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"Wir werden einander viel verzeihen müssen": Die Wunden der Corona-Zeit sitzen tief
Foto: imago/Zoonar"Wir werden einander viel verzeihen müssen": Die Wunden der Corona-Zeit sitzen tief

Gedanken zum Fest

Das Ende einer langen Passionszeit

Zu Ostern enden nach drei außergewöhnlichen Jahren die letzten Corona-Maßnahmen. Es ist Zeit für eine stille Einkehr – und Bitten um Vergebung

René Nehring
05.04.2023

Es ist wieder Ostern. Das bedeutendste Fest der Christen, die am Karfreitag der Kreuzigung des Herrn gedenken und am Ostersonntag dessen Auferstehung feiern. Es ist auch das Fest, das eine lange Zeit der Passion beendet, sieben Wochen für gewöhnlich von Aschermittwoch an.

In diesem Jahr geht jedoch zu Ostern ganz offiziell eine Passionszeit zu Ende, die weitaus länger dauerte. Mit dem Auslaufen der Maskenpflicht in den Gesundheitseinrichtungen fällt die letzte jener Maßnahmen, die seit dem Frühjahr 2020 in unterschiedlichen Intensitäten und Abstufungen beschlossen wurden, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Auch der Corona-Expertenrat der Bundesregierung stellte in dieser Woche seine Arbeit offiziell ein. Faktisch hatte das Virus ohnehin schon seit längerer Zeit für die meisten Menschen seinen Schrecken verloren, weshalb viele Maßnahmen bereits längst aufgehoben waren.

Das Zusammenfallen vom Ende der christlichen Passionszeit und dem faktischen Ende der langen Corona-Passion ist ein guter Anlass, noch einmal kritisch auf die letzten drei Jahre zurückzublicken. Schließlich dient die Passionszeit auch der stillen Einkehr und der Buße, des Bekenntnisses begangener Sünden und der Bitte um Vergebung. Wann also, wenn nicht jetzt, wäre der Zeitpunkt für eine innere Einkehr und Buße all jener, die seit Beginn der Pandemie allzu oft geirrt haben?

Das Versagen der Politik

Da sind vorneweg jene Politiker mitsamt ihren wissenschaftlichen Beratern zu nennen, die in den vergangenen drei Jahren an verantwortlicher Stelle den Corona-Takt vorgegeben haben. Fast immer brauchten sie viel zu lange, wenn sich die Lage veränderte – und fast immer kompensierten sie ihre anfängliche Schläfrigkeit mit anschließender Härte und Unerbittlichkeit.

Als es zu Beginn der Pandemie geraten gewesen wäre, schnell globale Ansteckungsketten zu unterbrechen, kämpfte die Politik für offene Grenzen und „europäische Lösungen“. Kurze Zeit später sah sie sich gezwungen, mit „Lockdowns“ das gesamte öffentliche Leben herunterzufahren. Schulen, Theater und Gastronomiebetriebe mussten schließen, vor allem für Kinder hatte die häusliche Verbannung oft fatale Folgen. Tiefpunkte waren sicherlich auch die Vorgaben, wie viele Menschen zusammen Weihnachten feiern durften, oder auch das „Osterruhe“ genannte totale Ausgehverbot im Frühjahr 2021.

Als anfänglich keine Atemschutzmasken zur Verfügung standen, erklärte manch angeblicher Experte diese noch für wenig hilfreich bis schädlich. Kurz darauf galten sie plötzlich nicht nur als empfehlenswert, sondern wurden zum obligatorischen Accessoire für alle öffentlichen Einrichtungen und Verkehrsmittel.

Als die ersten Impfstoffe verfügbar waren und andere Länder schnell zugriffen, delegierte die deutsche Politik die Verantwortung abermals nach Brüssel – und verspielte so wertvolle Zeit. Als dann die Impfmaschine lief, wurde aus einem Angebot zum Selbstschutz schon bald eine moralische Pflicht. Wer Bedenken geltend machte und sich auf das verfassungsmäßig verankerte Recht auf körperliche Unversehrtheit berief, wurde schnell zur Gefährdung der Volksgesundheit erklärt.

Eine Auflistung aller Maßnahmen, mit denen die Politik versuchte, der Situation Herr zu werden, würde den Rahmen eines jeden Artikels sprengen. Viele – zum Beispiel das Verhängen von Bußgeldern für nächtliche Spaziergänge oder die Versuche, Demonstrationen gegen die Corona-Politik durch Versammlungsverbote zu verhindern – erscheinen heute nur noch surreal. Doch galten sie vor nicht allzu langer Zeit noch als geltendes Recht.

