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Herbst – jetzt beginnt die Zeit der Bernsteinsammler – Mit dem „richtigen“ Wind klappt es
Im Herbst und Winter ist „Saison“ für Bernsteinsucher. Es sind nicht nur die Stürme, die den Bernstein aus dem Seegrund lösen. Das spezifische Gewicht von Bernstein liegt zwischen 1,03 bis 1,05 g/cm³. Damit ist es deutlich schwerer als das Ostseewasser in den wärmeren Jahreszeiten und liegt somit am Meeresboden. Kühlt die See ab und liegt nur noch knapp über dem Gefrierpunkt – das höchste spezifische Gewicht des Wassers liegt bei plus vier Grad – fängt der Bernstein an, im Wasser zu schweben oder manchmal auch zwischen Sprockholz aufzuschwimmen. Und so wird er dann auch im Winter in deutlich größeren Mengen an Land geworfen als im Sommer.
Das ruft die „Bernsteinjäger“ an die Strände der Ostsee, Herbst- und Winterstürme „fressen“ an der Schicht der „Blauen Erde“, in welcher der Bernstein am häufigsten vorkommt. Das aus dieser Schicht gelöste Harz beginnt durch sein geringes spezifisches Gewicht zu schwimmen, verfängt sich in Tang und anderem Treibsel und wartet nur noch auf den günstigen Wind, der es in die Kescher der Sammler treibt.
In der Tat lauern die Sucher auf den richtigen Wind nach dem Sturm, der ihnen das begehrte „Gold der Ostsee“ an den Strand bringt. Jeder Küstenabschnitt, an dem Bernstein gefunden wird, braucht dabei „seinen“ Wind.
Auf einer Karte von 1576 heißt es: „Wen aus dem Westen der Wind wecht, Alhie man viel Börnstein fäht [=findet].“
Desgleichen für die Nordküste: „Wen Norden Wind brauset mit macht, des Börnsteins man hie auch viel fäht.“ Warten wir also auf den richtigen Sturm und günstige Winde.