Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Bis vor wenigen Jahren begannen wichtige Lebensabschnitte zur Osterzeit
Ostern – endlich! Die einen feiern die Auferstehung Jesu Christi, die anderen den Osterhasen. Wie dem auch sei. Ostern war schon immer mit viel Bedeutung und auch Traditionen aufgeladen. So wurden Jahresrechnungen vor einigen hundert Jahren immer zu Ostern geschrieben, Jahresetats der pommerschen Herzöge begannen und endeten zu Ostern, Mietverhältnisse ebenfalls. Oder, wenn das Winterhalbjahr endete, begann zu Ostern das Sommerhalbjahr und ging bis Michaelis (29. September, Herbstanfang). Für Schüler gab es deshalb oftmals die Devise: „Verzagt man nicht, es geht auf Ostern“ – Schulanfang, der für die Kinder mit bunten Schultüten versüßt wurde. Lehre oder Militärzeit begannen oder endeten zu Ostern. So war es nur folgerichtig, dass Lehrkräfte auch zu Ostern begannen oder aus dem Schulbetrieb ausschieden. Auch Einsegnungen fanden an Ostern statt.
Um die Bedeutung Osterns auch für die Lebensläufe hervorzuheben, soll an dieser Stelle an einen der berühmtesten Pommern gedacht werden. Otto von Bismarck – dessen 210. Geburtstag am 1. April war – kam beispielsweise zu Ostern 1821 an die Berliner Knabenpensions- und Erziehungsanstalt. Zu Ostern, genauer am Gründonnerstag 1830, wurde er dann vom Berliner Geistlichen Schleiermacher eingesegnet. Und zu Ostern 1832 bestand Bismarck sein Abiturienten-Examen. Ostern 1835 bestand er auch sein Auskultator-Examen. Seinen Militärdienst beendete Bismarck übrigens zu Ostern 1839, sodass er dann in sein Elternhaus nach Kniephof in Pommern zurückkehrte. Es ist anzunehmen, dass auch in den Folgejahren – als von ihm, wie bei seinem Vorfahren „vom tollen Bismarck“ die Rede war – zu Ostern einiges passierte.
Bismarck und Ostern
Von Ostern und Pommern gibt es also eigentlich weit mehr zu berichten, als anzunehmen ist. Der Apostel der Pommern, Otto von Bamberg, durchzog beispielsweise zwar das Pommerland, um den christlichen Glauben zu bringen, vor unzähligen Pommern zu predigen und diese zu taufen – doch auch ihm war die Heimkehr zu Ostern 1125 nach Bamberg heilig. Zuvor hatte er übrigens auch den pommersche Herzog Bogislav I. getauft. Dieser war wiederum 1168 nicht nur an der Christianisierung Rügens beteiligt, sondern wurde 1170 auch in den Reichfürstenstand erhoben. Die Unabhängigkeit von Dänemark erlangte er aber nicht, sodass er König Waldemar die Huldigung als Lehnsherr leisten musste und ihm – wie könnte es anders sein? – zu Ostern 1186 selbst feierlich das Reichschwert vortrug.
Auch sei erwähnt, dass die unruhige Zeit des Glaubenskampfes in Stralsund erst zu Ostern 1525 endete, als sich die Stralsunder zur neuen Lehre bekannten.
Ostern war also stets ein Neubeginn, passend zur erwachenden Natur.