeigt sich, dass die Bürger die Selbstisolation gründlich satthaben. Dies bestätigen Informationen des Onlinediensts „Yandex“, der in Echtzeit Daten von mobilen Geräten sammelt. In keiner anderen Region der Russischen Föderation begehren die Menschen so sehr auf wie im Königsberger Gebiet. Laut dem Portal ging die Zahl derjenigen, die sich an die Selbstisolation halten, nach einem selbst errechneten Quotienten um drei Punkte zurück auf 2,9, während er in anderen Regionen bei vier oder fünf liegt. Das heißt, im Königsberger Gebiet halten sich wieder mehr Menschen trotz teils deftiger Strafen außerhalb ihrer Häuser auf.