Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
In der Hansestadt Stralsund findet am 5. und 6. Oktober das 33. Landeserntedankfest statt
Herbstzeit ist Erntezeit, da ist es seit jeher Brauch, für die eingebrachten Gaben zu danken. So war das früher. Wer bei der Ernte die letzte Garbe bindet, der wird ausgelacht: „Den'n bitt dei Wolf!“
Ganz anschaulich erzählte Klaus Granzow von dem jahreszeitlichen Brauch in Pommern: „Die Ernte schloss den Jahreslauf ab, und das wurde gefeiert. So sangen die Burschen und Mädchen, wenn sie sich an diesem Sonntag auf dem Dorfplatz versammelten. In festlicher Kleidung waren alle erschienen, die an der Ernte teilgenommen hatten. Die alten schönen Trachten oder die neuesten Kleider wurden zu diesem Fest angelegt. Die Männer hatten ihre Werkzeuge – Sensen und Forken – mit buntem Krepp- oder Seidenpapier umwickelt und Blumen- oder Getreidesträuße am Hut, und die Mädchen hatten ihre Harken ebenso herrlich mit roten, blauen, grünen und weißen Bändern geschmückt.
Am schönsten ausstaffiert aber war der Erntewagen, der in jedem Jahr von einem anderen Bauern gestellt wurde. Wagen, Pferde und der Kutscher waren mit Ährensträußen und Eichenlaub geschmückt. Hinter diesem Wagen, auf dem meistens nur die Kinder des jeweiligen Bauern saßen, formierte sich der Erntezug durchs Dorf. Voran schritt ein junger Mann mit einem Säkorb, der nun beim glücklichen Abschluss der Ernte an den schweren Beginn der Ackerzubereitung erinnern sollte. Als nächstes trugen zwei junge Mädchen die Krone, dahinter folgte die Dorfkapelle und die gesamte lustige Schar der Jungen und Mädchen aus dem ganzen Dorf.
Der bekannteste Brauch in Pommern war die Gestalt des Alten. Diese Strohpuppe wurde aus der letzten Garbe angefertigt. Aus Freude über das glückliche Ende der Getreideernte tanzte man fröhlich und ausgelassen um den Strohmann herum. Der Alte wurde dem Bauern oder Gutsbesitzer von den Schnittern mit einem Spruch überreicht. Nun, der Alte wurde niemals abgewiesen, sondern gern ins Haus genommen und für Musik und Tanz, Essen und Trinken eingelöst.“
So werden heute keine Erntefeste mehr gefeiert, der Brauch wird allerdings weitergeführt, aber anders.
Die Hansestadt Stralsund ist der diesjährige Ausrichter des Fests und bietet ein buntes, abwechslungsreiches Programm rund um die Landwirtschaft mit ihren Erzeugnissen an. Dabei ist der Mittelpunkt der Alte Markt am Rathaus. Auch ein
Erntedank-Festgottesdienst am Sonntag in St. Nikolai und ein Festumzug mit Kremsern, Kutschen und historischen Landmaschinen werden Teil des bunten Treibens sein.
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