31.03.2025

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Krimi

Blutige Taten eines Rächers

Max Annas’ politischer als auch historischer Kriminalroman „Tanz im Dunkel“ lässt im Köln des Jahres 1959 zahlreiche Morde geschehen

Ansgar Lange
29.03.2025

Sogenannte „Regionalkrimis“ werden von Kritikern oft mit spitzen Fingern angefasst. Max Annas war zwar ursprünglich Lokaljournalist in Köln, doch sein aktueller Thriller „Tanz im Dunkel“ ist alles andere als ein seichter Kriminalfall, der vor rheinischer Kulisse spielt. Adi, Hagen und Gisela sind drei Rock-'n'-Roll-begeisterte junge Leute im Köln des Jahres 1959. Der Autor verschwendet keine Zeit für langatmige Erklärungen oder Einführungen der handelnden Personen. Die drei werden Zeuge, wie ihr Bekannter Karl nach einer Demonstration gegen die westdeutsche Wiederbewaffnung mit einem BMW absichtlich überfahren wird. Fortan verfolgen sie einen Mann namens Karl Salz, dem der auffällige Luxuswagen gehört. Dessen Sohn schmiert derweil Hakenkreuze an die Wand.

„Tanz im Dunkel“ ist sowohl ein politischer als auch ein historischer Kriminalroman. An Heiligabend des Jahres 1959 ereignete sich nämlich die Schändung der Synagoge in der Domstadt. Annas verbindet die Suche der drei jungen Leute nach dem Mörder von Karl mit der Geschichte eines jüdischen Rächers, der in Köln verschiedene Personen mittleren Alters liquidiert. Es dauert etwas, bis man die Zusammenhänge erahnt. Dabei legt man allerdings das Buch nicht entnervt zur Seite, sondern verfolgt mit wachsender Neugierde, wie alles zusammenhängt. Dies gelingt Annas sehr gut. Schließlich ist er ein Könner, dessen Werke schon mit dem ersten, zweiten und dritten Platz beim Deutschen Krimipreis ausgezeichnet wurden. Nicht jeder muss die politische Haltung des Autors teilen, der überall „Nazis“ im Nachkriegsdeutschland am Werk sieht. Dafür punktet der Autor mit seinem großen Talent, Spannung zu erzeugen. Er braucht dafür nicht 500 Seiten und mehr, sondern begnügt sich mit nur knapp 240, die es allerdings in sich haben. Die Sprache ist knapp, klar und hart. Dass die Geschichte des jüdischen Rächers etwas mit der „Arisierung“ eines Bekleidungsgeschäfts im Dritten Reich zu tun hat, wird auf beklemmende Weise deutlich.

Am Ende trägt Annas vielleicht etwas zu dick auf. Da kommt man beim Leichen zählen gar nicht mehr hinterher. Quasi wie nebenbei gelingt es ihm auf glaubwürdige und unverkrampfte Weise, die Freundschaft von Adi, Hagen und Gisela zu beschreiben. Es ist also auch noch Platz für eine unsentimentale und gar nicht kitschige Liebesgeschichte.

Annas macht vor: Auch deutsche Autoren können richtig gute und spannende Krimis schreiben.

Max Annas: „Tanz im Dunkel“, Suhrkamp Verlag, Berlin 2025, gebunden, 237 Seiten, 17 Euro


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