18.10.2025

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Der Wochenrückblick

Bräsig in den Untergang

Warum Fanatiker Hamburg in den Abgrund zwingen können, und wie die Linke ihr Gesicht entblößt

Hans Heckel
18.10.2025

Deutschland und Europa müssen Vorreiter sein beim globalen Klimaschutz! Das erzählen wir uns seit 30 Jahren oder mehr – und es verhieß, wahrlich reizvoll zu werden: Wir schießen voran, zeigen der Welt das Licht der grünen Erkenntnis, und die übrige Menschheit trabt uns begeistert hinterher, erfüllt von Dankbarkeit für unsere Weitsicht.

Ganz so ist es nicht gekommen. Mittlerweile drehen wir uns hoch zu Ross um und bemerken, dass uns so gut wie keiner folgt. Bis auf ein paar Nassauer vielleicht, denen wir viel Geld geben für „Leuchtturmprojekte des globalen Klimaschutzes“ in der Dritten Welt oder so. Ohne indes immer genau zu wissen, wo und in wessen Taschen unsere Steuergroschen wirklich enden.

Zunehmend kommen wir uns nicht mehr vor wie stolze Vorreiter, sondern wie die zeitgenössische Version eines Don Quijote, dem nicht einmal mehr der brave Sancho Panza hintertrotteln möchte, sodass wir jetzt ganz allein in der öden Steppe unserer Illusionen herumstapfen, derweil der Rest der Welt ganz woandershin geritten ist – nicht ohne uns vorher noch hämisch gratuliert zu haben für unsere selbstlose, in Wahrheit aber ziemlich dämliche Entscheidung, allein und ohne Not in den wirtschaftlichen Sonnenuntergang zu gehen.

Absurd, nicht wahr? Für die Hamburger war dies aber noch nicht grotesk genug. Sie wollen den wirtschaftliche Abgrund schneller erreichen als alle anderen, um noch kurz „Erster!“ rufen zu können, ehe die Wirtschaftsmetropole zugrunde geht, um als Industrieruine weiter zu vegetieren.

2040, also in nur gut 14 Jahren, muss die Hansestadt „klimaneutral“ sein. Es darf kein CO₂ mehr ausgestoßen werden. Verboten sind dann Gas- und Ölheizungen, wirtschaftlich können weder Kupfer noch Stahl oder Aluminium produziert werden, Dieselschiffe dürfen den Hafen nicht mehr anlaufen, die Raffinerien machen dicht und Benzin- oder Dieselautos müssen draußen bleiben. Mieter müssen mit Mietaufschlägen von im Schnitt rund 350 Euro monatlich rechnen. Mit anderen Worten: Aus die Maus an Elbe und Alster. Überwachen soll den ökonomischen Selbstmord eine 200-köpfige neue Bürokratie. Und das haben die Hamburger Wahlbürger tatsächlich beschlossen? Haben sie. Moment mal, das ist ungerecht, höre ich den Einwand: Die Beteiligung lag bei 43 Prozent, und davon hat nur knapp über die Hälfte für den Entscheid gestimmt. Klingt wie eine Entlastung, ist es aber nicht: Wer der Abstimmung einfach fernbleibt, obwohl ihm der Antrag nicht passt, der trägt auch Schuld am Ergebnis. Tut uns leid, liebe Hamburger, aber so was kommt von so was her! Ihr habt euch die Suppe selbst eingebrockt.

Der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher und dessen SPD waren gegen den Entscheid. Aber insbesondere Tschentscher hat sich still weggeduckt in der Debatte. Plakate an den Straßen gab es nur von den Befürwortern, nicht von der SPD und auch nicht von der CDU. Die AfD braucht in dem Stadtstaat nicht zu plakatieren, die Dinger sind am nächsten Tag sowieso zerstört.

Wie sagt noch das Grundgesetz? Die Parteien wirken an der politischen Willensbildung des Volkes mit, glaube ich. Tja, oder auch nicht. Der Hamburger Entscheid ist ein fabelhaftes Lehrstück über den bedenklichen Zustand unserer Demokratie: Von desinteressierten Volksparteien, einer trägen Bürgergesellschaft und von einem Haufen Fanatiker, der sich nur wegen der Bräsigkeit der Erstgenannten durchsetzen konnte.

