Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Getrieben von den Ideen der politischen Freiheit erhoben sich vor 200 Jahren liberale Offiziere in St. Petersburg
Vor 200 Jahren, am 14. Dezember 1825 (26. Dezember gregorianischer Kalender) ereignete sich auf dem Senatsplatz in St. Petersburg ein dramatisches historisches Ereignis der russischen Geschichte: der Aufstand der Dekabristen (von Dezember), einem Zusammenschluss junger liberaler Offiziere.
Schon im vorausgegangenen Jahrzehnt war die Regierungszeit Alexanders I. von lähmender Stagnation, zwielichtigen Entscheidungen und Machtmissbrauch charakterisiert. Die Generation der jungen russischen Offiziere hatte in den napoleonischen Kriegen Auslandserfahrung in Europa sammeln können. Angesteckt von den revolutionären Ideen aus Westeuropa, hofften sie, durch Anpassung an die russische Realität soziale Ungerechtigkeiten und Unterdrückungen zu verhindern. Sie erachteten Freiheit, Gleichheit und Ehre als Notwendigkeit für das Wohl des Vaterlandes.
Stattdessen wurde die Lehrfreiheit der Universitäten beschränkt, es gab Zensur, und mit Polizeigewalt ging man gegen aufklärerische, freiheitliche Ideen vor. Es waren gebildete junge Menschen, die an der künftigen Ordnung des Landes mitwirken wollten. Liberal Gesinnte schlossen sich in Geheimgesellschaften zusammen. Diese blieben im Kern relativ klein, ihre Ideen reichten von einer konstitutionellen Monarchie über einen allmächtigen republikanischen Staat, der die Gleichheit der Bürger achtet, bis hin zu einem zentralistisch organisierten Staat. Einig waren sie sich nur in ihrem großen Ziel, dem Sturz der Autokratie. Die Gelegenheit zum Umsturz bot sich den Dekabristen am 14. Dezember 1825, dem Tag, an dem die St. Petersburger Garnison auf Nikolaus I. eingeschworen werden sollte. Nach dem Tod von Alexander I. befand sich die Dynastie in einer Krise, da es Unklarheiten um die Nachfolge des kinderlosen Kaisers gab.
Die versuchte Revolution scheiterte kläglich. Nur etwa 3.000 Offiziere verweigerten den Eid auf den neuen Zaren und zogen auf den Senatsplatz. So kam es, dass noch am selben Abend der Aufstand unter Einsatz der loyal verbliebenen Truppen blutig niedergeschlagen wurde. Die Anführer wurden hingerichtet, Hunderte nach Sibirien verbannt. Es waren freiheitsliebende Idealisten, die den Aufstand probten. Außer der Sympathie einer kleinen liberalen Elite hatten sie keinerlei Rückhalt. Erst ihr tapfer ertragenes Leid in Haft und Verbannung verschaffte ihnen die Popularität, die sie heute noch genießen.
In Russland gedenkt man der Dekabristen mit Ausstellungen und Veranstaltungen. In der Peter-und-Paul-Festung läuft seit dem 13. Dezember an dem Ort, an dem die Dekabristen verurteilt wurden, eine Ausstellung. Sie erzählt von der Stadt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sie zum Schauplatz dieses bedeutenden Ereignisses wurde. Die Ausstellung zeigt Gemälde und Grafiken, die einen Eindruck von der Stadt wiedergeben, vom Senatsplatz und der Peter-und-Paul-Festung, der Häuser wie auch Porträts und Fotografien der Dekabristen und weitere Dokumente. Gezeigt werden auch persönliche Dinge wie ein Goldring, der dem Dichter Kondratij Fjodorowitsch Rylejew gehörte, oder die bronzene Adelsmarke von Wassilij Iwaschew.
Die Gemälde zeigen die Stadt zu einer Zeit, als die Isaaks-Kathedrale, die Gebäude des Senats und des Synods noch nicht gebaut und die Ufer der Newa durch eine Pontonbrücke verbunden waren. In einer Multimedia-Vorführung werden die Kasematten und andere Anlagen der Festung gezeigt, in denen die Dekabristen inhaftiert waren.
Im sibirischen Irkutsk präsentiert im Gebietsmuseum eine Ausstellung Dokumente vom Aufenthalt der Dekabristen in der Stadt und ihren Einfluss auf die Region bis heute.