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Besucher vor dem Leuchtturm
Alexander Podgorchuk/klops.ruBesucher vor dem Leuchtturm

Am Kurischen Haff

Der Leuchtturm Rinderort

Zum Welttag der Ozeane am 8. Juni 2021 – neues Leben für den Leuchtturm von 1908

Brigitte Stramm
07.07.2021

Auf der Festlandseite des Kurischen Haffs gibt es insgesamt vier Leuchttürme. Einer davon steht in Rinderort [Saliwino] an der Südostecke des Kurischen Haffs im Kreis Labiau, heute Rajon Polessk.
Er ist, genau wie die drei anderen Türme in Memel, am Windenburger Eck und in Kuwershof ein Anziehungspunkt für Besucher und ein beliebtes Fotomotiv.
Seit 1991 besuchen wir ihn anlässlich unserer Heimatreisen regelmäßig und mussten mit Betrübnis feststellen, dass er immer mehr verfällt. Anfang der 1990er waren Turm und Wärterhäuschen noch in einem halbwegs passablen Zustand, doch dann begann die Demontage. Immer wieder wies ich die dortige Administration darauf hin, dass die Zerstörung unbedingt gestoppt werden sollte, denn der Turm bietet touristisches Potenzial, das zerstört man nicht.
Buchstäblich im letzten Moment wurde das Objekt gerettet. Das „Museum der Weltmeere“ in Königsberg nahm das Projekt „Leuchtturm Rinderort“ unter seine Fittiche, passt es doch perfekt zur Historie des Landes, in dem einst Fischerei und Schifffahrt eine große Rolle spielten. Da denke ich besonders an die Bedeutung des Königsberger Hafens, er war 1930 der bedeutendste an der Ostsee. Seine Gruppenspeicher beeindrucken auch noch heute.
Im Sommer 2020 erfuhr ich, dass der Leuchtturm nun endlich zu neuem Leben erweckt werden und auch in das Besuchsprogramm des Museums der Weltmeere integriert werden soll. Jetzt lag eine Menge Arbeit vor den Initiatoren, denn das Wärterhäuschen war bereits komplett ruiniert, es stand da ohne Dach, auch der Turm war stark beschädigt, seiner Messinggitter beraubt – von einem Innenleben konnte gar keine Rede mehr sein.
Doch die Arbeit ging zügig voran. Ziel war, zum Welttag der Ozeane 2021, am 8. Juni, eine neue Linse in Betrieb zu nehmen. Im Wärterhäuschen soll es eine kleine Ausstellung geben. Noch ist nicht alles fertiggestellt, doch bereits jetzt starten Besichtigungstouren – jeden Sonnabend vom Museum der Weltmeere in Königsberg aus.
Vor einiger Zeit hat man bereits vonseiten der Kreisadministration damit begonnen, den Ort attraktiver zu gestalten. Es gibt in einem alten deutschen Haus an der Kaiserstein-Bucht das „Haus des Fischers“, in dem sich bereits zahlreiche Fotos und Informationen, auch aus deutscher Zeit, befinden, dazu Gerätschaften, die die Fischer benötigten. Geplant ist auch, dass ständig ein Kurenkahn am Leuchtturm liegt, der das malerische Bild des Haffdorfes unterstreichen soll. Schließlich bestimmten diese früher das Bild der gesamten Haffküste.
Das alles rundet das touristische Angebot in dem ehemaligen Haff-Fischerdorf Rinderort/Labagienen, heute Saliwino ab. Es ist bereits jetzt ein lohnendes Ziel. Das gesamte Ortsbild ist noch ansprechend und die wunderbare Landschaft am Kurischen Haff hat bisher jeden Besucher gefangen genommen. Uns bleibt zu hoffen, dass es ein sanfter Tourismus wird, der Rücksicht auf die Natur nimmt.
Geschichte des Leuchtturms
Harald Rink, ein gebürtiger Rinderorter und einst Navigator bei der Bundesmarine, hat die Geschichte des Leuchtturms festgehalten. Die Entwicklung des Leuchtfeuerwesens an der deutschen Ostseeküste begann, um nur einige frühe Beispiele zu nennen, mit: 1226 Travemünde, 1482 Hela, 1526 Pillau, 1700 Brüsterort, 1740 Memel. Die Anzahl der Leuchtfeuer wurde um 1900 wegen des stark zunehmenden Schiffsverkehrs umfangreich erweitert. Einige dieser ersten Leuchtfeuer waren in ihren Anfängen das, was ihr Name sagt: Offene Feuer, die nach Bedarf angezündet wurden, um die erwarteten Schiffe „heimzuleuchten“. Später errichtete man Holzgestelle oder Steintürme. Verglaste Laternen mit einer größeren Anzahl von Kerzen oder mit glühenden Kohlen gefüllte Eisenkörbe, die an einem Ausleger hochgezogen wurden, folgten.
Die Entwicklung des Rinderorter Leuchtturms ist durch Leuchtfeuerverzeichnisse des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg und Rostock wie folgt amtlich belegt:
1868 wurde in der Nähe des jetzigen Turmes an einem Gerüst am Ostgiebel des Leuchtfeuergebäudes eine Laterne hochgezogen. Vor 1908 war diese vorgenannte einfache Laterne bereits durch eine Petroleumlaterne mit Linse ersetzt worden. Sie wurde an einer hölzernen Stange an der Nordseite des Wärtergebäudes hochgezogen, hatte eine Höhe von zwölf Metern und eine Sichtweite von zwölf Seemeilen (zirka 22 Kilometer).
1908 erfolgte die Indienststellung des Leuchtturms Rinderort. Er wurde damals wie folgt beschrieben: „Runder Turm aus rotem Ziegelrohbau mit roter Laterne, Kupferdach und grünem Galeriegeländer, an das Wärtergebäude mittels eines kurzen Verbindungsganges unmittelbar angebaut“. Der Turm ist insgesamt 15,3 Meter hoch und hatte eine petroleumgespeiste Linsenlaterne. Die Kennung war „Unterbrochenes Feuer“ (Schein = 1,5 Sekunden, Unterbrechung Dunkelphase  = eine Sekunde). Es wurden drei rote Warnsektoren eingerichtet:
1. über die Steinbänke von Pusterort,
2. über die Lebärgarschbank
3. über das Steinfeld vor Agilla
insgesamt schien das Feuer über 225 Grad und war nur im Kurischen Haff sichtbar. Bis 1944 gab es dann noch einige Änderungen. So wurden die Sektoren und die Kennung etwas verändert sowie von Petroleum auf Flüssiggas umgestellt.
Beim ersten Besuch in der Heimat wurde uns von der Bewohnerin des Leuchtturmwärterhauses gesagt, dass die Technik des Turmes schon gleich nach dem Kriege ausgebaut worden sei.

Info Museum der Weltmeere, Kaliningrad, https://world-ocean.ru/en/ oder Kreisgemeinschaft Labiau. www.labiau.de

 


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