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Vor 550 Jahren wurde der Astronom Nikolaus Kopernikus geboren – Veranstaltungen im „Kopernikusjahr“

Veit-Mario Thiede
17.02.2023

Nikolaus Kopernikus wurde am 19. Februar 1473 in Thorn (Toruń) geboren. Er revolutionierte mit seinem heliozentrischen System das Weltbild der Menschheit. Bis dahin glaubte diese an das geozentrische System. Das erklärt die Erde zum unbeweglichen Mittelpunkt des Weltalls, um den sich die Sonne und alle anderen Himmelskörper bewegen. Kopernikus aber verkündete, dass sich die Erde um sich selbst dreht und dabei wie die anderen Planeten um die Sonne kreist. Anlässlich des 550. Geburtsjubiläums hat Polen das Kopernikusjahr ausgerufen. Es wird mit einem Wissenschaftichen Kongress, Festen, Vorträgen und Sonderausstellungen begangen. Wir begeben uns auf die Spuren des Kopernikus vom Taufbecken im Thorner Dom bis zum Grab im Dom von Frauenburg [Frombork].

Sein wahrscheinliches Geburtshaus steht in der heutigen Kopernikusstraße. Das aus Backstein erbaute gotische Stufengiebelhaus und das Nachbarhaus beherbergen das von Michał Kłosiński geleitete Nikolaus-Kopernikus-Museum. Dessen interaktive Dauerschau vermittelt historisches und heutiges astronomisches Wissen, stellt Thorn im Mittelalter vor und macht uns mit Leben und Werk von Kopernikus bekannt. Sein gleichnamiger Vater war Kaufmann. Er heiratete die wohlhabende Barbara Watzenrode.

Nach dem frühen Tod der Eltern übernahm der Onkel Lukas Watzenrode die Vormundschaft für Nikolaus und seine drei Geschwister. Der 1489 zum Bischof und Regenten des unter dem Schutz des polnischen Königs stehenden Ermlandes gewählte Watzenrode finanzierte die Ausbildung seines Neffen an der Universität Krakau sowie an italienischen Universitäten. Obendrein verschaffte er ihm die einträgliche Mitgliedschaft im ermländischen Domkapitel zu Frauenburg.

In Thorn macht Kłosiński auf Sonderausstellungen im Altstädtischen Rathaus aufmerksam. Im September startet die Schau „Das Geheimnis der Sonne. Kopernikus, Sohn der Renaissance“. Thema sind seine Studienjahre in Italien sowie der Einfluss der dortigen Renaissancekultur auf sein späteres Werk. Kopernikus studierte ab 1496 an der Universität Bologna Kirchenrecht, an der Universität Padua Medizin und erlangte 1503 an der Universität Ferrara den Titel eines Doktors des kanonischen Rechts. Kłosiński verheißt exzellente internationale Leihgaben, darunter Gemälde von Lorenzo Lotto, Paris Bordone und Jacopo da Palma.

Ausstellungen in Thorn

Am 18. Februar wird die Sonderschau „Das lesenswerteste aller Bücher“ eröffnet. Im Mittelpunkt steht das Hauptwerk von Kopernikus: „De revolutionibus orbium coelesticum“ (Über die Kreisbewegungen der Himmelsbahnen). Kopernikus schrieb über „diese meine Nachtarbeit“: „Was gibt es Schöneres als den Himmel (...) von Philosophen aufgrund seiner außerordentlichen Herrlichkeit sichtbare Gottheit genannt.“ Am Manuskript arbeitete er über Jahrzehnte, wollte es aber aus Angst vor Spott nicht veröffentlichen.

