02.09.2025

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Wintertag auf Lastadie (Łasztownia) von Eugen Dekkert – Die Bildbeschreibung der Schau ist auch in deutscher Sprache
Bild: zamek.szczecin.plWintertag auf Lastadie (Łasztownia) von Eugen Dekkert – Die Bildbeschreibung der Schau ist auch in deutscher Sprache

Östlich von Oder und Neiße

Der Nebel deutscher Geschichte lichtet sich

Die Woiwodschaft Westpommern widmet sich der Malerei, Gotik und einem Unternehmer

Chris W. Wagner
02.09.2025

In Stettin [Szczecin] und seinem Hinterland stehen derzeit gleich mehrere Veranstaltungen im Zeichen von Geschichte und deutschem kulturellen Erbe. Das Stettiner Schloss – einst Residenz der Herzöge von Pommern – ist heute ein Kulturzentrum, natürlich als einstiges Herz der Region auch eines der größten der Woiwodschaft Westpommern. In dem durch Krieg zerstörten und in der Volksrepublik wiederaufgebauten Herzogsschloss wird ein halbes Jahr lang die deutsche Zeit Stettins wieder wach.

Bis Februar 2026 wird dort das Lebenswerk des 1865 in Stettin geborenen Malers Eugen Dekkert aus Anlass seines 160. Geburtstages präsentiert. Es ist erst die zweite monografische Ausstellung von Dekkerts Werken, sagt Kuratorin Katarzyna Lisiecka. „Die erste wurde vor dem Krieg im damaligen Stadtmuseum präsentiert. Gezeigt wurden 60 Bilder. Wir zeigen 70 seiner Werke“, sagte sie überbietend im Radio Stettin. Dekkert gilt als der prägendste „Portraitist“ seiner Heimatstadt – insbesondere durch seine Hafen- und Uferansichten, die die wesentlichen Motive der Ausstellung bilden. Einen besonderen Platz in der Präsentation nimmt auch seine Schottland-Periode ein.

Der Kaufmannssohn Dekkert (1865–1956) machte erst eine kaufmännische Ausbildung, bevor er sich in den 1890er-Jahren für die Kunst entschied und an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Theodor Hummel studierte. Um 1899 zog er nach Großbritannien, lebte bis 1903 in Glasgow, dann an der Ostküste Schottlands. Dort entstanden viele Marina- und Hafenansichten. Seine schottischen Jahre machten ihn als Maler von Häfen, Küsten und Fischerorten bekannt. Lisiecka entdeckt aber auch in den schottischen Motiven Dekkerts Heimatstadt. „Zu Stettin hatte er stets eine emotionale Bindung. Man schätzt an seiner Kunst, dass er die Hafenmotive mit außergewöhnlicher Detailtreue einfangen konnte, wie er den Nebel auftrug und den Himmel über dem Hafen malte. Das entsprang seiner Liebe zu Stettin, dem Ort, in dem er geboren wurde. Er hatte hier sein Atelier an der Hakenterasse. Stettins Landschaft inspirierte ihn fast täglich, auch in seiner England- und Schottlandphase“.

Die Schau im Stettiner Schloss zeigt neben detailreichen Hafenansichten Dekkerts Heimatstadt und seinen impressionistischen Schottlandbildern auch alpenländische Landschaften.

Neben der Eugen-Dekkert-Ausstellung läuft in Hinterpommern aktuell auch das Sommerfestival „Auf den Spuren der Gotik“ (Na Gotyckim Szlaku). Diese begannen in Groß Sabow [Żabowo]. Im 90 Kilometer von Stettin entfernten Ort entdeckte Michał Dębowski, Stadtkonservator in Stettin, ein Werk des Barockmalers Petr Brandl (1668–1735). Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der böhmischen Barockmalerei und gehörte zum Kreis der Prager Malerschule. Hauptauftraggeber waren der Adel und die Kirche. Charakteristisch für seine Werke sind die bewegte Gestik und lebhafte Mimik sowie ein intensives Spiel mit Licht, das an die italienische und niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts erinnert. Das Brandl-Werk in der Dorfkirche Groß Sabow zeigt die Taufe Christi durch Johannes den Täufer. Es wurde wohl nach 1945 aus dem Gutshaus in die Kirche gebracht. Im Rahmen des Festivals werden Barockkonzerte geboten, unter anderem am 6. September in Mantel [Mętno] und Zehden [Cedynia]. Beide Orte liegen im heutigen Landkreis Greifenhagen [powiat gryfiński]. Bis 1945 war dieser Landstrich ostbrandenburgisch, gehört heute jedoch zur Woiwodschaft Westpommern. Am 13. September wird in Stettin und im Stettiner Stadtteil Altdamm (Dabie) sakrale Musik gespielt. Alle Konzerte werden durch Vorträge begleitet, die den Fokus auf Architektur und Kunstdenkmäler setzen. Dabei wird insbesondere die Architektur der Backsteingotik erläutert, und es werden Museumsbesuche und Ausstellungen durchgeführt.

Eine weitere Reise in die Geschichte bietet die Reihe „Pomeranika“ ebenfalls in Stettin. Im Rahmen dieser widmet sich Helena Kwiatkowska der Unternehmerfamilie Stoewer. Unter dem Titel „Das Stoewer-Imperium. Von der Waschmaschine bis zur Limousine“ zeichnet sie die Entwicklung des Stettiner Unternehmens nach, das den Greif im Markenzeichen führte.


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