08.12.2025

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Hütchenspiel-Niveau

Betrug mit Kryptowährungen steigt rapide an

Die Börsen kooperieren selten mit Fahndungsbehörden oder sitzen in Staaten ohne Aufsicht

Peter Entinger
08.12.2025

Der Betrug mit Kryptowährungen nimmt rasant zu – und er gedeiht in einem Umfeld, das Kriminellen allzu oft leichtes Spiel bietet. Ermittler sprechen längst von einer Schattenwelt, in der manipulierte Trading-Plattformen, internationale Geldwäschenetze und nachlässige Kryptobörsen ineinandergreifen. „Die globale Kriminalität nutzt heute Krypto, wo immer sie kann“, sagt ein deutscher Ermittler, der seit Jahren grenzüberschreitende Cyberdelikte verfolgt.

Für Aufsehen sorgte kürzlich eine Recherche von Journalisten, über die unter anderem die „Tagesschau“ sowie die „Süddeutsche Zeitung“ berichteten. Ein Österreicher war über eine Online-Anzeige auf ein vermeintlich attraktives Geschäft gestoßen. Am Ende war er rund 20 Millionen Euro los. Der mutmaßliche Betrüger soll sich als Mitarbeiter einer angeblichen Kryptobörse ausgegeben haben. Dort sah der vermeintliche Kunde zwar Einzahlungen und angebliche Wertsteigerungen. Aber die Handelsplattform existierte offenbar gar nicht.

Er ließ weltweit nach seinem verschwundenen Geld suchen, doch viele Kryptobörsen verhielten sich auffallend wortkarg. Die Recherchen der Journalisten ergaben, dass verschiedene Kryptobörsen weltweit verdächtige Transaktionen mehrfach haben durchgehen lassen. Dies hätten deutsche Ermittlungsbehörden auch bestätigt. In mehreren der recherchierten Fälle seien Konten bei Kryptobörsen offenbar erst spät gesperrt worden. „Die Coins werden sofort umgetauscht, abgebucht und weiter verschoben“, wird ein Ermittler zitiert. Im Endeffekt ist es ein digitales Hütchenspiel, das jede Ermittlung erschwert.

Die Analyse zeigt ein grundsätzliches Problem: Manche Börsen kooperieren nur zögerlich, andere sitzen in Staaten ohne wirksame Aufsicht. Viele Transaktionen laufen durch Länder, in denen Finanzregeln kaum existieren. Konten werden häufig erst gesperrt, wenn enorme Summen längst weitergeleitet wurden. Die undurchschaubaren Strukturen machen den Kryptomarkt zu einem idealen Umschlagplatz – für Betrüger, Drogenkartelle, Menschenhändler und Erpresser, die Lösegelder in Digitalwährungen verlangen.

Zudem nutzen Terrororganisationen Kryptowährungen, um Unterstützer weltweit zu erreichen. Manchmal sollen Walletadressen sogar offen in Videos eingeblendet worden sein. Die Geldströme lassen sich nur schwer stoppen, weil sie erst spät in das traditionelle Finanzsystem zurückkehren.

Und noch ein weiteres Phänomen beobachten die Ermittler. Dabei geht es um eine Methode, die „Pig Butchering“ (Schweineschlachten) genannt wird. Es handelt sich um ein systematisches „Ausschlachten“ von Opfern, die über lange Zeit emotional abhängig gemacht werden. Über Dating-Apps, soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste suchen Täter gezielt Kontakt zu Menschen, die einsam sind oder sich in Lebenskrisen befinden. „Sie haben mich regelrecht eingelullt“, beschreibt ein Betroffener die Erfahrung. Aus harmlosen Nachrichten wird Vertrauen, aus Vertrauen Abhängigkeit – und am Ende steht der vollständige Verlust des Ersparten.


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