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Verunsicherung und Zukunftsangst bescheren Wahrsagern in der Ukraine eine Hochkonjunktur – Sogar Politiker kommen zu ihnen
In Kriegs- und Krisenzeiten wie heute haben Astrologen und Wahrsager Hochkonjunktur. Das gilt ganz besonders für die Ukraine. „Gerade in der Situation dieses schrecklichen Krieges fühlen sich viele Menschen schwach, machtlos und ausgeliefert“, sagt der ukrainische Schriftsteller und Psychoanalytiker Jurko Prochasko. Die Astrologie vermittle die Illusion, sie könne mit Prophezeiungen Ordnung in das Chaos bringen: „Sigmund Freud würde von einem Lustgewinn sprechen, bei dem die eigene Machtlosigkeit angesichts des Krieges verdrängt wird.“
Dabei gibt es vier verschiedene Arten von Vorhersagen und Weissagungen: Zutreffende, solche deren Wahrheitsgehalt derzeit nicht überprüft werden kann, falsche und bizarre. In die erste Kategorie fällt die Prophezeiung der Magierin Maria Tykha, die Anfang 2023 im ukrainischen Fernsehen ihre Tarotkarten legte und verkündete: „Prigoschins Fuchskarte ist im Fallen, sein baldiger Tod wird etwas mit der Luft zu tun haben.“ Acht Monate später starb der Chef der Söldnertruppe Wagner bei einem Flugzeugabsturz.
Weissagungen der zweiten Kategorie laufen meist darauf hinaus, dass Wladimir Putin, der Erzfeind Nummer Eins der Ukraine, inzwischen tot sei und der Kreml nur noch Doppelgänger präsentiere. So lautete beispielsweise die „Erkenntnis“ von Albina Ponomarenko vom vergangenen September, welche darauf basierte, dass der Saturn in das Sternbild Skorpion eingetreten sei. Denn dann sterbe stets ein Herrscher in Russland.
In die dritte Kategorie fällt die Ankündigung des Astrologen Vlad Ross vom Februar dieses Jahres: „Russland wird im März und April 2023 eine völlige Niederlage erleiden, und im Juni wird die Krim vielleicht bereits unter ukrainischer Kontrolle stehen.“ Wie wir heute wissen, lag er damit völlig daneben.
Und bizarr wurde es, als der „Numerologieexperte“ Ihor Meheda die russischen Luftangriffe vom 6. und 7. September analysierte: In beiden Fällen habe der Feind 33 Drohnen eingesetzt, und 33 sei eine „okkulte Zahl“. Dies zeige die Verzweiflung der Russen, die nun offenbar „mithilfe jenseitiger Mächte zu gewinnen versuchen“. Damit würden sie genau das Gleiche tun wie Hitler, „welcher hoffte, dass kosmische Kräfte in die Geschichte eingreifen und dem Dritten Reich helfen“.
Vor derartigem Aberglauben sind nicht einmal ukrainische Politiker und Parlamentarier gefeit. Deshalb begeben sie sich immer wieder in die Karpaten im Westen des Landes, wo die legendären Molfaren zu Hause sind. Diese im Grenzgebiet zu Polen und Rumänien lebenden Angehörigen des Bergvolkes der Huzulen gelten schon seit Jahrhunderten als Magier und Hellseher.
Ihnen wird die Fähigkeit zugeschrieben, mithilfe von Hasenknochen die Zukunft vorherzusagen. Was die Molfaren den Besuchern aus Kiew bislang „offenbarten“, ist unbekannt. Fest steht nur, dass ihr 2011 ermordeter Großmeister Mykhailo Nechay sowohl den Sturz von Präsident Wiktor Janukowitsch als auch den Ausbruch des russisch-ukrainischen Krieges im Donbass durchaus präzise angekündigt hatte.