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Wegen der Anfälligkeit für Kursschwankungen sollten Kryptowährungen besser keine staatlichen Währungsreserven werden
Bild: pixabay/ai generatedWegen der Anfälligkeit für Kursschwankungen sollten Kryptowährungen besser keine staatlichen Währungsreserven werden

Absturz digitaler Währungen

Der historische Krypto-Crash

In wenigen Augenblicken lösten sich 400 Milliarden US-Dollar in Nichts auf – mit verdächtigem Beigeschmack

Wolfgang Kaufmann
23.10.2025

Am 10. Oktober erlebte der Kryptomarkt seinen Schwarzen Freitag. An den Börsen für den Handel mit digitalen Währungen brach die nackte Panik aus, was wiederum zu immensen Wertverlusten führte. Der Preis für einen Bitcoin, der wenige Tage zuvor noch ein Rekordhoch von 125.426 US-Dollar erreicht hatte, sank schlagartig um rund 18.000 Dollar. Andere Kryptowährungen wie Hyperliquid und Dogecoin wurden sogar regelrecht „zerfetzt“, wie der Hedgefonds-Manager Zaheer Ebtikar von Split Capital treffend sagte, denn sie büßten streckenweise bis zu 90 Prozent ihres bisherigen Wertes ein. Die digitale Währung Cosmos (ATOM) landete gleich ganz bei Null. Insgesamt lösten sich durch das Beben an den Kryptobörsen binnen 24 Stunden Werte in Höhe von rund 400 Milliarden US-Dollar in Nichts auf. Das entsprach dem Zwanzigfachen des Einbruchs zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020.

Dieser historisch einmalige Krypto-Crash war die Folge der plötzlichen Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, er werde demnächst Beschränkungen für den Export von Software aus den USA in die Volksrepublik China sowie zusätzliche Strafzölle von 100 Prozent für die Einfuhr von Waren aus dem Reich der Mitte verhängen. Hierbei handelte es sich vor allem um eine Reaktion auf Pekings Drosselung der Ausfuhr von Seltenen Erden, die der Westen dringend für seine Energie-, Hochtechnologie- und Rüstungsprojekte benötigt.

Spekulationen auf Pump
Gleichzeitig steht der Verdacht im Raum, dass Insider aus dem Umfeld des Weißen Hauses bereits 30 Minuten vor Trumps Bekanntmachung auf fallende Kurse bei den Kryptowährungen gesetzt hatten, was den Absturz noch beschleunigte. Der Branchendatenanalyst Joshua de Vos von Coindesk sprach in diesem Zusammenhang von einer auffälligen „Informationsasymmetrie“ bei den Marktteilnehmern am 10. Oktober.

Auf jeden Fall waren die Folgen des Ganzen überaus dramatisch: Zahlreiche Spekulanten, die geliehenes Geld verwendeten, um auf positive Preisentwicklungen bei Bitcoin und Co. zu spekulieren, blieben ruiniert zurück. Als die Kurse ins Bodenlose fielen, wurden ihre Positionen, also die kurzzeitig und auf Pump gehaltenen Kryptowerte, größtenteils liquidiert. Angeblich sollen hiervon 1,6 Millionen Händler betroffen gewesen sein. Einer davon war wohl der Ukrainer Konstantin Galo, der unter dem Pseudonym „Kudo“ als Krypto-Influencer auftrat. Galo befand sich offensichtlich in finanziellen Schwierigkeiten und wurde nach dem Börsenabsturz tot in seinem Wagen im Kiewer Stadtteil Oboloskyi aufgefunden – die Umstände sprechen für Selbstmord.

Systemimmanente Schwächen
Die Vorgänge des 10. Oktober werfen zahlreiche Fragen rund um die Krytowährungen auf. Diese gelten seit Jahren als „Digitales Gold“ (siehe rechts) und ebenso als eine gute Absicherung gegen die Inflation sowie den fortschreitenden Dollar-Verfall. Allerdings sind viele Investoren nun skeptisch, weil sie gesehen haben, dass Kryptowerte wie der Bitcoin in einer wirtschaftlichen Krisensituation deutlich schneller abstürzen können als Aktien.

Zumal die digitalen Währungen systemimmanente Schwächen aufweisen. So basiert die Nachfrage auf einem erheblichen Maß an Vertrauen, das nicht nur durch Kursverluste, sondern gleichfalls durch Datendiebstähle oder staatliche Restriktionen in Reaktion auf die Verwendung für illegale Geschäfte verloren gehen kann.

Darüber hinaus sind Kryptowährungen als normales Zahlungsmittel eher unpraktisch. So würde ein Brot rund 0,00000009 Bitcoin kosten, und der Bezahlvorgang wäre ziemlich umständlich. Aus der eingeschränkten Geldfunktion heraus ergibt sich für viele Experten, dass Kryptowerte keinesfalls Teil der staatlichen Währungsreserven werden sollten, wie unter anderem von der US-Senatorin Cynthia Lummis aus Wyoming und der französischen EU-Parlamentarierin Sarah Knafo gefordert.

Ansonsten steht jetzt die Frage im Raum, ob normale Anleger ohne Spekulationsabsichten den Einbruch am Kryptomarkt als Alarmsignal oder als Chance zum Einstieg nach der Bereinigung eines überhitzten Marktes werten sollten.

Kurzfristiges Marktrauschen
Nicht wenige prominente Börsenkenner wie Adam Kobeissi, Lark Davis und Raoul Pal sehen die Panikverkäufe und Verluste aufgrund von Trumps Zolloffensive als unikales Ereignis an, das sich so sicher nicht wiederholen werde und auch zu keiner strukturellen Zerstörung des Marktes geführt habe. Pal sprach hierbei von einem „kurzfristigen Marktrauschen“. Zudem stünden weitere Zinssenkungen in den USA bevor, die Kryptowährungen noch attraktiver machen würden. Außerdem gebe es Konkurrenten der Marktriesen Bitcoin und Co., deren Aufstieg beeindruckend sei. So habe der Synthetix trotz des Crashs um 126 Prozent zugelegt.

Die Anleger müssen also weiter lediglich einen kühlen Kopf bewahren und in ihrem Asset-Anlageverhalten klug und sinnvoll in alle Richtungen denken.


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