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Seit Jahrtausenden wird Falknerei betrieben – In Dormagen erinnert ein Museum an die Beizjagden mit den Vögeln
Weiße Tauben gelten gemeinhin als Friedensbringer. Daher lassen sie die Organisatoren bei großen Veranstaltungen bei Eröffnungs- oder Abschlussfeiern in den Himmel steigen.
Bei der Falknerei ist es genau umgekehrt. Dort werden Greifvögel und sogenannte Falkenartige wie Turm-, Baum- oder Wanderfalken für die Jagd auf freilebendes Wild genutzt. Der Falke tötet seine Beute mit einem Biss in das Genick oder den Hinterkopf. Die Habichtartigen wie etwa Bussarde, Habichte, Sperber oder Adler sind dagegen Grifftöter – wenn sie zugreifen, wirken Kräfte wie in einer Schraubenzwinge.
Seit wann es die Falknerei gibt, ist nicht bekannt. In der Geschichtswissenschaft gilt es als wahrscheinlich, dass sie um das Jahr 3000 vor Christus herum in Mesopotamien und/oder der Mongolei entstanden ist. Mit Beginn des Christentums ist sie auch in Westeuropa belegt. Ihre Blütezeit erlebte sie im Mittelalter unter Friedrich II. von Hohenstaufen bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Mit der Erfindung der Feuerwaffen geht die Beizjagd in Europa fast völlig verloren.
Der Düsseldorfer Tiermaler Renz Waller gilt als der Vater der modernen Falknerei. Er leitete ihre Renaissance zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein. Der „Orden Deutscher Falkonieré Bund der Falkner und Greifvögelfreunde“ wurde dann im Jahr 1959 gegründet. Der Erhalt des Kulturgutes Falknerei sowie der Natur- und Artenschutz bilden hier eine Einheit. Ein sichtbarer Erfolg dieser Arbeit ist, dass die UNESCO die Falknerei 2010 als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannte und in Deutschland in die Weltkulturerbeliste eintrug.
Wer die Falknerei einmal näher kennenlernen möchte, fährt nach Zons, einem Ortsteil des niederrheinischen Städtchens Dormagen. Dort gibt es das erste und bislang einzige Falknereimuseum in Deutschland. Es wird seit dem Jahre 2022 privat von Carsten Töwe betrieben. Als er neun Jahre alt war, fand Töwe einen geschwächten Turmfalken, päppelte ihn auf und konnte ihn wieder aussetzen. Dies war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft. Denn in der Folgezeit wartete der Turmfalke nach der Schule immer wieder auf Töwe und bettelte um Futter. Damit war der Grundstein für ein lebenslanges Hobby gelegt. In Dormagen konnte Töwe dann seinen Wunsch, ein Falknereimuseum zu gründen, in die Praxis umsetzen.
Die Stadt Dormagen stellte ihm den Kötschenturm und ein Nebengebäude am Rande des historischen Ortskerns zur Verfügung. Beide Gebäudeteile gehören zur alten Stadtmauer. Töwe richtete sie auf eigene Kosten zum Museum her und öffnet im Sommer die Türen für Besucher.
Auf den ersten Blick ist es ein kleines, überschaubares und schnuckeliges Museum. Lässt man sich auf das Thema ein, kommt man mit Töwe schnell ins Gespräch mit erfährt viele Anekdoten aus dem Falkner-Leben.
Falknereimuseum Zons, Mauerstrasse 48 in Dormagen-Zons, geöffnet sonnabends und sonntags von 12.30 bis 15 Uhr Eintritt: 4 Euro. www.falknereimuseum.de
sitra achra am 24.08.25, 17:52 Uhr
Gegen Rabenkrähen und Elstern kommt der Falke nicht an, da muss schon der Habicht an seine Stelle treten.