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Erfolge und Herausforderungen – Viel hat sich in den vergangenen Jahren getan, doch für manche Großprojekte fehlt das Geld
Der Königsberger Tiergarten ist einer der beliebtesten Orte der Stadt. Jedes Jahr wird er von Hunderttausenden Menschen besucht: nicht nur von Touristen, sondern auch von Einheimischen. In den letzten Jahren hat der Zoo mehrere Großprojekte zum Bau neuer und zur Renovierung alter Gehege geplant. Aufgrund von Finanzierungsproblemen mussten viele davon jedoch aufgeschoben werden.
Der Besucherverkehr im Zoo steigt seit Jahren kontinuierlich. Ein Glück im Unglück: Die Corona-Pandemie führte zu einem starken Anstieg der (Binnen-)Touristenzahlen in der Region. Schon zuvor hat die Zoodirektion einen ganz klaren Zusammenhang zwischen Investitionen in die Entwicklung des Tiergartens und den Besucherzahlen festgestellt. Und eine der wohl einfachsten und richtigsten Entscheidungen, die zum ersten deutlichen Anstieg der Besucherzahlen führte, wurde bereits 2012 von der damals neuen Direktorin Swetlana Sokolowa getroffen: Alle Gehwege wurden repariert und die maroden Gehege neu gestrichen. Danach war das frustrierende Gefühl der Zerrüttung verschwunden und innerhalb von ein paar Jahren stieg die Besucherzahl um fast 100.000 Personen.
Darauf folgten einige große Neueröffnungen wie das Tropenhaus (früher ein Affenhaus) und das Haus für Tropenvögel. Und jedes Mal brachte dies einen neuen Zustrom von Besuchern mit sich. Vor 15 Jahren war der Tiergarten im Winter zu zehn Prozent von Touristen und zu 90 Prozent von Einheimischen besucht worden. Im Sommer lag damals der Touristenanteil bei 30 Prozent. In den letzten Jahren haben sich diese Anteile völlig verändert. Derzeit machen Touristen bis zu 70 Prozent der Besucher aus, gleichzeitig kommen aber auch viele Stammgäste aus der Stadt und ihrer Umgebung.
Derzeit besuchen über 600.000 Menschen den Zoo jedes Jahr. Er ist neben der Kurischen Nehrung und dem Museum der Weltmeere eine der drei meistbesuchten Attraktionen der Region. Der allgemeine Anstieg der Touristenströme in der Region hatte somit natürliche Auswirkungen auch auf die hiesigen Besucherzahlen.
Das Gelände des Königsberger Tiergartens ist 16 Hektar groß. Hier gibt es nicht so viele Tiere wie im Moskauer oder Berliner Zoo. Als die Direktion des Tiergartens im Jahr 2012 ein neues Konzept zur Weiterentwicklung des Zoos erarbeitete, stand die Frage nach der künftigen Nutzung der begrünten Flächen im Mittelpunkt. Will man mehr Tiere, müsste man mehr Gehege bauen. Wenn man weitere Gehege baut, müssten die Grünflächen im Tiergarten weichen.
Einzigartig und schützenswert
Dies ist erstens deshalb nicht möglich, weil es sich beim Königsberger Tiergarten um ein Kulturdenkmal und ein besonders geschütztes Naturgebiet handelt. Deshalb muss jede Rodung gut begründet sein. Zweitens sprechen sich sowohl externe Experten als auch die Bürger der Stadt für den Erhalt dieser Oase der Ruhe in der Innenstadt aus. Aus diesem Grund gibt es auch heute noch im Zoo relativ große Pufferzonen zwischen den Gehegen. Daher steht der Zoo vor einer sehr schwierigen Aufgabe: die Entwicklung des Geländes so zu planen, dass sich die Besucher wohl fühlen und es gleichzeitig viel zu präsentieren gibt. Denn im Zoo geht es in erster Linie um Tiere.
Der Königsberger Tiergarten ist einer von drei historischen Zoos in der Russischen Föderation. Die ältesten sind die von Moskau (1864), St. Petersburg (1865) und Königsberg (1896). Alle anderen Zoos im Land wurden in der Sowjetzeit gebaut. Das heißt, sie unterscheiden sich in ihrem Stil völlig von denen des 19. Jahrhunderts. In der Regel handelt es sich um eine recht vereinfachte minimalistische Variante der Gestaltung.
