13.12.2024

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Flucht aus Allenstein

Bewegtes Leben auf vielen Kontinenten

Der Dokumentarfilmer und Journalist Horst Max Cerni berichtet von seinen Abenteuern

Dagmar Jestrzemski
14.06.2020

Der ehemalige Dokumentarfilmer und Journalist Horst Max Cerni (Familienname ursprünglich Czernewski, geboren 1935) wuchs mit vier Geschwistern in Alleinstein auf, wo sein Vater Ernst ein Ladengeschäft für Damenbekleidung führte. Ab Anfang Januar 1945 wurde Allenstein von den Russen bombardiert. Bevor die Familie am Abend des 21. Januar zu Fuß aus der Stadt flüchtete – ohne den Vater, der kurz vorher an die Front abkommandiert worden war –, nahm der neunjährige Horst sein Lieblingsbild von der Wand und steckte es ein. Es zeigt einen Engel, der einen kleinen Jungen davor beschützt, eine Klippe hinabzustürzen. Dieses Bild hängt noch heute im schmucken Wohnhaus von Horst Max Cerni und seiner Ehefrau Isabel nahe Christianstedt auf der Karibikinsel St. Croix.

Als UNICEF-Mitarbeiter führte Cerni ein sehr bewegtes Leben mit zahllosen abenteuerlichen Reisen zu Orten auf beinahe allen Kontinenten. In seiner faszinierenden Autobiografie „Auf der Suche nach einer neuen Heimat“ hat er seinen Lebensweg von Ostpreußen, Cadenberge (bei Cuxhaven) und Hamburg nach Argentinien, New York und Genf bis zu seinem Ruhestand auf der paradiesischen Insel St. Croix nachgezeichnet. Es handelt sich um die deutsche Übersetzung seines zuvor in englischer Sprache veröffentlichten Buches „Journeying to Paradise“.

In den Text sind viele Fotos eingearbeitet, darunter etliche aus seinem Familienalbum, und auch eine Abbildung des US-Navy-Schiffs „General Langfitt“, mit dem er Bremerhaven am 19. April 1956 verließ. Cernis Ausführungen sind detailreich, spannend und bei der immensen Fülle des Erzählstoffs doch immer auf das Wesentliche gerichtet. Sie beginnen mit seiner Kindheit in Allenstein und der Fluchtgeschichte. Am 18. Februar trat er mit seiner Familie in Gotenhafen den Fluchtweg über die Ostsee an. Der Kohlenfrachter „Wischhafen“ war das erste Schiff, das nach dem Untergang der Flüchtlingsschiffe „Wilhelm Gustloff“ und „Steuben“ von Gotenhafen ablegte.

In den USA studierte Horst Cerni Theater- und Filmkunst. Er erhielt eine Anstellung bei einer New Yorker Filmproduktionsfirma. 1963 heirateten er und Isabel Belardo, eine junge Frau von der US-amerikanischen Jungferninsel St. Croix. Sie gründeten eine Familie und gleichzeitig begann im Jahr 1964 Cernis Arbeit für die UN und damit seine langjährige berufliche Reisetätigkeit. Für das UN-Kinderhilfswerk UNICEF drehte er Filme, fotografierte, schrieb Reportagen und arrangierte weltweit Fundraising-Projekte. Dabei traf er Politiker und Prominente, die UNICEF unterstützten, darunter Julio Iglesias, Liv Ullmann, Roger Moore, John Denver, Audrey Hepburn, Marlon Brando, Katharina Witt, Thor Heyerdahl, den Fußballstar Pelé ... um nur einige zu nennen. In aller Welt schloss er Freundschaften und richtete seinen Blick stets auch auf die lokalen Sehenswürdigkeiten.

Neben seinen beruflichen Reisen unternahm die fünfköpfige Familie jährliche Urlaubsreisen zu weit entfernten Zielen. So besuchten sie regelmäßig Cernis Familienangehörige in Deutschland und hielten Kontakt zur Familie seiner Ehefrau auf St. Croix. 1995 bauten sie nach Cernis Eintritt in den Ruhestand ihren Alterswohnsitz in der Nähe von Christianstedt, der größten Stadt auf St. Croix. Der von seinem christlichen Glauben geleitete Autor hat auch eine Mission, die er mit den Worten von Martin Luther King jr. bekundet: „Wir befinden uns in einem unausweichlichen Netzwerk der Gegenseitigkeit, das in einem einzigen Schicksalsgewand verbunden ist. Was einen betrifft, betrifft alle indirekt.“

Horst Max Cerni
Auf der Suche nach einer neuen Heimat. Die Geschichte einer abenteuerlichen Lebens-Reise
Printed in Polen 2019, Amazon, broschiert, 344 Seiten, ca. 12 Euro


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