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Friedrich Wilhelm Krause – Eine vielseitige Persönlichkeit zwischen Fontane, Preußenkönigen und Napoleon
Im hinterpommerschen Stecklin (Kreis Greifenhagen) hatte Friedrich Wilhelm Krause 1765 das Licht der Welt erblickt. Über die Stationen Stettin und Wollin war der Kaufmann und Reeder nach Swinemünde gelangt, wo er 1784 sein erstes Geschäft eröffnet hatte. Seine Ehefrau, aus Wollin stammend, hatte ihm in 26 Ehejahren 15 Kinder geschenkt, von denen acht überlebten. Selbstverständlich besuchten diese nicht die Barfußschule in der Schulstraße, sie wurden standesgemäß durch Hauslehrer unterrichtet und erzogen. Die Sprösslinge aller Swinemünder Honoratioren waren eingeladen, ebenfalls am Unterricht im Krauseschen Haus teilzunehmen. Außer dem Apotheker Louis Henri Fontane, der seinen Sohn und späteren Schriftsteller Theodor schickte, machte jedoch niemand von diesem Angebot Gebrauch.
Die aufblühende Hafenstadt Swinemünde bot beste Bedingungen für Krauses Unternehmen. Fleiß, Tatkraft, Organisationstalent und das notwendige Quäntchen Glück ließen ihn relativ schnell zu Wohlstand kommen. Wie viele seiner begüterten Zeitgenossen war Krause gebildet und universell interessiert. Eine große Bibliothek sowie ein physikalisches Kabinett und ein chemisches Laboratorium in seinem Haus sind hierfür Beleg.
In des Preußenkönigs Diensten
Der große Preußenkönig Friedrich II. hatte Krause zu seinem Kommissär ernannt. Mit königlichen Geldern sollte er helfen, die dem König direkt unterstellte Stadt Swinemünde aufzubauen und Handel auf den Weltmeeren zu betreiben. Dieser Aufgabe hat sich der königliche „Kommissär“ engagiert gestellt.
Erfolgreich war Krause auch als Reeder. Zwischen 1790 und 1816 ließ er in Swinemünde 86 Seeschiffe vom Stapel laufen. Die Obrigkeit in Preußen kannte Krause als freigiebigen und beliebten Gastgeber. Für Prinzen, Minister sowie hohe Offiziere, die auf der Reise nach Russland waren oder von dort zurückkamen, hielt er stets Gästezimmer bereit. So war Prinz Adalbert, Oberbefehlshaber der preußischen Marine, mehrmals Gast im Krauseschen Haus an der Swine. Und als König Friedrich Wilhelm III. im Jahr 1820 seine erste Reise durch Vorpommern unternahm, nächtigte er ebenfalls hier.
Der Raubzug Napoleons warf Swinemünde um Jahrzehnte zurück. Hunderte französische Soldaten, in Swinemünde waren es Badenser, mussten beherbergt und verpflegt werden. Handel und Wandel brachen durch die Kontinentalsperre völlig zusammen.
Napoleon hatte sich mit dem Rheinbund ein Militärbündnis von deutschen Staaten geschaffen, dessen Bevölkerung unter der ständigen Aushebung neuer Soldaten ächzte. Bayern und Württembergs wurden durch Napoleon Königreiche, Baden, Hessen-Darmstadt und Berg Großherzogtümer. Regiert wurden mehrere dieser neuen „Modellstaaten“ von Verwandten Napoleons.
Hunderttausende deutsche und französische Soldaten wurden in den Folgejahren Opfer der Machtgier und des Ehrgeizes Napoleon Bonapartes. Selbst die Totenruhe der Gefallenen wurde Jahrzehnte später gestört. Die Gebeine der in der Schlacht bei Waterloo gefallenen Soldaten wurden 20 Jahre nach dem Gemetzel wieder ausgegraben. Die belgischen Zuckerfabriken benötigten seinerzeit Knochenkohle als Filtermaterial zum Entfärben des Zuckers.
In der „Franzosenzeit“ wurde Krause – sicher nicht ganz selbstlos – ein überzeugter preußischer Patriot. Infolge der Beschlagnahme seiner Schiffe hatte er mehr als 182.000 Taler verloren. Zur Unterstützung der preußischen Armee griff er daher tief in seine Tasche. So zahlte er den Sold für eine Kompanie preußischer Soldaten, staffierte 20 Fußsoldaten auf eigene Rechnung aus und spielte den in Kolberg Belagerten, die von Nettelbeck, Schill und Gneisenau geführt wurden, wiederholt Gewehre und Munition in die Hände.
Als ihn im Jahre 1806 die Nachricht erreichte, eine vom preußischen Korps Hohenlohe mitgeführte Kriegskasse habe sich bei Wollin festgefahren, reiste er unverzüglich nach Wollin und bot seine Hilfe an. Um die Kriegskasse vor den plündernden Truppen Napoleons in Sicherheit zu bringen, wurde auf sie auf eins seiner Schiffe verladen und nach Danzig verfrachtet.
Für seinen /Einsatz im Kampf gegen die Besetzung Preußens durch Napoleon erhielt Krause aus der Hand Friedrich Wilhelms III. nach Kriegsende das Goldene Militärverdienstkreuz und das Eiserne Kreuz am weißen Bande, außerdem wurde ihm der Titel Geheimer Kommerzienrat verliehen.
Mehrere Auszeichnungen
Nach dem Sieg über Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 gab es für Krause eine Zeit relativen Wohlstands. Im Jahr 1816 besaß er wieder 19 seetüchtige Schiffe und war damit der größte Reeder im Königreich Preußen sowie der reichste Mann auf der Insel Usedom. Möglicherweise hatte auch der während der Kontinentalsperre blühende Schmuggel, bei dem der „Rotspon“ aus Bordeaux auf Schleichwegen nach Swinemünde gelangte, damals zur Mehrung seines Reichtums beigetragen.
Die Souveränität und der Geschäftssinn Krauses fehlten seinen Söhnen. Keiner von ihnen war in der Lage, das väterliche Unternehmen erfolgreich weiterzuführen.
In seinem autobiographischen Roman „Meine Kinderjahre“ hat Theodor Fontane seine Erinnerungen an Krause niedergeschrieben. Alles ist nach dem Leben gezeichnet, schrieb er, schränkte jedoch gleichzeitig ein: „Für etwaige Zweifler also sei es Roman!“ Das Leben Krauses ist auch der Gegenstand der Romane des Swinemünder Chronisten und Museumsdirektors Robert Burkhardt „Der König von Swinemünde“ (Swinemünde 1928) und „Glück und Ende des Königs von Swinemünde“ (Swinemünde 1931).
Im erstgenannten Roman schreibt Burkhardt, dass man Krause im Herbst 1806 auch die mit 1.265.326 Silbertalern und 18 Silbergroschen sowie 815.420 Talern in Gold gut gefüllte Kriegskasse der preußischen Hauptarmee zu treuen Händen übergeben habe. Er soll sie am Swinemünder Strand vier Fuß tief vergraben haben. Nach dem Sieg über Bonaparte hatten preußische Soldaten zunächst vergeblich an dem von Krause angegebenen Ort nach der Kriegskasse gesucht. Nach weiterem Graben und bangem Warten stieß man in sechs Fuß Tiefe auf den „Schatz“. Es war neuer Sand aufgespült worden, der Strand hatte sich in sieben Jahren um 30 Zentimeter gehoben.
Kein Historiker ist jedoch bereit, diese Episode zu bestätigen.