11.10.2025

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Biographie

Der Publizist Schrenck-Notzing

In einer Neuauflage seiner Dissertation widmet Alexander Eiber sich dem Leben und Werk des nicht ganz unumstrittenen Konservativen

Ansgar Lange
11.10.2025

Konservative Publizistik hat in Deutschland immer eher eine Art „Nischendasein“ gefristet. Nicht anders war es mit Caspar von Schrenck-Notzing (1927–2009), der fast drei Jahrzehnte die intellektuelle Zeitschrift „Criticón“ verlegt hat. Der finanziell unabhängige Privatier, der einem alten Münchner Patriziergeschlecht entstammte, war außerhalb der konservativen Szenerie eine umstrittene Figur, auch wenn er sich nicht als „rechts“ bezeichnet und von der sogenannten „Neuen Rechten“ auch stets Abstand gehalten hat.

In seinem gut lesbaren Buch, das eine überarbeitete Fassung der Dissertation des Autors ist, zeichnet Alexander Eiber den Lebensweg seines Protagonisten nach. Er beschreibt den politischen Schriftsteller Schrenck-Notzing, der verschiedene Bücher zur „Vergangenheitsbewältigung“ oder zur Lage der CDU verfasst hat. Im dritten und letzten Teil analysiert Eiber dessen politisches Denken.

Am interessantesten lesen sich die Passagen zum familiären (der Urgroßvater mütterlicherseits war der bayerische Heimatautor Ludwig Ganghofer) Hintergrund sowie die Schilderung des journalistischen und schriftstellerischen Werdegangs Schrencks und seines Netzwerks.

Eiber, dessen Werk auf gründlichen Archivstudien und Interviews mit Weggefährten Schrencks basiert, verschweigt nicht die dunklen Flecken. So hält er fest: „Schrencks kurze publizistische Episode bei Gerhard Frey war zweifelsfrei eine Verirrung in ein extremes politisches Abseits.“ Für die rechtsextreme „Deutsche Nationalzeitung“ hatte Schrenck Mitte der 1960er Jahre zur Feder gegriffen.

Auch wenn Schrenck Ende der 1980er Jahre für die Tageszeitung „Die Welt“ den Zeitschriftenmarkt besprechen durfte, war er doch größtenteils von den etablierten Medien abgeschnitten. Konservative Autoren von „Welt“ und Co. konnten zwar in „Criticón“ publizieren, aber Schrenck hatte kaum Möglichkeiten, außerhalb des eigenen Milieus zu wirken.

Gegen Ende seines Lebens hielt Schrenck von der Tagespolitik größeren Abstand, wobei er der Parteiendemokratie skeptisch gegenüberstand und nur in der Ära Strauß gewisse Sympathien für die CSU hegte. „Als Doyen des deutschen Konservatismus bestand seine wahrscheinlich wichtigste Rolle in der des Netzwerkers und Organisators eines Milieus“, so Eiber. Neben seinen Büchern und der Zeitschrift „Criticón“ befindet sich sein Vermächtnis in der Bibliothek des Konservatismus in Berlin, dessen Grundstock Schrencks eigene Bibliothek bildete.

Alexander Eiber: „Caspar von Schrenck-Notzing. Konservatives Denken und Leben in Deutschland nach 1945“, Karolinger Verlag, Wien und Leipzig 2025, gebunden, 438 Seiten, 38 Euro


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