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Der grüne Ideologe Cohn-Bendit wechselt plötzlich in die Sprache der Neuen Rechten
Für die meisten ist es eine dramatische Asylkrise, für den Mitbegründer der deutschen Grünen Daniel Cohn-Bendit, einst Galionsfigur der 68er Studentenrevolte, ein ,,großer Austausch''. Mit seinen jüngsten Äußerungen zur Migrationslage im Überseedepartement Mayotte, zwischen Madagaskar und Afrika gelegen, hat der Ideologe für Wut und Entsetzen in der französischen Linken gesorgt. Nach einem Erdbeben auf dieser französischen Insel, die seit 2014 auch Teil der EU ist, ist die Debatte um die illegale Einwanderung nach Mayotte wieder aufgeflammt. Der ehemalige Vordenker der Grünen benutzte in einer Talkshow die Rhetorik der nationalistischen Rechten, um die Problematik auf Mayotte, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus Flüchtlingen und Illegalen besteht, zu beschreiben.
Der grüne Ex-Europaabgeordnete, der wie jede Woche mit dem ehemaligen Bildungsminister Luc Ferry auf dem TV-Kanal LCI diskutierte, urteilte, dass die Situation auf der Inselgruppe im Hinblick auf die Migration außergewöhnlich sei. „Man darf das Problem nicht ideologisch diskutieren, man muss Mayotte sehen, es ist nicht Frankreich, man darf es nicht verwechseln“, bekräftigte er, obwohl das ultramarine Departement seit dem 19. Jahrhundert dem Mutterland angegliedert ist.
Angesichts des Ausmaßes der hoheitlichen und sicherheitspolitischen Herausforderungen auf der Insel ging Cohn-Bendit sogar noch einen Schritt weiter. Er mahnte, indem er die Thesen aufgriff, die er noch vor kurzem bekämpft hat, „diese Einwanderung, die einen großen Austausch der Bevölkerung darstellt, zu bremsen und unmöglich zu machen“. Großer Austausch ist ein politischer Kampfbegriff der Neuen Rechten. Damit wird die Einwanderung von Nichtweißen und Muslimen auf das Ziel zurückgeführt, die weißen Mehrheitsbevölkerungen in westlichen Staaten zu ersetzen. „Ich bin nicht blind“, hämmerte Cohn-Bendit und verurteilte die Stellungnahme der Minister Bruno Retailleau (Inneres), Manuel Valls (Überseegebiete) und Sébastien Lecornu (Streitkräfte), die zuvor zu einer „migratorischen Entschlossenheit“ aufgerufen hatten, ohne die „Mayotte auf Sand wiederaufgebaut“ werde.
Diese Einschätzungen hat mehrere Figuren der Neuen Volksfront, die im französischen Parlament die Mehrheit hat, stark verärgert, die sich darüber aufregen, dass eine ihrer Führungsfiguren die Sprache ihrer politischen Gegner benutzt. Die Grünen-Abgeordnete Sarah Legrain spottete: „In aller Ruhe übernimmt Cohn-Bendit das Konzept des ‚großen Austauschs'“ und bezog sich damit auf die umstrittene These des Essayisten Renaud Camus über die Folgen der nächsten Einwanderungswellen in Europa. Die Pariser Abgeordnete fügte hinzu: „Er wird uns wahrscheinlich bald Lektionen darüber erteilen, wie man die extreme Rechte bei den nächsten Wahlen richtig besiegt.“
Der linksgrüne Parlamentarier Arnaud Saint-Martin bezeichnete den 79-Jährigen Cohn-Bendit als „68er-Boomer auf dem Weg zur faschistischen Radikalisierung“. Für einen Teil der Linken ist Daniel Cohn-Bendit damit inzwischen endgültig von „Dany dem Roten“ zu „Dany dem Braunen“ geworden.