Auf dem Gelände des Königsberger Zoos befinden sich neben einem Museum, das an die Geschichte bis 1945 erinnert, elf geschützte Kulturdenkmäler und Bauwerke aus der Vorkriegszeit, darunter ein Springbrunnen, das Gesellschaftshaus, das Bärenhaus, ein Gehege für Flossenfüßer und die zentrale Fußgängerbrücke. Das heißt, landesweit ist der Zoo absolut einzigartig.
Der Zoo verfügt über genügend Geld für den laufenden Unterhalt (Nebenkosten, Tierfutter, Medikamente, Gehälter und kleinere Reparaturen). Etwa ein Drittel der Kosten deckt ein zweckgebundener Zuschuss in Höhe von umgerechnet etwa einer Million Euro von der Königsberger Stadtverwaltung, und zwei Drittel, also umgerechnet etwa zwei Millionen Euro, verdient der Zoo selbst. Das reicht aber nur für den laufenden Unterhalt. Die Kosten großer Investitionen können enorme Summen betragen. Beispielsweise kostet ein neues Bärenhaus mehr als drei Millionen Euro und der Wiederaufbau einer Anlage für Robben wird auf rund sechs Millionen Euro geschätzt.
Unterhalt verursacht hohe Kosten
Der Zoo ist aber auch eine der Hauptattraktionen für Touristen, insbesondere für Familien. Der Zoobesuch beeinflusst die Entscheidung eines Touristen über die Dauer seines Aufenthalts in der Region. Ein solcher Besuch beträgt mindestens einen halben Tag. Und das bringt der gesamten Region zusätzliche Einnahmen – für Hotels, Verpflegung in Gastronomiebetrieben und den Kauf von Souvenirs.
Fast ein Zehntel seines Jahresbudgets gibt der Zoo für den Einkauf von Tierfutter aus. Dabei wird sehr gutes Futter für den Zoo eingekauft, zum Beispiel auch Honig, Blütenpollen, Garnelen. Im Allgemeinen werden einige der Lebensmittel, mit denen Tiere im Zoo gefüttert werden, von Otto Normal-Bürgern nur für den Feiertagstisch gekauft.
Der Zoo hat einen relativ großen Personalbestand, nämlich rund 150 Mitarbeiter. Davon sind 60 Personen reines Zoofachpersonal, das sich um die Betreuung der Tiere kümmert. Viel Geld geht für Wasser in Schwimmbecken drauf. Wegen fehlender Mittel kann sich der Zoo die Installation von Wasseraufbereitungssystemen derzeit nicht leisten. Wenn das neue Robben-Projekt jedoch umgesetzt wird, verfügt er über ein Kreislauf-Wasseraufbereitungssystem, das nur einmal im Jahr frisches Wasser benötigt. Auch für Strom zahlt der Zoo einen hohen Betrag, da ein großer Teil noch immer mit Strom beheizt wird. Außerdem kommen viele Speziallampen für Tiere zum Einsatz.
Hoher Aufwand für den Erhalt
Der Aufwand ist daher groß – der Zoo hat ein beträchtliches Gelände, rund 70 Gebäude und Bauwerke, fast dreitausend Bewohner unterschiedlichster Art: kriechend, kletternd, fliegend und springend.
Eine große Herausforderung für den Zoo sind seine alten Teiche. In der Nähe des Großen Teichs befindet sich ein Brunnen aus deutscher Zeit. Das Wasser aus dem Brunnen floss früher in den Großen Teich, von dort in den Doppelteich, dann weiter und wurde letztendlich in den naheliegenden Bach abgeleitet. Aus veterinärmedizinischer Sicht ist dies nicht mehr möglich. Das Einleiten von Wasser in einen Bach ohne Kläranlage ist verboten. Der Große Teich ist nicht tief, im Sommer bilden sich darin krankmachende Bakterien und Algen. Die Teichufer aus Beton sind verfallen, was nicht ganz ungefährlich ist. Die Zoodirektion möchte dieses Objekt unbedingt mit modernen Methoden rekonstruieren lassen.
Im vergangenen Jahr wurden viele historische Skulpturen im Tiergarten restauriert. Je länger sie ungepflegt blieben, desto schlimmer war ihr Zustand. Fast alle Skulpturen wurden inzwischen fachgerecht restauriert. Restaurierungsbedürftig sind lediglich die Skulptur des Orang-Utans von Arthur Steiner aus dem Jahr 1931 und das 1930 von Georg Fugh geschaffene Denkmal für Walther von der Vogelweide geblieben.