Schweigende Medien – und Kirchen

Möglich wurde dieses absolutistische Irren, weil viele Kontrollinstanzen versagten. Vornean viele Medien, die oft genug nicht nur kritiklos die Äußerungen der Politik übernahmen, sondern vielmehr mit reißerischer Berichterstattung an einem Klima der Angst mitwirkten. Mit der einseitigen Auswahl ihrer Experten und der Ignoranz anderslautender Stimmen (darunter weltweit anerkannte Kapazitäten) sowie dem Ausblenden aller Fakten, die nicht in ihr Bild passten, waren die meisten Medien ein treibender Faktor der deutschen Corona-Gesellschaft. Bis auf wenige Ausnahmen wie Markus Lanz und Dieter Nuhr fragte kaum ein Journalist, welche Folgen die Lockdowns und welche Nebenwirkungen möglicherweise die Impfungen hatten. Ja, die meisten Medien hinterfragten noch nicht einmal, ob die verhängten Maßnahmen überhaupt zur Eindämmung des Coronavirus beitrugen.

Zu den Institutionen, die in diesen Tagen selbstkritisch in sich gehen sollten, gehören nicht zuletzt auch die Kirchen. Sie schwiegen nicht nur zur verordneten Schließung ihrer Gotteshäuser, sondern vor allem auch zu ihrer Verdrängung aus den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie zur Abschottung der Patienten von ihren Angehörigen, wodurch – worauf unter anderem die frühere thüringische Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht hinwies – zehntausende Menschen in den letzten Stunden ihres Lebens allein und ohne Seelsorge blieben.

Vielleicht sollten in dieser Bußzeit auch manche – beileibe nicht alle! – von jenen selbstkritisch in sich gehen, die in den vergangenen Jahren zu den Kritikern der Corona-Politik gehörten? Wo vielfach einfach nur Unsicherheit und Unvermögen von überforderten Amtsträgern im Spiel war, was jede Kritik rechtfertigt, unterstellten sie gleich einen großen Plan zur Errichtung einer „Corona-Diktatur“. Dass die meisten Maßnahmen auch wieder ausliefen, als die pandemische Lage abflaute, stört manchen Kritiker bis heute nicht daran, an seiner Meinung festzuhalten.

Noch fast am Anfang der Corona-Zeit sagte der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn, der zweifellos nicht frei von vielen Fehlern war: „Wir werden einander viel verzeihen müssen.“ Wie recht er damit hatte, zeigt sich nun in der Rückschau auf drei außergewöhnliche Jahre.


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Kommentare

Chris Benthe am 06.04.23, 07:03 Uhr

Man muss nur auf die Pläne der WHO schauen, um zu begreifen, was in den nächsten Jahren weltweit etabliert werden soll. Ähnlich wie der Migrationspakt wird hier versucht, den pandemischen Ausnahmezustand zum Dauerzustand zu erheben, um die Bevölkerungen mit Hilfe diverser NGO's nach Belieben zu kujonieren. Naivität in Zeiten des Versuchs der Etablierung des Transhumanismus ist das Letzte, was wir gebrauchen können:
"Wo vielfach einfach nur Unsicherheit und Unvermögen von überforderten Amtsträgern im Spiel war, was jede Kritik rechtfertigt, unterstellten sie gleich einen großen Plan zur Errichtung einer „Corona-Diktatur“. Dass die meisten Maßnahmen auch wieder ausliefen, als die pandemische Lage abflaute, stört manchen Kritiker bis heute nicht daran, an seiner Meinung festzuhalten."
Völlig falsche und gefährliche Einschätzung.

Petra Löffler am 06.04.23, 04:47 Uhr

Einfach so verzeihen? Nein, dazu ist zu viel Unrecht passiert. Auch nach christlicher Lehre kommt vor der Vergebung die Einsicht und Reue. Sehr wohl waren die Risiken der Impfung vorher bekannt, selbst der Laie konnte nach dem leicht verständlichen Buch von Clemens Arvay ausreichend wissen, dass sie niemals Game changer sein konnte. Zu groß war die Hetze gegen Ungeimpfte. Zudem muss vermieden werden, dass die Verantwortlichen weiterhin Macht haben und somit Wiederholungstäter werden. Als Erste gehören Lauterbach und Spahn vor Gericht, und aus den beiden großen Kirchen tritt man am besten aus. Herr Arvay hat sich vor kurzem selbst getötet und die Hetze gegen ihn war sicher ein Grund dafür. Auch das kann man nicht verzeihen.

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