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James David Vance: Donald Trumps Kandidat für die Vizepräsidentschaft ist alles andere als ein farbloses „Nachwuchstalent“: Mit 39 Jahren hat er bereits eine eindrucksvolle Karriere vorzuweisen
Viele Vizepräsidenten der USA sind zu Recht vergessen. Andere avancierten später selbst zur Nummer Eins im Weißen Haus und prägten die Politik ihres Landes auf einzigartige Weise, so wie beispielsweise Thomas Jefferson, Harry Truman, Richard Nixon, Lyndon B. Johnson, Gerald Ford und George Bush senior. Nun könnte – eine Wiederwahl von Donald Trump vorausgesetzt – dem Vizepräsidentschaftskandidaten der Republikaner James David Vance eine ähnliche Karriere bevorstehen. Denn Trump betrachtet Vance offensichtlich als seinen potentiellen Nachfolger und Garantieträger für das Fortbestehen seiner Make-America-Great-Again-Bewegung. Dabei war Vance dies nicht in die Wiege gelegt worden.
Der mögliche zweite oder künftig vielleicht gar erste Mann an der Spitze der US-Regierung kam am 2. August 1984 in Middletown (Ohio) zur Welt und trug zunächst den Namen James Bowman. Sein Vater verließ die Familie, wonach die Mutter im Drogensumpf versank, weswegen er von den Großeltern aufgezogen wurde. Später gelang Bowman trotz dieser prekären Kindheit der soziale Aufstieg: Nach mehrjährigem Dienst bei den US-Marines, darunter auch im Irakkrieg, studierte er Politikwissenschaften, Philosophie und Jura und promovierte 2013 an der renommierten Yale Law School zum Doktor der Rechtswissenschaften. Ein Jahr später folgte die Heirat mit der indischstämmigen Anwältin Usha Chilukuri, wobei Bowman sich in Würdigung seiner Großeltern nunmehr Vance nannte.
Trump als „Arschloch“ bezeichnet
Anschließend arbeitete er kurz für die multinationale Anwaltskanzlei Sidley Austin, bevor er zu einer Investmentfirma wechselte, die von dem deutsch-US-amerikanischen Milliardär Peter Thiel gegründet worden war. Spätestens 2016 erkannte Thiel das Potential von Vance und machte ihn zum Geschäftsführer des Unternehmens Mithril Capital. Zu diesem Zeitpunkt hatte Vance bereits zweifaches Aufsehen erregt: Zum einen durch sein zum Bestseller geratenes Buch „Hillbilly
Elegy“ (siehe unten) und zum anderen durch extrem kritische Äußerungen über den damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump: Dieser „Idiot“ sei „ungeeignet für das höchste Amt der USA“ und entweder „ein zynisches Arschloch wie Nixon“ oder „Amerikas Hitler“.
Gleichzeitig lehnte Vance es aber ab, selbst in die Politik zu gehen, und stieg stattdessen 2017 bei der Investmentfirma Revolution LLC ein. 2019 gehörte er zu den Mitbegründern der Risikokapitalgesellschaft Narya, wobei deren finanzieller Grundstock vorrangig von Thiel stammte. Und Thiel, der unter anderem das für die CIA und das US-Militär tätige Softwareunternehmen Palantir Technologies aus der Taufe gehoben hatte, führte dann auch im Februar 2021 eine Annäherung zwischen Trump und Vance herbei. Vance hatte sich entschieden, nun doch bei der US-Senatswahl in Ohio als Kandidat der Republikaner anzutreten, und brauchte dringend die Rückendeckung des Ex-Präsidenten. In dieser Situation sagte er über Trump: „Ich habe nicht geglaubt, dass er ein guter Präsident sein würde. Aber er war ein großartiger Präsident.“ Was der so Hofierte sogleich mit den süffisanten Worten konterte: „J. D. küsst mir den Hintern, so dringend will er meine Unterstützung.“
Entschieden an Israels Seite
Parallel zu seiner Vermittlungsarbeit sponserte Thiel den Senats-Wahlkampf von Vance, der schließlich von Erfolg gekrönt war, mit zehn Millionen US-Dollar. Möglicherweise spekulierte der Milliardär bereits damals auf ein Führungsduo Trump/Vance, das ihm in Zukunft ebenso glänzende Gewinne ermöglicht, wie er sie während der ersten Amtszeit Trumps als Präsident zu erzielen vermochte. Andererseits ist Vance keineswegs nur das „pflegeleichte“ Ziehkind des Hightech-Unternehmers Thiel, sondern eine recht kantige Persönlichkeit, deren Positionen oft noch radikaler wirken als die von Trump, was in den Augen von Beobachtern zum Risiko werden könnte. Denn zusätzliche Wählerstimmen für Trump sind angesichts der Kandidatur des weißen Selfmade-Millionärs kaum zu erwarten, dafür dürfte Vance einige Wählergruppen vor den Kopf stoßen.
Beispielsweise stellte er sich ganz entschieden auf die Seite Israels. Das solle „seinen Job gegen die Hamas im Gaza-Streifen zu Ende bringen“. Ansonsten vertritt Vance die Positionen, welche von einem Trump-Vize erwartet werden: Er ist gegen Abtreibungen, gleichgeschlechtliche Ehen, Pornographie, Transgender-Behandlungen von Jugendlichen, strengere Waffengesetze und Amnestien für illegale Einwanderer sowie für die Unterstützung der traditionellen Kleinfamilie und die Fortsetzung des Mauerbaus an der Grenze zu Mexiko. Gleichzeitig will er aber auch die Rechte der Gewerkschaften stärken und die Beschränkungen für die Digitalwährung Bitcoin aufheben.
Harsche Kritik an deutscher Ampel
Außenpolitisch hat sich Vance ebenfalls schon unmissverständlich positioniert, was ihn sicher bald zum Hassgegner Nummer Zwei der derzeit herrschenden Eliten in Europa und Peking erheben wird. So schrieb er im Februar 2024 in einem Beitrag für die „Financial Times“ mit dem Titel „Europa muss bei der Verteidigung auf eigenen Füßen stehen“: „Die Amerikaner wollen Verbündete in Europa, keine Vasallen-Staaten, und unsere Großzügigkeit in der Ukraine neigt sich dem Ende zu. Die Europäer sollten die Beendigung des Krieges in der Ukraine als ein Gebot der Stunde betrachten.“
Für die deutsche Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang hatte Vance bei einer Podiumsdiskussion im gleichen Monat folgenden Ratschlag übrig: „Sie deindustrialisieren Ihr eigenes Land, während Sie gleichzeitig sagen, dass Putin um jeden Preis besiegt werden muss. Wenn Putin um jeden Preis besiegt werden muss, dann, liebe deutsche Freunde, hört auf, Euer eigenes Land im Namen einer lächerlichen grünen Energiepolitik zu deindustrialisieren.“
Ansonsten sieht Vance nicht Russland, sondern China als Hauptfeind der USA und des Westens, denn „was wir mehr als alles andere verhindern müssen, ist eine chinesische Invasion Taiwans“. Andernfalls drohe der Ruin der US-Wirtschaft. Sollte Trump also Präsident werden und seinen Vize danach mit Auslandsmissionen beauftragen, dann stehen ruppige Diskussionen bevor.