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Johann Erich Biester wurde nicht wie Nicolai und Gedike in Bandenburg, sondern vor 275 Jahren in Lübeck geboren
Mit Friedrich Nicolai und Friedrich Gedike bildete Johann Erich Biester das sogenannte Triumvirat der Berliner Spätaufklärung. Während Nicolai jedoch in Berlin zur Welt kam und Gedike in Boberow bei Karstädt, stammte Biester nicht aus Brandenburg, sondern aus Lübeck. In der sogenannten Königin der Hanse wurde er vor 275 Jahren, am 17. November 1749, geboren. Der Popularphilosoph entstammte einer Kaufmannsfamilie. Sein Vater kam in Lübeck als Seidenkaufmann zu Wohlstand. Seine Mutter war eine Tochter des Lübecker Seidenhändlers Joachim Hake.
Biester wuchs im Wohlstand auf, erhielt eine umfassende Bildung und studierte nach dem Besuch des Katharineums zwischen 1767 und 1771 in Göttingen vor allem Rechtswissenschaften, Geschichte, Literaturgeschichte und Sprachen. Er gehörte zu den Vorzeigestudenten des Historikers, Staatsrechtlers, Schriftstellers, Publizisten, Philologen, Pädagogen und Statistikers der Aufklärung August Ludwig von Schlözer. Dazu freundete er sich mit dem der Sturm-und-Drang-Bewegung zugerechneten Dichter in der Zeit der Aufklärung Gottfried August Bürger an und arbeitete nach seinem Studium in seiner Geburtsstadt als Jurist. Daneben arbeitete er für aufgeklärte Zeitschriften wie die von Nicolai herausgegebene „Allgemeine Deutsche Bibliothek“ („AdB“).
Weil ihn die Juristerei geistig nicht befriedigte, suchte Biester die berufliche Veränderung. Wahrscheinlich mit Unterstützung seines vormaligen akademischen Lehrers Schlözer und anderer Gönner kam Biester nach Mecklenburg. Dort hatte Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin im Streit mit der Stadt und der Universität Rostock im Jahre 1760 den Herzoglichen Teil der Universität von Rostock nach Bützow verlegt. Für den wurden nun Lehrkräfte gesucht. Ab 1773 lehrte Biester in der norddeutschen Kleinstadt an der Warnow Geschichte, Sprachen und „schöne Wissenschaften“. Er erfüllte seine Amtspflichten, promovierte nebenbei zum Dr. jur. und veröffentlichte weiter in aufgeklärten Zeitschriften. Nach 1775 fungierte er beim Landmarschall von Lützow auf dessen Gut Eickhof in Mecklenburg als Erzieher.
1777 wurde er an den Preußischen Kultusminister Karl Abraham Freiherr von Zedlitzin Berlin empfohlen, der einen aufgeklärten und sprachkundigen Sekretär suchte. Biester erfüllte wohl alle Erwartungen, sorgte im Auftrag seines Arbeitgebers für eine Reform des Unterrichtswesens unter Friedrich dem Großen und stieg bald zum unverzichtbaren Staatssekretär des Ministers auf.
Parallel eroberte er sich einen Führungsplatz unter den Berliner Aufklärern. Der Aufsteiger, der 1781 in Lübeck seine Cousine Anna Dorothea Hake geheiratet hatte, gehörte zu den Gründungsmitgliedern der auch als „Berliner Mittwochsgesellschaft“ bekannten Gesellschaft der Freunde der Aufklärung, begründete mit seinen Veröffentlichungen zusammen mit dem Königsberger Philosophen Immanuel Kant eine öffentliche „Aufklärungsdebatte“ und attackierte publizistisch seine Kritiker. So zog er gegen die Jesuiten zu Felde, gegen den Schriftsteller, Freimaurer, lutherischen Theologen und Generalsuperintendenten zu Königsberg in Preußen Johann August von Stark sowie den als geistiger Vater des Konservatismus geltenden irisch-britischen Schriftsteller, frühen Theoretiker der philosophischen Disziplin der Ästhetik, Staatsphilosophen und Politiker in der Zeit der Aufklärung Edmund Burke. Friedrich der Große förderte ihn und ernannte ihn schließlich zum 1. Bibliothekar der Königlichen Bibliothek. Er sollte der Bibliothek ein aufgeklärtes Profil geben.
Doch nach dem Tod des aufgeklärten Preußenkönigs kam unter dessen Neffen und Nachfolger sowie dem Einfluss des stockkonservativen Ministers Johann Christoph von Woellner die Aufklärung ins Stocken. Für den Pastor, Gutspächter und Staatsmann unter Friedrich Wilhelm II., der mit seiner Zensur den Fortschritt nach Kräften beschnitt, gehörten die „Apostel des Unglaubens“ auf die Zitadelle Spandau.
Festungshaft blieb Biester zwar erspart, doch sah sich der Aufklärer in der Ära Wöllner, die mit dem Tod von dessen Gönner Friedrich Wilhelm II. endete, zur Gratwanderung genötigt. Er verlegte die Herausgabe seiner fortschrittlichen Zeitschriften und Artikel nach Jena und Dessau, beteiligte sich maßgeblich an der Übersetzung und Herausgabe der nachgelassenen Werke des verstorbenen Preußenkönigs und erfüllte dessen Auftrag zur Umwandlung der Königlichen Bibliothek nach dem Muster Dresdens.
Biester lehnte den subjektiven Idealismus des Erziehers und Philosophen Johann Gottlieb Fichte wegen dessen Antisemitismus sehr öffentlichkeitswirksam ab, wurde schließlich zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften erhoben und verhinderte zusammen mit seinem Freund Nikolai die Aufnahme Fichtes in die Akademie. Dazu fungierte er zuletzt als alleiniger Herausgeber des Hauptorgans der Berliner Aufklärung, der „Berlinischen Monatsschrift“, und deren Nachfolgeorgan, der „Berlinischen Blätter“. Gestorben ist Biester am 20. Februar 1816 in seiner letzten und langjährigen Wirkungsstätte Berlin.