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In der Oppelner Kathedrale fand ein ökumenischer Gottesdienst statt
Der Verband deutscher sozial-kultureller Gesellschaften (VdG) hat erstmalig den Volkstrauertag mit einem ökumenischen Gottesdienst begangen. „Als Verband erinnern wir dieses Jahr an den 75. Jahrestag seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und die damit verbundene Nachkriegstragödie der Deutschen in Polen. Wir hatten schon mehrere Gedenkfeiern in diesem Jahr für die Deutschen in Polen organisiert. Die Gedenkandacht zum Volkstrauertag ist ein weiterer Teil davon“, erklärte Monika Wittek, Kulturbeauftragte im VdG.
Die Gedenkstunde fand in der Oppelner Kathedrale statt, in der Stadt, in welcher der VdG seinen Sitz hat. In Vertretung des Oppelner Bischofs, Andrzej Czaja, hatte der Seelsorger der Deutschen in der Diözese Oppeln, Peter Tarlinski, zusammen mit Wojciech Pracki, Pfarrer der evangelisch-augsburgischen Gemeinde in Oppeln, im Beisein des Propstes der Oppelner Kathedrale den Gottesdienst geleitet. Die Predigt hielt Pfarrer Pracki. Seit sechs Jahren leitet er als vierter Nachkriegspfarrer die etwa 240 Mitglieder zählende evangelische Gemeinde in Oppeln. Bevor der 1979 in Ostrowo [Ostrów Wielkopolski] in Großpolen geborene Geistliche nach Oppeln kam, war er Bischofsassistent und Pressesprecher der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Warschau. Dort organisierte er eine deutschsprachige Seelsorge. In Oppeln gebe es zu wenige Protestanten, um für diese Gottesdienste in Deutsch zu organisieren, meint er und ergänzt „Dies wäre eine zusätzliche Aufsplitterung“. Doch er steht mit seinem perfekten Deutsch immer wieder gerne zur Verfügung, wenn es darum geht, das Wort zum Sonntag für die Zeitung der Deutschen Minderheit zu verfassen, bei Konferenzen zu referieren oder auf Deutsch zu predigen.
In der Volkstrauertagspredigt zitierte Pracki das Johannesevangelium und suchte nach Antworten auf die Fragen, wo das Haus Gottes steht, wo Gott im Zweiten Weltkrieg wohnte und wo die Orte sind, in denen Gott heute zu finden ist. „Die Niederlage der Kirchen im Zweiten Weltkrieg war, dass Gott nicht mehr in der Kirche wohnte. Unter dem Begriff Kirche meine ich die Christen im Allgemeinen. Und auch, wenn das Wort Gottes in Kirchen gelesen wurde, so wurde es nicht in den Herzen angenommen“, so Pracki. Der Krieg endete seiner Auffassung nach nicht mit dem Akt der Kapitulation, was viele Familien in Schlesien hätten schmerzlich erfahren müssen. In Anbetracht der Trauer und des Gedenkens seien die Worte Jesu am wichtigsten: „Wenn wir Christus lieben und wenn wir seinen Vater lieben und wenn wir vom Heiligen Geist wie ein Tempel oder ein Versammlungszelt erfüllt werden möchten, sollten wir dem Wort Gottes nahestehen, es lesen, hören und vor allem leben“, sagte Pracki. „Nur dann können wir bereit zu unterschiedlichen, aber guten, Stellungnahmen sein. Nur dann können wir uns entschuldigen, um Vergebung bitten und die Fehler der Vergangenheit nicht mehr begehen. Die Quelle des Lebens und des Friedens liegt im Wort Gottes. Es bezieht sich auch auf Nichtchristen, denn es richtet sich an die Menschen“, betonte er.
Wenn sich die einen plötzlich als bessere, klügere Menschen empfänden, dann würde dies den Anfang einer Katastrophe bedeuten. „Es mangelt an Liebe unter uns, an Durst und Hunger nach dem Wort Gottes. Nur wenn es verkündet, gehört und gelebt wird, werden wir feststellen können, dass Gott in uns wohnt. Das Stillen des Schmerzes und der Trauer kann nur dann folgen, wenn Gott in uns lebt und wir zum Tempel Gottes werden.“
Ulrich Michael Meisser am 21.11.20, 12:21 Uhr
In der Ökumene liegt Hoffnung. In der Zusammenarbeit und gegenseitigem Verständnis von Polen und deutscher Minderheit erst recht.