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Rollenbilder

Der neue-alte Kult um die gewollte Hässlichkeit

„Männer-Vergrauler“: Frauen machen sich bewusst unattraktiv, um sich gegen ein „sexistischer“ werdendes Frauenbild aufzulehnen – Ursachen für zunehmende sexuelle Gewalt werden ausgeblendet

Wolfgang Kaufmann
18.08.2025

Die US-Amerikanerin Leandra Medine war eine Modebloggerin der ersten Stunde. In ihrem Internet-Tagebuch veröffentlichte sie ab 2010 Beiträge über einen selbst kreierten Kleidungsstil, der stark an Pippi Langstrumpf erinnerte: „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.“ Wobei das Ganze in diesem Fall mit waghalsigen Griffen in den Kleiderschrank einherging, an deren Ende provozierend vorsätzlich unvorteilhafte Looks standen.

So kombinierte Medine ausgeleierte Strickjacken, Rüschenblusen oder andere unvorteilhafte Oberteile in Übergröße mit gemusterten langen Röcken über pinkfarbigen Caprihosen. Dazu kamen klobige knallbunte Schuhe, Handtaschen in voluminöser Wassermelonen-Optik sowie übergroße eckige Brillen und schließlich noch buschige Augenbrauen. Im vollen Bewusstsein dessen, dass dieser Stil wenig attraktiv auf Männer wirkte, gab Medine ihm den Namen „Man Repeller“, zu Deutsch „Männer-Vergrauler“.

Die Mode-Avantgardistin mit jüdischen, türkischen und iranischen Wurzeln fand damit viel Zuspruch und landete 2012 sogar auf der Liste des „Forbes Magazine“ der 30 einflussreichsten Persönlichkeiten unter 30 Jahren. Einige Jahre später wurde es dann allerdings still um Medine, weil ihre Mode-Ideen an Originalität einbüßten und man ihr zudem noch Rassismus vorwarf – angeblich hatte sie den Modewünschen von Farbigen zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Nun allerdings erlebt die Man-Repeller-Mode ein fulminantes Comeback. Junge Influencerinnen stellen unter Pseudonymen wie „rose.mei.gui“ Videos ins Internet, welche Titel tragen, die Programm sind: „So kannst Du einen Rock nutzen, um Männer zu terrorisieren.“

Dabei gehen sie nicht nur verbal weiter als Medine, die inzwischen einen Finanzberater der Investmentbank UBS geheiratet hat und Mutter dreier Töchter ist, sondern auch bei den „modischen Details“. So sollen jetzt zusätzlich wuchernde Achsel- und Beinhaare, gebleichte Augenbrauen und grotesk übertriebene Schminke abschreckende Wirkung auf die Männerwelt entfalten. Gleichzeitig springen manche weiblichen Prominente auf den fahrenden Zug auf. Zu diesen gehören die beiden Models Isabella Khair Hadid und Hailey Bieber sowie die Schauspielerin Julia Fox. Fox sagte in einem Interview: „Männer hassen meine Aufmachung ... Aber das ist mir egal, weil die Girls und Gays sie lieben.“

„Kontrolle über eigenen Körper“
Begleitet wird das Ganze von euphorischen Kommentaren in den einschlägigen Zeitschriften. Die „Cosmopolitan“ schrieb im Mai, der Man-Repeller-Trend „feiert Individualität, Stilbruch und Selbstbestimmung“. Und in der „Brigitte“ hieß es unlängst, der Name „Man Repeller“ sei Programm. „Aber eben nicht, weil Frauen keine Lust auf Männer hätten – sondern weil sie sich endlich von der Vorstellung lösen, sich ‚gefällig' kleiden zu müssen.“ Dem folgten dann noch allerlei hochpolitische Erklärungen wie: „Während der ‚Man Repeller'-Style in den 2010ern ein feministisches Augenzwinkern war, ist sein Comeback 2025 ein Aufschrei.“ Denn das Frauenbild werde weltweit „konservativer, restriktiver und sexistischer“.

Verantwortlich hierfür machen die Kolumnistinnen – so beispielsweise Leonie Wessel vom Magazin „Annabelle“ – Männer vom Schlage Donald Trumps, dessen Wiederwahl eine „offensichtlich frauenfeindliche Machternennung“ gewesen sei und der „toxischen Männlichkeit“ zum rasanten Aufschwung verholfen habe. Der Man Repeller-Look „kann daher als klare Antwort auf eine politische Stimmung verstanden werden, in der Frauen ihre Gleichstellung abgesprochen wird und sie auf ihr Aussehen reduziert werden. Sie wehren sich durch ihre Kleidung, um Kontrolle über den eigenen Körper und wie er wahrgenommen wird zurückzuerhalten. Raus aus der männlichen Bewertung, hinein in den Widerstand und die weibliche Solidarität.“

Der rosa Elefant im Raum
In manchen Erklärungen steht zudem: Während es früher darum gegangen sei, sich vom männlichen Blick freizumachen und modisch zu emanzipieren, dominiere heute die Notwendigkeit, Schutz vor Männern beziehungsweise dem übergriffigen Verhalten der „Alpha-Männchen“ zu finden. Die weiten Kleidungsstücke, welche alle weiblichen Konturen verhüllen, und die so gezielt herbeigeführte Hässlichkeit sollen also nicht mehr vorrangig der Selbstverwirklichung oder wenigstens der Bequemlichkeit im Alltag dienen, sondern die Frau als samt ihrer Sexualität unattraktiv machen. Und das kann tatsächlich eine angemessene beziehungsweise gar überlebensnotwendige Strategie sein, wobei aber bislang keine der Mode-Journalistinnen den Mut aufbrachte, den rosa Elefanten im Raum zu erwähnen. Nämlich das Problem der zunehmenden Übergriffe gegen Frauen in der Öffentlichkeit, die eben nicht pauschal von „Männern“ ausgehen, sondern nur von einer ganz bestimmten Klientel, zu der überproportional viele Einwanderer gehören.

Das beweist unter anderem ein Blick auf die Zahlen hierzulande. Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes gab es 2024 wie schon in den Jahren zuvor erneut einen deutlichen Anstieg bei den Sexualdelikten, der diesmal bei 9,3 Prozent lag. Von den knapp 13.500 Opfern waren wiederum fast 94 Prozent weiblich. Aus der jüngsten detaillierten Auswertung der Daten von 2023 geht dann zudem hervor, wer hier als Täter in Erscheinung trat. Damals waren dies 6461 Deutsche und 3834 Nichtdeutsche. Dabei machten Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft nur einen Anteil von 15,2 Prozent an der Gesamtbevölkerung aus, während sie den Zahlen nachmarkante 37 Prozent der Sexualstraftäter stellten. Darüber hinaus befinden sich unter den in solchen Statistiken erfassten Deutschen regelmäßig etliche Personen mit Migrationshintergrund, wie die teilweise bekannt gewordenen Vornamen verraten.

Insofern geht es auch meist an der Realität vorbei, das Phänomen der Rückkehr der Man Repeller-Mode mit der angeblich wachsenden Vorliebe von Männern aller Art für traditionelle Werte zu erklären. Es sei denn, diese Werte sind Importe aus fremden Kulturkreisen, in denen Frauen bis heute weniger Rechte besitzen und gezwungen werden, sich nicht „aufreizend“ zu kleiden.


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