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Auf Janoschs Spuren: Dariusz „Gersok“ Walerjański vor der Pandemie
Foto: WagnerAuf Janoschs Spuren: Dariusz „Gersok“ Walerjański vor der Pandemie

Östlich von Oder und Neiße

Der Ehrenbürger Hindenburgs ist der Stolz seiner Heimat

Zum 90. Geburtstag von Horst Eckert alias »Janosch«

Chris W. Wagner
10.03.2021

Dariusz „Gresok“ Walerjański ist enttäuscht. Nachdem bereits letztes Jahr Janoschs Geburtstagsfeier in Hindenburg in Oberschlesien, der Heimatstadt des Schriftstellers und Illustrators, ausgefallen ist, muss ausgerechnet sein 90. Geburtstag in die virtuelle Welt verlegt werden. „Janosch ist Ehrenbürger von Hindenburg, und seit zehn Jahren feiert die Stadt seinen berühmten Sohn“, so der 51-jährige Historiker, der im Rahmen der Feierlichkeiten Reisen auf den Spuren Janoschs organisiert. Doch auch dieses Jahr – wie schon 2020 – kann er dies wegen der Pandemie nicht.

Dafür, sagt er, stehe ein TV-Film zum Leben und Schaffen von Horst Eckert, wie Janosch bürgerlich heißt, auf dem Programm. „Zu Wort kommen darin Menschen, die sich für die Popularisierung Janoschs stark machen. Sie erzählen, wie sie ihn kennenlernten. Ich hoffe dabei auf die eine oder andere Anekdote“, so Walerjański. Mindestens eine Anekdote lieferte Dawid Smolorz, der Eckert bei seinem Besuch 2007 in Hindenburg und Gleiwitz begleitet hat. Nachdem Janosch erfahren hat, Smolorz sei katholisch, zog er ein Austrittsformular mit den Worten aus seiner Jackentasche: „Ich hätte da was für dich.“

Janoschs Antiklerikalismus hätte den Erfinder der Tigerente fast die Ehrenbürgerschaft in Hindenburg gekostet, erinnert sich Czesław Zdechlikiewicz von der Stadt Hindenburg. „Während in Deutschland jedes Kind Janosch kannte, war das in der Heimat des Schriftstellers keinesfalls so“, erinnert sich Zdechlikiewicz. „Zur Jahrtausendwende“, sagt er, „hatte weder das Stadttheater noch das Stadtmuseum irgendetwas von Janosch.

Ehrenbürgerschaft und Eklat

In der Stadtbibliothek gab es nur zwei Exemplare von ‚Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm' und nur wenige Kinderbücher von Janosch. Daraufhin hat Janosch dem Stadttheater eines seiner Stücke überreicht. Daraus ist dann auch gleich ein kleiner Skandal geworden. Die Stadt hat einen Übersetzer geordert – einen katholischen Geistlichen. Nun, das Stück stellte sich aber als sehr antiklerikal heraus. Es kam zum Eklat. 2007 sollte Janosch zum Ehrenbürger von Hindenburg ernannt werden, plötzlich fing man an zu diskutieren, ob er denn würdig sei. Hinzu kamen Stimmen, er sei ein Deutscher, das ginge schon gar nicht. Janosch erfuhr davon und sagte: ‚Schönen Dank, aber ich möchte keinen Anstoß für Unstimmigkeiten geben'“, erinnert sich Zdechlikiewicz, der jedoch nicht aufgeben wollte.

Letztendlich erhielt Janosch 2011 die Ehrenbürgerschaft der Stadt, ein Kindergarten trägt seinen Namen, und jedes Jahr feiert Hindenburg Janoschs Geburtstag. Wenn nicht gerade Corona grassiert, lesen bekannte und weniger bekannte Hindenburger ihre Lieblingsstellen aus „Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm“ vor. Es gibt auch immer etwas für Kinder. Dazu gehört eine Aufführung von Kindergarten-Kindern. Der Janosch-Kindergarten organisiert einen Wettbewerb für Kinder, die ihre eigenen Geschichten der Janosch-Helden schreiben. Ein fester Bestandteil der Janosch-Party ist eine Exkursion auf den Spuren des Illustrators. Besonders beliebt sind dann auch die Exkursionen von Walerjański. „Wir besuchen Orte, an denen all diejenigen geboren wurden, die die Kinder am meisten lieben: der Tiger, der Kleine Bär, der Kastenfrosch und die Tigerente – die ganze Janosch-Menagerie“, so Walerjański, der seine Jansoch-Begei­sterung kurz nach der politischen Wende entdeckte. Bei einem Besuch im Antiquariat fiel ihm eine Übersetzung von „Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm“ aus den 70er Jahren in die Hände. „Ich war sofort fasziniert. Ich habe auch meinen eigenen Helden in diesem Buch gefunden, mit dem ich mich identifiziere – Gresok. Immer, wenn ich über Janosch schreibe, unterzeichne ich mit dem Pseudonym: Dariusz ‚Gresok' Walerjański.“

Backsteine als Auszeichnung

Da die polnische Fassung von „Cholonek“ damals zensiert war und Passagen über sowjetische Verbrechen von 1945 herausgenommen wurden, setzte sich Walerjański dafür ein, dass das literarische Denkmal für Janoschs Heimatstadt Hindenburg auch Polnisch ungekürzt erschien. Mit Zdechlikiewicz will er nun eine Janosch-Eiche pflanzen. Dies soll am 11. März, also an Janoschs 90. Geburtstag, erfolgen. Nur war man sich noch nicht im Klaren, an welcher Stelle der Baum wachsen soll. Perfekt wäre Janoschs Geburtshaus am Bäckerweg [ulica Piekarska], aber das Gebäude musste 2005 dem Bau einer Stadtautobahn weichen. Die Backsteine aus Janoschs Geburtshaus werden seit 2005 von der Kattowitzer Zeitung „Gazeta Wyborcza“ als Preise für besonderes Engagement beim Erhalt des oberschlesischen Kulturerbes verliehen.


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