Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Immer dramatischer zeichnet sich ab, dass nicht nur die steigenden Infektionszahlen unsere Gesellschaft bedrohen
Stehen Deutschland und Europa vor einem Staatsnotstand? Die Berichte über dramatisch nach oben schießende Corona-Infektionszahlen hierzulande sowie über abermalige Lockdown-Maßnahmen wie Ausgangssperren in den europäischen Nachbarländern lassen dies befürchten. Neben alten „Corona-Hotspots“ wie Spanien und Italien entwickeln sich nun auch Länder wie Belgien oder Tschechien zu Schwerpunktgebieten der Pandemie.
Auch in Deutschland wird angesichts des Infektionsgeschehens längst wieder von einem neuen „Herunterfahren“ des öffentlichen Lebens gesprochen, wenngleich derzeit noch mit dem Hinweis versehen, dass dies niemand will. Allerdings kündigte das Kanzleramt am Montag das Vorziehen einer geplanten Krisensitzung mit den Ministerpräsidenten auf den Mittwoch an (die Ergebnisse lagen bei Drucklegung dieser Ausgabe noch nicht vor).
Doch schon vor dieser Sitzung zeichnet sich ab, dass Herbst und Winter 20/21 alles andere als beschaulich verlaufen werden. Nach der Absage des Karnevals- und Faschingsauftakts geraten nun Advent und Weihnachten ins Visier. Städte wie Aachen, Duisburg und Karlsruhe haben ihre diesjährigen Weihnachtsmärkte bereits abgesagt, in Orten wie Frankfurt am Main ist die Absage so gut wie sicher. Für das Fest selbst gibt es noch keine Beschlüsse, doch schlug der Pflegebeauftragte der Bundesregierung Andreas Westerfellhaus dieser Tage für Weihnachten schonmal ein „Schichtsystem“ vor, bei dem die Familienbesuche gestaffelt erfolgen könnten: „Man kann auch mal am 28. Dezember oder sogar noch später Bescherung machen“, so Westerfellhaus.
Parallel dazu kam freilich der Epidemiologe John Ioannidis von der Stanford University in einer Studie für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu der Erkenntnis, dass die Sterblichkeit durch Covid-19 vermutlich deutlich geringer ist als zu Beginn angenommen.
Nebenwirkungen der Therapie
Um so deutlicher treten inzwischen die Nebenwirkungen der bisherigen Therapie gegen das Coronavirus zutage. In Italien kam es zu Krawallen bei Demonstrationen von Arbeitern, die nicht mehr wissen, wovon sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen. In Österreich gehen Wirtschaftsvertreter davon aus, „dass die kommende Ski-Saison bereits gelaufen ist“. Weltweit stoßen Fluggesellschaften Flugzeuge ab, weil sie davon ausgehen, diese nicht mehr zu brauchen. Über die langsame Verwandlung vormals blühender Metropolen in Geisterstädte hat die PAZ bereits berichtet. Und in Berlin rief die Veranstaltungs-, Gastronomie- und Tourismuswirtschaft für Mittwoch dieser Woche zu einer Großdemonstration auf, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen.
In all diesen Fällen handelt es sich nicht um „Corona-Leugner“ oder „Covidioten“, als die manch Politiker die Kritiker der Corona-Maßnahmen bis dato gern hingestellt hat, sondern um Menschen, die schlichtweg um ihr wirtschaftliches Überleben kämpfen.
Dass „Corona“ längst auch das politische Tagesgeschäft beeinflusst, zeigte in dieser Woche die CDU. Am Montag beschloss der Parteivorstand, den geplanten Parteitag zur Wahl eines neuen Vorsitzenden abermals zu verschieben. Prompt kritisierte Friedrich Merz, der in den Umfragen unter den Unionsanhängern vorn liegt und für einen digitalen Parteitag mit anschließender schriftlicher Vorstandswahl plädiert hatte, den Beschluss scharf und interpretierte ihn in aller Öffentlichkeit als „letzten Teil der Aktion ,Merz verhindern'“.
In jedem Falle zeigt sich, dass nicht nur das Coronavirus die Gesundheit und das allgemeine Leben von Millionen Menschen bedroht, sondern auch die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Es scheint, als wüssten die Verantwortlichen selbst nicht, wie sie aus der verworrenen Lage herauskommen sollen, und dass sie deshalb alle Hoffnung auf die schnellstmögliche Einführung eines Impfstoffes setzen. Nur könnte es sein, dass unser Land bis dahin längst ein anderes ist.
Klaus Goltsmann am 03.11.20, 09:20 Uhr
Das Foto zeigt's deutlich: "Clubs" und "Discos" sind manchen deutschen Menschen wichtiger als...
Jan Kerzel am 03.11.20, 03:31 Uhr
Die Bundesregierung tut ihr Bestes, damit es mit den Transformationen auch vorwärts geht. Ein bisschen Geduld sollten die Bürgerinnen und Bürger aber auch mitbringen. Das Land befindet sich nun quasi im freien Fall, da ist die verbleibende Höhe schwer abzuschätzen. Der schwierigste Teil des Weges liegt nach meinem Dafürhalten hinter uns. Das wäre also schon geschafft!
Chris Benthe am 31.10.20, 09:51 Uhr
Die Chance dieser ausufernden Krise liegt im jähen Erwachen bislang uninteressierter Bevölkerungskreise, die in naiver Vertrauensseligkeit die ewig gleiche Machtelite wiedergewählt haben. Das könnte sich jetzt ändern, angesichts der eigenen existenziellen Bedrohung durch eine verantwortungslose Politik, durch ihre völlig überforderten, inkompetenten Schwätzer. Warum wohl eruiert der wissenschaftliche Dienst des Bundestages die Möglichkeit einer Verschiebung der Bundestagswahl um bis zu 48 Monate ? Ich wage die Prognose, dass die noch tonangebende Machtelite eher abtreten könnte als sich mancher oppositionelle Geist erhofft und die angebliche Mehrheit der affirmativen Mitläufer befürchtet hat.
sitra achra am 29.10.20, 14:51 Uhr
Der "stürmische Herbst" wird, so fürchte ich, zur Dauererscheinung werden, Ausgang ungewiss.
Michael Holz am 28.10.20, 16:36 Uhr
"Nur könnte es sein, dass unser Land bis dahin längst ein anderes ist."
Lieber Herr Nehring, unser Land ist bereits ein anderes. Es hat nicht nur mit dem Virus zu tun. Es hat sich durch vielen vorsätzlichen Fehlentscheidungen des Establishments unter IM Erika geändert.
In den letzten zwanzig Jahren habe ich nur knappe zwei Jahre in Deutschland leben müssen. Ein Glück! Dieses Land wird mir immer fremder, es ist klimatisch und gesellschaftlich zu kalt. Es gibt bessere Orte auf dem Planeten, auf dem man (noch) leben kann. Ich verstehe die Deutschen nicht, sie wählen die, welche ihr Land zerstören.