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Futuristische Erlebniswelt im lauwarmen Wasser und zwischen Spiegeln – Die zukunftsweisende Kunst von teamLab Planets in Tokio
Es kommt nicht häufig vor, dass Besucher einer Kunstveranstaltung eine Art Gebrauchsanleitung erhalten. Bei der Tokioter Ausstellung von teamLab Planets ist genau das der Fall. Vor dem Eintritt des Ausstellungsgebäudes erhalten die akkurat in Reihen aufgestellten Besucher die Anweisung, die Schuhe auszuziehen und Hosen bis über die Knie hochzukrempeln, da an einigen Stellen Wasser zu durchqueren sei. Da einige Fußböden zudem auch verspiegelt seien und für Besucherinnen die Gefahr bestünde, unter die Röcke geschaut zu werden, könnten knapp bekleidete Damen einen langen weißen Rock oder ein Höschen käuflich erwerben und in den Umkleiden überziehen.
Das schreckt dennoch Frauen nicht davon ab, sich dieses Technik-Spektakel anzusehen. TeamLab Planets ist seit der Eröffnung 2018 ein Besuchermagnet in Odaiba, einem der jüngsten Tokioter Stadtteile. Dieser ist eine von mehreren künstlich aufgeschütteten Inseln am Hafen, auf denen alles neu ist: der Toyosu-Fischmarkt, wo man früh morgens nach vorheriger Anmeldung hinter Glasfenstern die berühmte Thunfischauktion mitverfolgen kann und wo im Jahr 2019 ein Blauflossenthunfisch für 2,3 Millionen Euro versteigert wurde, dann die Messe mit ihrer bekannten Antiquitätenausstellung, avantgardistische Gebäude wie das von Fuji-TV, riesige Einkaufszentren und Hotels, ein XXL-Schwimmbad, Parks mit der Nachbildung der New Yorker Freiheitsstatue oder dem 20 Meter hohen beweglichen Manga-Kampfroboter Gundam, der in regelmäßigen Abständen bedrohlich zum Leben erweckt wird. Eine ultramoderne fahrerlose Bahnlinie verbindet diese Insel-Stadtteile, wobei sie die Höhendifferenz zur Überquerung des Hafens auf der Regenbogenbrücke mit einer spiralförmigen Achterbahnfahrt absolviert.
TeamLab Planets fügt sich nahtlos in diese Zukunftswelt ein. Nachdem man also die Schuhe und Taschen in die Schließfächer gepackt, Hosen hochgekrempelt und untenherum für Sichtschutz gesorgt hat, geht es gegen ein leichtes Gefälle umspült von warmem Wasser hinauf in den ersten Ausstellungsraum. Hier glitzert und spiegelt es in den verschiedensten Farben. Dabei schlängelt man sich durch ein Labyrinth von Kristall- und LED-Körpern, die von der Decke hängen, wobei sich durch spiegelnde Böden, Decken und Wände alles vervielfältig und man selbst zum Teil der Ausstellung wird.
Einlullende Sphärenklänge und Lichteffekte sorgen auch im nächsten Raum für ein Wohlfühlklima. Hier watet man im lauwarmen trüben Wasser, auf das unter anderem Koi-Fische projiziert werden. Auch in dieser bunten digitalen Erlebniswelt wird ständig auf den Fotoauslöser gedrückt. Verliert man sein Smartphone, so hat man ein Problem: Wer im Wasser danach fischt, könnte einen elektrischen Schlag abbekommen. So oder so wird es sich dann endgültig austelefoniert haben.
Die anderen Räume sind nicht weniger futuristisch. In einem farbigen Bällebad dürfen sich auch Erwachsene mal als Kind fühlen. Rücklings hinlegen tun sich alle in der sphärischen Halbkugel, in der über jedem dann Fische, Vögel und Blüten idyllisch zu schweben scheinen. Wer hier läuft, könnte wie ein leicht Angetrunkener ins Taumeln geraten, da diese faszinierenden dreidimensionalen Bilder durch Dreheffekte erzeugt werden.
Erdacht hat sich dieses digitale Abenteuer das internationale Künstlerkollektiv teamLab, das mit „Borderless“ in Tokio eine zweite Ausstellung betreibt. Weitere finden sich in Shanghai oder Singapur. Nachdem das Kollektiv Gastauftritte in London und Helsinki hatte, soll das erste permanente digitale Museum auf europäischem Boden kommendes Jahr in einer modernen Hafencity entstehen, die mit der von Tokio durchaus verwandt ist, nämlich der von Hamburg.
Nach einer knappen Stunde ist der Rundgang in Tokio vorbei. Das Erlebte wirkt bei vielen nach. Einige Frauen vergessen sogar, sich vom neuen Modeaccessoire wieder freizumachen.
Eintrittskarten zu 4200 Yen (zirka 27 Euro) für ein bestimmtes Zeitfenster sind nur online buchbar: www.teamlab.art/de