Was sie wirklich wollen
Immerhin hat der große Rest der Deutschen ab sofort die Gelegenheit, am Beispiel Hamburgs zu beobachten, was auch aus ihnen wird, wenn sie der fanatisch enthemmten Klimabewegung müde das Feld überlassen, statt endlich auf die Barrikaden zu gehen. So könnte Hamburgs Fiasko sogar zum Lernerfolg in den übrigen deutschen Landen führen, was dann doch noch ein Gewinn wäre. Für uns hier drinnen in der Test-Stadt ist das allerdings nur ein schwacher Trost. Für das Versuchstier gehen ja sogar erfolgreiche Experimente meist düster aus.

Was wirklich hinter der vorgeblich grünen Ideologie steckt, konnte lange geschickt verborgen werden hinter dem rührenden Einsatz für bedrohte Kröten, saubere Luft oder intakte Naturlandschaften. Da waren wir doch alle dafür! Erst mit der rigiden „Klimapolitik“ rutschte die Maske, als plötzlich alte Wälder für Windräder gerodet wurden. Ging es die ganze Zeit überhaupt um die Natur? Nein, und in Hamburg läuft ab jetzt ganz offen der Angriff auf das, was man wirklich treffen wollte: Nicht irgendwelche Umweltverpester, sondern die ökonomischen Grundlagen des Landes und damit die marktwirtschaftliche Ordnung an sich.

So läuft das, wenn Fanatiker ihre Stunde gekommen sehen. Sie können sich notfalls jahrzehntelang im Nebel sympathischer Wortschwaden verbergen, um dann, wenn sie meinen, es sei soweit, mit aller Brutalität ihr wahres Gesicht zu zeigen.
Haben wir nicht alle gern dem netten Herrn Gysi gelauscht? Dass der mal Chef der SED war, als die auch noch so hieß, konnte man da glatt vergessen. Was hatte der denn mit den graugruseligen Partei-Apparatschiks der Honeckerzeit gemein? Oder gar mit der Totschlägervisage eines Stasi-Mielke? Gar nichts, er war brillant und oft auch richtig witzig dabei. Das soll der Anführer von Extremisten sein? Nie im Leben, dachten wir ...

Aber woran erkennt man einen Extremisten überhaupt? Am bellenden Ton? Unsinn. An radikalen Sprüchen? Auch nicht. Ein Quäntchen Radikalität gehört zum klaren und tiefen Denken dazu. Also woran dann? Sehr einfach: Extremisten wollen Andersdenkenden deren Rechte beschneiden oder ganz rauben. Sie lassen Abweichung nur zu, solange ihnen die Mittel fehlen, sie abzustellen.

Seit ihrem furiosen Erfolg bei der Bundestagswahl vergangenen Februar scheint die Linkspartei ihre gysiglatte Maske der Gefälligkeit immer tiefer rutschen zu lassen. Was dahinter bisweilen zum Vorschein kommt, ist Extremismus aus dem Lehrbuch.

Unter der Kampfparole „Rechten Medien auf die Tasten treten“ wurde auf der Tagung einer Arbeitsgruppe der Linkspartei in Berlin-Treptow offen zu Gewalt gegen das liberal-konservative Medium „Apollo News“ angestachelt. Als „Expertin“ trat eine Vertreterin der Amadeu-Antonio-Stiftung auf.

Man gab das Ziel aus, „Apollo News“, das seine Redaktionsräume in dem Berliner Bezirk hat, das Leben „unbequem“ zu machen. Absicht ist es offenbar, das Online-Medium aus seinen Räumen zu vergraulen. Es ist eine offene Attacke auf die Pressefreiheit. Später bestritt die Linkspartei, dass es sich beim Wort „Treten“ um einen Gewaltaufruf handele. Das sei doch nur eine „Metapher“ gewesen. Kennen wir: Extremistische Regime lieben solche „Metaphern“. Und meinen es am Ende doch sehr wörtlich. Vielleicht wäre es für uns Bürger angezeigt, diesmal nicht so lange zu schlafen wie die Hamburger, um die Fanatiker rechtzeitig zu stoppen.


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