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Königsberg

Einem architektonischen Juwel droht der Verfall

Seit 2007 ein Denkmal von regionaler Bedeutung – Das Gebäude der „Ostpreußischen Landschaft“ bietet einen traurigen Anblick

Manuela Rosenthal-Kappi
20.08.2025

Das einst so stolze Gebäude in der Landhofmeisterstraße [ul. Sergeja Tjulenina] im Herzen Königsbergs bietet derzeit einen traurigen Anblick. Zwar wurde das Haus schon vor einiger Zeit mit Bauzäunen abgetrennt zum Schutz von Fußgängern, doch dahinter tut sich bislang nichts. Dabei gilt das Objekt offiziell seit 2007 als Denkmal von regionaler Bedeutung, für dessen Erhalt wurde seitdem jedoch wenig getan.

Die Rede ist von dem Gebäude des ehemaligen landwirtschaftlichen Bankinstituts „Ostpreußische Landschaft“, einer preußischen Organisation, die Landwirten unkündbare Kredite zu ermäßigten Zinsen gewährte. Die „Ostpreußische Generallandwirtschaftsdirektion“, kurz „Ostpreußische Landschaft“, wurde im Jahr 1788 von König Friedrich Wilhelm II. gegründet. Sie hatte zum Ziel, die Landwirtschaft in Ostpreußen zu fördern. Im Jahr 1869 wurde die Bank der „Ostpreußischen Landschaft“ eine Anstalt des öffentlichen Rechts, deren Hauptstelle in der Landhofmeisterstraße ansässig war. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es ein weit verzweigtes Filialnetz der „Ostpreußischen Landschaft“, deren Gebäude in Tilsit und Gerdauen heute noch erhalten sind.

Die ehemalige Bank in Königsberg gilt als seltenes Beispiel eines Verwaltungsgebäudes im Stil des Neobarocks vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Der denkmalgeschützte Teil des Bauwerks entstand in den Jahren 1901 und 1903 nach Entwürfen des Baurats Leidich, die er mit viel Liebe zum Detail ersann. Die Barockfassade unterteilte er in einen Mittelrisalit und zwei Seitenrisalite (dekorative Elemente der Fassade), die an den von Joachim Ludwig Schultheiß von Unfriedt geschaffenen südöstlichen Eckbau des Königsberger Schlosses erinnern sollten. Die massive Eichentür wurde von Wandpfeilern im ionischen Stil eingerahmt. Auch die stuckverzierten Fenster sowie die komplexe Form des Daches machten das Bauwerk zu einem architektonischen Juwel.

Mit viel Liebe zum Detail erbaut
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude stark beschädigt, die Fassade ist jedoch weitgehend erhalten geblieben. Im Jahr 1951 wurde der Bau zwar wieder aufgebaut, verlor allerdings eine Reihe seiner Zierelemente. Das elegante Barockdach und die Stuckverzierungen verschwanden, die Fassade wurde verputzt und gestrichen. Anstelle einer Bank wurden hier das Archiv der Baltischen Flotte sowie das städtische Militärkommissariat untergebracht.

Obwohl als Denkmal von regionaler Bedeutung eingestuft, war das Gebäude lange Zeit dem Verfall preisgegeben. 2014 wurde der westliche Teil gar als baufällig eingestuft. Erst 2021 begannen die Arbeiten zu seinem Erhalt. Der Eigentümer, das russische Verteidigungsministerium, ließ Projektunterlagen erstellen und begutachten. Danach wurde das Dach saniert. Von der Fassade blättert seitdem aber weiterhin der Putz und das Haus befindet sich in einem schlechten Zustand. Im vergangenen Jahr überließ das Verteidigungsministerium es der Region.

Die regionalen Behörden kündigten 2024 an, die Restaurierung der Fassade fortzusetzen. Architekten und Historiker reagierten erfreut über die Nachricht, da das Haus in der Landhofmeisterstraße eines der letzten authentischen Beispiele für den Neobarock in der Verwaltungsstruktur Ostpreußens ist. Ähnliche historische Zeugnisse von Königsbergs preußischer Vergangenheit wurden entweder zerstört oder in der Sowjetzeit stark verändert.


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Kommentare

Wilhelm Kreuer am 20.08.25, 19:34 Uhr

Welche Freude wäre es, würden "normale" Beziehungen zwischen D und RUS herrschen. Meine Frau und ich könnten uns durchaus vorstellen, in Königsberg zu investieren und - zum Beispiel - das Haus der Preußischen Landschaft wiederzubeleben (der Vater/Schwiegervater war dort Bankbeamter). Schade. Nur ein Traum.

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