31.05.2025

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Alternative Energie

Deutsch-kanadischer Wasserstoffpakt abgesagt

Zu teuer, zu unwirtschaftlich, zu aufwendig – Träumerei von „grünem“ Wasserstoff ist ausgeträumt

Dagmar Jestrzemski
30.05.2025

Im August 2022 reisten der ehemalige Bundeskanzler Olf Scholz und sein Wirtschaftsminister Robert Habeck in die Hafenstadt Stephenville im Südwesten Neufundlands, um mit Kanadas Premierminister Trudeau einen Vertrag zur Produktion und Lieferung von „grünem“ Wasserstoff und Ammoniak nach Deutschland zu unterzeichnen. Anwesend war auch der kanadische Seafood-Milliardär John Risley. Mit dem von ihm gegründeten Konsortium World Energy GH2 hatte Risley Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe zusammengebracht, um in Stephenville einen Wasserstoff-Hub zu errichten und mit Windstrom zu betreiben. Aufgrund der „exzellenten Windbedingungen“ sollten zu diesem Zweck drei gigantische Windparks mit je 160 Windrädern entstehen. Schon 2025 sollten laut Ankündigung die ersten Flüssigwasserstoff-Transporter ablegen. Doch dazu wird es nicht kommen.

Im November letzten Jahres bekannte eine Sprecherin des Konsortiums, das Projekt werde nicht weiter verfolgt, da kaum Abnehmer für das teure Produkt „grüner Wasserstoff“ gefunden worden seien. Jedoch war zuvor durchgesickert, dass das Vorhaben wegen der hohen Vorlaufkosten aufgegeben wurde. Damit ist erstmals das Scheitern eines der von Scholz und Habeck auf den Weg gebrachten Wasserstoffprojekte mit auswärtigen Partnern bekannt geworden – dank der kanadische Berichterstattung. Was in Kanada nicht funktioniert, funktioniert auch andernorts nicht. Es ist daher davon auszugehen, dass die meisten von Deutschland initiierten internationalen Wasserstoff-Kooperationen auf Eis liegen oder bereits abgesagt worden sind.

Ebenfalls im vergangenen November hatte bereits der kanadische Chemieingenieur Paul Martin aus Toronto eindringlich davor gewarnt, öffentliche Mittel in derartige unsichere Projekte zu stecken, da die Produktion von grünem Wasserstoff und Ammoniak derzeit „und vermutlich noch ein weiteres Jahrzehnt“ viel zu kostspielig sei, um Abnehmer zu finden. Man sei in Kanada auf die Vorstellung hereingefallen, dass „reiche Deutsche“ jeden Preis für Wasserstoff zahlen würden, der mit riesigen Windparks entlang der kanadischen Atlantikküste erzeugt werden würde. Das sei aber völlig abwegig. Derartige Vorhaben seien nicht wirtschaftlich und würden vielleicht niemals realisiert werden.

Die Sprecherin von World Energy GH2 wies bedauernd darauf hin, dass die positiven Erwartungen vieler Unternehmer im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Stephenville nicht erfüllt worden seien.

„Wir brauchen dringend die Ankündigung von Jobs“, forderte sie. In Absprache mit dem örtlichen Bürgermeister warf Risley den alternativen Vorschlag in den Ring, in Stephenville ein Rechenzentrum und/oder eine Fabrik für E-Fuels zu bauen, um diese Industrien mit Hilfe von Windstrom zu betreiben. Das Konsortium hält bisher an dem Vorhaben fest, die drei vorgeschlagenen Windparks in der Umgebung von Stephenville zu bauen, was von den Naturpark-Vorständen und betroffenen Gemeinden jedoch vehement abgelehnt wird.


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