Obwohl Luther und Melanchthon über das kopernikanische System lästerten, weil es nicht in Einklang mit der Heiligen Schrift stehe, begab sich ihr Wittenberger Professorenkollege Rheticus 1539 nach Frauenburg und überzeugte Kopernikus von der Notwendigkeit der Veröffentlichung. Rheticus brachte eine Abschrift des Manuskripts dem Nürnberger Buchdrucker Johannes Petreius. Die Überwachung des Drucks vertraute Rheticus dem Nürnberger Reformator Andreas Osiander an. Der jedoch verfasste anonym ein Vorwort mit Ausführungen, wonach das heliozentrische System bloße Hypothese sei. Johannes Kepler war einer der ersten Wissenschaftler, die das heliozentrische System als physikalische Realität anerkannten. Er korrigierte jedoch die kreisrunden kopernikanischen Planetenbahnen zu elliptischen.

Obwohl Papst Paul III. die ihm von Kopernikus angetragene Widmung seines Hauptwerks angenommen hatte, setzte die Indexkongregation 1616 „De revolutionibus“ als nicht bibelkonform auf die Liste der verbotenen Bücher. Die Sonderschau präsentiert mehrere Exemplare der Erstausgabe von 1543, die interessante Randnotizen aufweisen. Kłosiński kündigt als besondere Attraktion Leihgaben aus der Universitätsbibliothek Uppsala an. Diese Bücher gehörten einst Kopernikus. Als Beute der Schweden im Krieg gegen Polen überstellte sie König Gustav Adolf II. 1626 der Universität.

Auch weit jüngere Bände werden ausgestellt: Kaiser Wilhelm I. ermutigte den „Coppernicus-Verein für Wissenschaft und Kunst zu Thorn“, die erste gedruckte deutsche Übersetzung von „De revolutionibus“ aus dem Lateinischen anfertigen zu lassen. Sie erschien 1879.

Der Coppernicus-Verein ging aus dem Komitee hervor, welches für das vor dem Altstädtischen Rathaus stehende Kopernikus-Denkmal sorgte. Der Entwurf der 1853 enthüllten überlebensgroßen Bronzefigur war das letzte Werk von Christian Friedrich Tieck, jüngerer Bruder des romantischen Schriftstellers Ludwig Tieck. Ein zur Lebenszeit von Kopernikus entstandenes Porträt ist nicht überliefert.

Gleichwohl hängt im großen Saal des Altstädtischen Rathauses sein berühmtestes „Porträt“. Das um 1580 gemalte Bildnis zeigt Kopernikus im roten Pullunder. Den Kopf leicht zur rechten Körperseite gedreht, scheint er uns aus den Augenwinkeln zu beobachten. Er hat ein mächtiges Kinn. Sein dunkles, lockiges Haar steht an den Seiten weit ab. Diesen Erscheinungstypus weisen die meisten seiner „Porträts“ auf. So auch das in der Nähe des Taufbeckens im Thorner Dom angebrachte Epitaph (vor 1589).

Das wohl eigenwilligste Kopernikus-Porträt versetzten die nach der Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach Allenstein gekommenen neuen polnischen Einwohner hinter das prächtige Backsteinschloss. Kaiser Wilhelm II. hatte für diese von Johannes Gottfried Götz geschaffene Büste 10.000 Mark bezahlt. Sie stellt Kopernikus mit weit aufgerissenen Augen dar. Bis 1945 stand die 1916 enthüllte Büste vor dem Allensteiner Schloss. Dort sitzt seit 2003 der von Urszula Szmyt geschaffene Kopernikus auf einer Bank und schaut hinüber zum Schloss. Es war in den Jahren 1516 bis 1519 Amtssitz des die Güter des ermländischen Domkapitels verwaltenden Kopernikus.

In Allenstein und Frauenburg

Er kehrte 1520 nach Frauenburg zurück, das jedoch infolge des zwischen Polen und dem Deutschen Orden ausgetragenen „Reiterkriegs“ auf Befehl des Hochmeisters Albrecht von Brandenburg-Ansbach und späteren Begründers des Herzogtums Preußen zerstört wurde. Kopernikus zog sich bis 1521 nach Allenstein zurück und sorgte für die Verteidigung der Stadt gegen den Deutschen Orden.

