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Warum erfolgt nicht endlich ein Verbot der bewusst von Herstellern eingebauten Sollbruchstellen, welche den Absatz künstlich steigern sollen
Forderungen nach Schonung der Ressourcen und der Ruf nach wirtschaftlicher Nachhaltigkeit gehören für viele Politiker mittlerweile zum Standardrepertoire. Im Kontrast dazu steht die Flut von Konsumartikeln, die schnell kaputtgehen oder nur maximal bis zum Ende der Garantiezeit durchhalten. Richtig umgesetzt, könnte die deutsche Industrie mit langlebigen und hochqualitativen Konsumartikeln, wie früher üblich, bei hiesigen Verbrauchern und ebenso auf dem Weltmarkt punkten. Doch anstatt für passende Rahmenbedingungen zu sorgen, beschränken sich Berlin und Brüssel auf Symbolpolitik.
Das Land Berlin zahlt beispielsweise privaten Verbrauchern seit dem 17. September einen Reparaturbonus für Elektrogeräte. Erstattet wird auf Antrag für die Reparatur in einer Fachwerkstatt die Hälfte der Ausgaben. Maximal schießt der Senat für die Reparatur von Elektro- und Haushaltsgeräten 200 Euro zu.
Als Ziel des Programms gibt Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) an, „Verbraucher durch die gesetzten finanziellen Reparaturanreize für eine längere Nutzung von Produkten zu sensibilisieren und somit Abfälle, den Verbrauch kritischer Rohstoffe und die Emission von Treibhausgasen aus der Herstellung von Neugeräten zu vermeiden“. Dabei sieht der Senat seinen Reparaturbonus als Unterstützung eines EU-Beschlusses. Bereits im Juli ist eine EU-Richtlinie in Kraft getreten, die den Verbrauchern ein Recht auf Reparatur von technischen Produkten einräumt. Erklärtes Ziel des Vorhabens ist es, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern.
Eine homöopathische Dosis
Experten sehen die Bemühungen der EU sowie die staatlichen Reparaturboni eher skeptisch. Einschließlich der Projektmanagementkosten stellt das Land Berlin für die Reparaturboni dieses Jahr 1,25 Millionen Euro bereit. Ob das Programm 2025 weitergeführt werden kann, ist wegen der Haushaltslage ungewiss. Angesichts der dreieinhalb Millionen Einwohner der Hauptstadt bezeichnete Tim Seewöster, Geschäftsführer eines Unternehmens für generalüberholte Geräte, die bereitgestellte Summe als eher „homöopathisch“. Gegenüber der „Berliner Zeitung“ sagte Seewöster: „Ich würde mal sagen, ein Tropfen auf den heißen Stein – und im Zweifel an anderer Stelle sinnvoller investiert.“ Der Experte für die Aufarbeitung von Produkten sprach zudem von einem falschen Ansatz der Politik. Statt den Verbrauchern Geld für Reparaturen zu geben, wäre es aus seiner Sicht wichtiger, die Hersteller zu verpflichten, überhaupt reparierbare Geräte zu bauen. Stattdessen würden namhafte Hersteller die Reparatur ihrer Ware immer schwerer machen.
Schweigen herrscht in Brüssel weiter zu dem heiklen Thema „geplante Obsoleszenz“. Gemeint ist damit der bewusste Einbau von Sollbruchstellen durch Hersteller, um die Lebensdauer von Produkten gewollt zu begrenzen. Nachdem entsprechende Vorwürfe immer wieder auftauchen, hat zumindest das Umweltbundesamt nun ein Institut damit beauftragt, Daten zu diesem Vorwurf zu sammeln.
Ein Tabuthema ist in Brüssel auch die Frage, ob die EU nicht selbst mit ihrer Regelungswut mit dafür sorgt, dass die Industrie immer neue Produktgenerationen entwickeln muss. Folge der EU-Vorgaben etwa sind Geräte, die zwar im Betrieb immer weniger Strom verbrauchen, allerdings auch schon bei der Herstellung erhebliche Ressourcen verschlingen.
Höhere Standards sind nötig
Die EU vergibt auch industriepolitisch eine große Chance, wenn sie lediglich eine Reparierbarkeit vorschreiben will. Vor allem Billigproduzenten aus Asien überschwemmen seit Jahren den EU-Markt mit Produkten, die oft gerade noch die gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistungsfrist überstehen. Würde die EU die Anforderungen deutlich erhöhen, könnten europäische Unternehmen mit Qualitätsware möglicherweise ihre Marktchancen gegen Billigmurks aus Fernost wieder verbessern. Gerade deutsche Unternehmen konnten jahrzehntelang mit hochwertigen Produkten überzeugen und damit am Markt auch höhere Preise erzielen. Firmen wie Miele oder Porsche genießen bis heute den Ruf, Produkte mit besonders hoher Lebensdauer herzustellen.
Interessant ist, dass auch in der DDR technische Geräte produziert wurden, die sogar als Beispiele für besondere Langlebigkeit gelten. Als Antwort auf die Mangelwirtschaft hatte die DDR-Führung Hersteller per Gesetz dazu verdonnert, besonders langlebige Haushaltsgeräte zu entwickeln. Im Zuge dieses Konzepts entstanden Waschmaschinen, Kühltruhen oder Küchenmixer, die mitunter auch 35 Jahre nach Mauerfall immer noch funktionieren. Die nahezu „unkaputtbaren“ Geräte lösten allerdings nicht überall Freude aus. Denn Langlebigkeit ist wiederum uninteressant, wenn man viele Geräte in kurzer Zeit verkaufen möchte.