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Die Signatur mit Datum 14/8. (18)82: „Sommerlicher Garten in Misdroy“, Öl auf Malpappe, 41,5 mal 33 Zentimeter
Bild: WikimediaDie Signatur mit Datum 14/8. (18)82: „Sommerlicher Garten in Misdroy“, Öl auf Malpappe, 41,5 mal 33 Zentimeter

Künstler

Der Maler von Misdroy

August Wilhelm Amberg – seine Liebe und Inspiration galt dem Seebad auf der Insel Wollin

Torsten Seegert
22.07.2025

Jede Insel hat ihre Künstler, die erst mit der Schaffung eines Abbildes ihrer Schönheit dem Eiland im 19. Jahrhundert zur Bekanntheit verhalfen. Ist mit der Insel Rügen der Maler Caspar David Friedrich verbunden, so fällt für die Insel Wollin ein Name: August Wilhelm Amberg (1822–1899). Sein Vater war Bankier in Berlin, die Mutter, Tochter eines Postkommissärs, stammte aus Stargard.

Amberg, der mit einer Ausbildung zum Bildnismaler in Berlin bei Wilhelm Herbig und Carl Joseph Begas auch seine künstlerische Laufbahn begann, was ihm, dem Wunsch seiner Eltern folgend, eine solide Grundlage gab, ließ sich in den 1850er Jahren in Berlin nieder – zunächst als Porträt- und Genremaler.

Doch zuvor war er während seines Aufenthaltes in Paris von französischen Malern wie Rousseau, Millet oder Dupré auch auf die Landschaftsmalerei mit einem direkten Einfluss der Natur gelenkt worden. Dem Aufenthalt in Paris folgte eine ausgedehnte Italienreise, die ihn nach Rom, Venedig und Neapel führte, um sich schließlich in Berlin niederzulassen. Zunächst bevorzugte er mythologische Motive und Porträts. Seiner Zuneigung zur landschaftlichen Darstellung folgte er ab 1856 im Fischerdorf Misdroy und der Umgebung auf der Insel Wollin.

Die Auftragsarbeiten, die er während der kalten Monate in Berlin durchführte, dienten dem Lebensunterhalt, doch während der Sommeraufenthalte auf der Insel Wollin ging er seiner Passion nach und begründete so nicht nur seinen späteren Ruf als Maler, sondern auch sein zweites wirtschaftliches Standbein.

Von diesen durchaus unterschiedlichen Seiten des Künstlerdaseins, welches Kompromisse forderte, ließ sich Amberg jedoch nicht entmutigen. Mit dem Ergebnis, dass seine Arbeiten zum Broterwerb nach seinem Tod bald vergessen waren, kam es jedoch zur „Entdeckung“ seiner Landschaftsmotive. Ob Misdroy, die Waldungen des Kaffeeberges, das Ufer des Jordansees, Vietzig oder Kalkofen – zahlreiche Bilder, die unter Ambergs Pinsel entstanden und getrieben waren von der Leidenschaft und Inspiration, zeichneten sich durch „harmonische Farbgebung, Innigkeit der Empfindung und dichterischen Reiz aus“, denn so wurden seine Bilder von Kunstkennern beschrieben. Der Maler hielt sogar einige seiner Werke auf Stein fest.

In den 42 Jahren seines saisonalen Schaffens in Misdroy sah Amberg die Entwicklung des Ortes vom Fischerdorf mit vorherrschend rohrgedeckten Fischerkaten zum Seebad mit Villen. Er war hier nicht nur Gast, sondern besaß zwischen 1856 und 1863 ein Haus in dem aufstrebenden Seebad. Viele Sommerfrischler, die dem inzwischen fast großstädtischen Treiben der Seebäder Heringsdorf und Swinemünde entfliehen wollten, suchten vermehrt Ruhe und Erholung in dem trotz allem ruhigeren Misdroy. Diese sich verändernde Welt in seinem Sommer-Domizil hielt er in seinen Werken fest.

Amberg wurde vielfach ausgezeichnet und war ab 1886 Mitglied des Senats der Preußischen Akademie der Künste in Berlin.


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