Im Schloss ist heute das Museum für Ermland und Masuren untergebracht. Über dem Eingang zur ehemaligen Amtswohnung von Kopernikus sind Relikte seiner astronomischen Versuchstafel erhalten. Am 21. März wird in den ehemaligen Wohnräumen zu seinen Ehren eine Sonderausstellung eröffnet. Museumsdirektor Piotr Zuchowski erklärt das Nachdenken über die Zeit zu deren Leitmotiv. Gezeigt werden Uhren und Kalender.

Besondere Attraktion ist das einzige in Polen erhaltene Buch aus dem Besitz von Kopernikus. Er hat auf einige Seitenränder medizinische Rezepte notiert. Kopernikus war Arzt der ermländischen Bischöfe und erteilte auch Herzog Albrecht medizinischen Rat. Weitere seiner handschriftlichen Notizen, Briefe und Dokumente präsentiert die bereits laufende Sonderschau „Kopernikana“ des Museums der Ermländischen Diözese.

In Frauenburg, wo Kopernikus als Domherr wirkte, ragt am Fuß der Anhöhe am Frischen Haff, auf der die mit Wehrmauer, Türmen und Toren ausgestattete Backsteinfestung steht, Mieczyslaw Welters Bronzefigur von Kopernikus auf. Das 1973 enthüllte Denkmal ist der Sieger eines Bildhauerwettbewerbs, wie Dorota Wójcik erzählt. Die Kuratorin des im ehemaligen Bischofspalast eingerichteten Kopernikus-Museums kündigt an, dass ab Juli die anderen Kopernikus-Modelle des damaligen Wettbewerbs zu sehen sind.

Der Gang durch die Kopernikus gewidmete Dauerschau ist empfehlenswert. Zum Auftakt zeigt sie Kopien der berühmtesten Kopernikus-Gemälde. Danach stellt sie Kopernikus als vielseitigen und kenntnisreichen Domherrn vor. Er tritt als Astronom, Verwalter, Arzt und Reformer des preußischen Münzwesens auf, der zuerst erkannte, dass mit der Erhöhung der Geldmenge die Inflation steigt.

Kopernikus bekam 1542 einen Schlaganfall und verbrachte seine letzten Monate mit gelähmter rechter Körperseite, litt unter Gedächtnisverlust und war nicht mehr ansprechbar. Laut Bischof Tiedemann Giese starb Kopernikus, kurz nachdem ein Druckexemplar seines „De revolutionibus“ bei ihm eingetroffen war, am 24. Mai 1543. Das Datum wird heute bezweifelt, da sein Amtsnachfolger bereits am 21. Mai in Frauenburg ankam. Das Manuskript seines Hauptwerkes, das an vielen Stellen von der Druckfassung abweicht, vermachte er Giese. Es befindet sich heute in Krakau.

Kopernikus wurde anonym im prachtvoll ausgestatteten Dom beigesetzt. Seine vermutlichen sterbliche Überreste entdeckten Archäologen 2005. Nach eingehender Untersuchung und kriminaltechnischer Gesichtsrekonstruktion fand ihre feierliche Beisetzung 2010 statt. Einen Grabstein hat er nun auch. Als sein Todestag ist der 21. Mai 1543 angegeben.

• Ausstellungen www.muzeum.torun.pl/de/nikolaus-kopernikus-haus/; www.muzeum.olsztyn.pl/; www.frombork.art.pl/de. Reisetipps www.polen.travel/de.
Lesetipp Sigfrid Krebse, „Kopernikus“, Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2021, 212 Seiten, 19,95 Euro


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Kommentare

Kersti Wolnow am 20.02.23, 11:39 Uhr

In 30 Jahren brauchen sich die Polen und Deutschen nicht um Nikolaus Kopernikus zu streiten. Dann sind die 2 ehemaligen Völker zum Menschenbrei umgeformt "no nation, no border", es heißt dann: "der Weltbürger Kopernikus", und es ist egal, an welchem Ort er geboren ist. legal, illegal schxxxegal, der Sieg der grünen Pest. Vielleicht werden wir uns nach der allgemeinen Sprachvernichtung, wie weltweit schon bei den Dialekten geschehen, nur noch angrunzen.

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