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Peter Zwicker wurde Ostpreußens schlimmster Inquisitor und schickte viele Unschuldige zum Sterben auf den Scheiterhaufen
Einer der bekanntesten Inquisitoren des Mittelalters war Bernardo Gui. Der Dominikaner, der auch in Umberto Ecos Bestseller „Der Name der Rose“ eine ausnehmend finstere Rolle spielt, schickte allerdings nur 42 der fast eintausend Ketzer, die er verurteilte, auf den Scheiterhaufen. Insofern wurde Gui von Peter Zwicker aus Wormditt in Ostpreußen an grausamer Effizienz weit übertroffen, weil dieser nach Aussage einiger noch existierender Quellen mindestens 200 angebliche Häretiker verbrennen ließ.
Zwicker, der Mitte des 14. Jahrhunderts auf die Welt gekommen sein soll, studierte an der Prager Karls-Universität Theologie und bekleidete danach das Amt des Rektors am Gymnasium in Zittau. Dann trat er 1381 in das von Kaiser Karl IV. gegründete Kloster auf dem Berg Oybin ein, wobei er später auch noch zu dessen Prior avancierte. Das Kloster gehörte dem Orden der Cölestiner, der 1244 als Abspaltung des Benediktiner-Ordens entstanden war und auf den späteren Papst Coelestin V. zurückging.
Österreicher im Ketzervisier
Im Jahr 1390 wurde Zwicker gemeinsam mit dem Priester Martin von Prag von Karl IV. und Papst Bonifatius IX. mit der Verfolgung der „ketzerischen“ Waldenser beauftragt. Diese waren bereits lange vor dem Aufkommen der Reformation schon Protestanten und standen seit 1184 im Konflikt mit der katholischen Kirche, weil sie deren Heiligenverehrung und die Ablässe ablehnten, welche eine wichtige Einnahmequelle des Klerus darstellten. Der setzte deshalb die Inquisition auf die Waldenser an, die ab 1230 in verschiedenen Regionen des Heiligen Römischen Reiches tätig wurde.
Zwicker begann seine Inquisitoren-Laufbahn in Prenzlau, Angermünde und dem angrenzenden Pommern, bevor er ab 1391 auf Initiative des Passauer Fürstbischofs Georg von Hohenlohe ein ständiges Tribunal in der oberösterreichischen Stadt Steyr einrichtete. Im gleichen Jahr verfasste der Ostpreuße zudem unter dem Pseudonym Petrus de Pillichsdorf eine Streitschrift mit dem Titel „Tractatus contra articulos Waldensium“.
Radikalisierung nach Attentat
Steyr galt als Zentrum der Waldenser-Bewegung in Österreich. Allerdings fahndete Zwicker von 1392 bis 1394 auch in Gera, Erfurt und Stettin nach Ketzern. In der letztgenannten Stadt leitete er unter anderem ein Massenverfahren gegen gleich 443 Angeklagte. Dann kam das Jahr 1395, in dem der Inquisitor wieder in Österreich agierte. Nun residierte Zwicker im Kloster Garsten bei Steyr, wo ein Mordanschlag auf ihn fehlschlug: Unbekannte versuchten dabei vergeblich, seine Unterkunft niederzubrennen.
Dabei war Zwicker bis dahin noch relativ milde als Inquisitor vorgegangen. Die meisten der von ihm verhängten Strafen waren Bußstrafen, allen voran die Verpflichtung zum Tragen eines Schandzeichens in Form des blauen Ketzerkreuzes an der Vorder- und Rückseite der Bekleidung. Das Attentat führte bei dem Cölestiner-Mönch jedoch nun zur Radikalisierung. So appellierte er voller Leidenschaft an den gesamten Klerus und die weltlichen Herrscher seiner Zeit, härter als bislang gegen die Waldenser vorzugehen: „Mögen Acht haben alle katholischen Fürsten, mögen sie sich anstrengen, dass alle die nichtswürdigen Häretiker, die mit Mord und Brand drohen, gefangen, peinlich verhört und zur Einheit des katholischen Glaubens zurückgebracht werden!“
Selbst Kinder ließ er foltern
Außerdem intensivierte Zwicker die Verfolgung der angeblichen Ketzer in Österreich, wo er allein im Jahre 1397 mehr als tausend Personen vor Gericht zerrte und rund einhundert davon verbrennen ließ. Dabei schreckte der Inquisitor auch nicht vor Folter und der Verurteilung von Kindern zurück. Aus den überlieferten Akten lassen sich etliche Einzelschicksale wie das von Elsa Feuer aus Dambach rekonstruieren. Die Frau erhielt 1391 zunächst eine Bußstrafe und wurde dann später auf Geheiß Zwickers verbrannt.
Vor neuem Morden selbst gestorben
Nachdem er die Waldenser-Bewegung in Österreich weitestgehend zerschlagen hatte, operierte Zwicker ab 1400 in der heutigen Slowakei und Ungarn. Wie aus den Quellen hervorgeht, war sein Furor zu dieser Zeit so heftig, dass er in Ödenburg (Sopron) sogar die Häuser angeblicher Waldenser schleifen ließ und den Befehl gab, die Leichname verstorbener Ketzer aus ihren Gräbern zu reißen, um sie dann auf den Scheiterhaufen zu werfen und sie quasi noch einmal zu töten.
Im Jahr 1403 reiste Zwicker nach Wien, wo er sein Wirken fortsetzen wollte. Dabei ereilte ihn allerdings vor dem Beginn weiterer Untersuchungen gegen die ortsansässigen Häretiker der Tod. Der Leichnam des Cölestiner-Mönchs mit den ostpreußischen Wurzeln wurde anschließend ins Kloster Garsten überführt und dort bestattet.
Päpstliche Bitte um Verzeihung
Das Inquisitorenamt Zwickers ging nach dessen Tod an einen gewissen Stephan Lamp, Pfarrer von Gutau in Oberösterreich. Der strengte offenbar keine weiteren Verfahren gegen Waldenser mehr an, was zeigt, mit welch unbarmherziger Gründlichkeit sein Vorgänger agiert haben muss. Andererseits erfolgte aber keine vollständige Ausrottung der Waldenser in Europa.
In der Schweiz und Italien konnte die Bewegung sogar bis heute überdauern. Und 2015 bat Papst Franziskus dann schließlich die Waldenser inständig um Vergebung für die gnadenlose Verfolgungen während der Zeit des Mittelalters.
Max Ackermann am 24.03.25, 14:15 Uhr
Männer wurden nicht verbrannt???!!!! Interessant das Menschenverständnis der PAZ.
Kersti Wolnow am 24.03.25, 12:36 Uhr
Die Kirche hat sich schon früh kommerziieren lassen und hatte damit nicht nur ihre spirituelle Aufgabe, sondern in der heutigen Zeit jegliche Moral verloren, so daß sie ihre 10 Gebote ständig übertritt, aber das scheint niemandem aufzufallen.
Peter Wendt am 21.03.25, 15:55 Uhr
Narrative auch in der Geschichte?
„ Inquisition im Mittelalter: Frauen, Kinder, alte Menschen“, die zahlreichen männlichen Opfer werden ausgeblendet? Wo kommt eigentlich dieses „ unsaubere“ Denken und formulieren her? Da wundern wir uns wenn unsere Politiker nicht sauber differenzieren können.)